Ein Team von 121 internationalen Wissenschaftlern rekonstruierte unter Leitung von Ludovic Orlando (Vetmeduni Vienna) die Geschichte des Pferdes. Dazu arbeiteten verschiedene Fachbereite zusammen, unter anderen Experten aus der Genetik, der Archäologie, der Evolutionsbiologie zusammen. Besonders wichtig für die Studie war die DNA-Forschung. Die Fachzeitschrift Cell hat den Artikel veröffentlicht.
Die Domestizierung von Pferden begann vor rund 5.500 Jahren und gilt damit als spät. Hunde, Schweine und Rinder waren zu diesem Zeitpunkt bereits an ein Leben mit dem Menschen angepasst. Ein wichtiges Ergebnis der Forscher: Die genetische Vielfalt der Pferde war in der Geschichte sehr viel größer als heute. Obwohl wir heute viele verschiedene Rassen kennen, gibt es nur das Hauspferd und das Przewalski-Pferd als genetischen Typ. So entdeckte das Team eine bisher unbekannte Linie von Pferden in Iberien. Diese Pferde lebten bis vor mindestens 4.000 Jahren und existieren heute nicht mehr.
Außerdem stellten die Forscher fest, dass der Wandel, den die Pferdetypen durchlebten, nicht mehr für unsere Zeit gilt. Ludovic Orlando erläutert: „Unsere auffälligste Erkenntnis war, dass die genetische Vielfalt der Pferde während der meisten der letzten vier Jahrtausende relativ stabil blieb. In den letzten Jahrhunderten fiel diese Vielfalt jedoch gleichzeitig mit der Entwicklung nahe zusammen liegender Gestüten und moderner Zuchtmethoden deutlich zurück.“ Relativ jung sei die Selektion für motorische Veränderung, die die Geschwindigkeit betrifft. Sie habe sich zum großen Teil wahrscheinlich im letzten Jahrtausend entwickelt.
Geschichte des Pferdes und der Menschen
Pferde haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Menschheit: Sei es durch die Art, wie wir Reisen, Güter transportieren oder Kriege geführt haben. Ludovic Orlando sagte dazu: „Menschen und Pferde haben im Laufe der Geschichte eine spezielle wechselseitige Beziehung gehabt. Nicht nur das Schicksal großer historischer Schlachten wurde auf Pferderücken entschieden, Pferde waren im 19. Jahrhundert auch für das wirtschaftliche Leben von Großstädten wie New York, London oder Paris von entscheidender Bedeutung, da sie jeden Tag außergewöhnliche Mengen an Menschen und Gütern transportierten. Unser Hauptziel ist es zu verstehen, wie Menschen und ihre Aktivitäten das Pferd im Laufe der Geschichte zweckmäßig transformiert haben, welche und wie viele Pferderassen von verschiedenen Kulturen entwickelt wurden und wie diese wiederum die Menschheitsgeschichte beeinflussten.“ Die moderne Pferdezucht sei nicht so vielfältig, wie die Varianten der Vergangenheit. Um diese weiter zu erforschen, seien weitere, interdisziplinäre Forschungen nötig.