Schnell sind Profis in der Aktivstallhaltung: Nicht eine, sondern gleich vier Aktivstallgruppen managt Familie Schnell auf dem Pferdehof Luppmanns in Amtzell (Baden-Württemberg). Wie es zu den vier Gruppen kam, warum sie das Standbein Reitschule aufgegeben haben und was ihre Erfahrungen in der Gestaltung und im Managen von Aktivställen sowie im Umgang mit Kunden ist, erfahren Sie in dieser Betriebsreportage.
Vier Aktivställe managen Christina und Daniel Schnell in Amtzell (württembergisches Allgäu). Um die verschiedenen Ställe und Pferdegruppen auseinander halten zu können, greift das Betriebsleiterehepaar mit seinen Mitarbeitern nicht etwa auf ein Nummern- System zurück. Stattdessen gibt es klangvolle Namen wie „Aktivstall am Obstgarten“, „Aktivstall am Wald“, „Aktivstall am Stadel“ und „Aktivstall an der Reithalle“. Die Benennung bringt zwei Vorteile: Zum einen ist so für alle die Lage des Aktivstalls und der Gruppe klar. Der andere ist clevere Kommunikations-Arbeit. Christina Schnell erklärt: „Wer will sein Pferd schon in den ‚alten‘ Aktivstall stellen? Unsere Aktivställe sind absolut vergleichbar in der Ausstattung – trotzdem würde ‚neu‘ für Einsteller attraktiver wirken als ‚alt‘. Um diesen Vergleich zu umgehen, haben wir uns die anderen Namen ausgedacht.“
„Noch arbeiten meine Eltern beide im Betrieb mit. Für uns war aber wichtig, künftig von dieser Hilfe unabhängiger zu sein, denn sie werden als Arbeitskräfte irgendwann ausscheiden. Gleichzeitig werden Löhne immer teurer und es ist schwer, gutes Personal zu bekommen. Der Ausbau der Aktivstallhaltung war für uns die Lösung“, berichtet die Betriebsleiterin.
Von Milchviehbetrieb zur Aktivstallhaltung
Wie so viele Pferdebetriebe war auch der Pferdehof Luppmanns ursprünglich ein Milchviehbetrieb. 2003 gründeten Schnells eine kleine Ponyreitschule, um den Bedarf in der Umgebung abdecken zu können. Als erste überdachte Reitgelegenheit kam das Reitzelt auf den Betrieb. 2010 folgte dann eine richtige Reithalle. „Damals war es durch die Förderung für Photovoltaikanlagen sehr attraktiv, große Dächer zu bauen. So wurde es für uns rentabel, eine Reithalle zu bauen“, erläutert Christina Schnell. Um auf einem möglichst großen Dach, möglichst viele Solar-Module unterbringen zu können, bekam die Reithalle eine Anschleppung, in der Paddockboxen untergebracht wurden. Christina Schnell berichtet: „Zeitgleich habe ich meinen ersten strukturierten Bewegungsstall gesehen und war begeistert. Wir haben uns mit der Firma HIT-Aktivstall in Verbindung gesetzt und weil der Bagger nun schon mal da war, haben wir auch unseren ersten Aktivstall, konzipiert für 20 Pferde, gebaut.“ So kamen Schnells zur Aktivstallhaltung.
Neben der Ponyreitschule führte Familie Schnell damit einen kleinen Pensionsbetrieb. Im Rahmen ihrer Meisterarbeit zum Pferdewirtschaftsmeister Zucht und Haltung machte sich Christina Schnell detaillierte Gedanken zur Zukunft ihres Betriebs. Neben einer Analyse des Betriebs, war auch die Weiterentwicklungsmöglichkeit ein wichtiger Teil der Arbeit: Was sollte in 5 oder in 10 Jahren mit dem Betrieb passieren? „Noch arbeiten meine Eltern beide im Betrieb mit. Für uns war aber wichtig, künftig von dieser Hilfe unabhängiger zu sein, denn sie werden als Arbeitskräfte irgendwann ausscheiden. Gleichzeitig werden Löhne immer teurer und es ist schwer, gutes Personal zu bekommen. Der Ausbau der Aktivstallhaltung war für uns die Lösung“, berichtet die Betriebsleiterin. Sie sieht darin gleich mehrere Vorteile: „Wir bauen dadurch auf ein einheitliches Konzept, haben durch automatisierte Fütterung flexiblere Arbeitszeiten, weniger körperliche Belastung und eine Einsparung der Fremdarbeitskräfte.“
Auch den Paddockboxenstall haben Schnells inzwischen in einen Aktivstall verwandelt. Dabei wurden die Boxenwände rausgerissen und die Reithallenanschleppung fungiert stattdessen als große Liegehalle. Insgesamt gibt es auf der Anlage inzwischen 75 Pensionspferde, um die sich Daniel und Christina Schnell, Christinas Eltern Agnes und Reinhold Peter sowie eine Mitarbeiterin und eine Auszubildende kümmern. Der Einstellerpreis beträgt 420 Euro, zu dem je nach Bedarf noch Serviceleistungen, wie Decken- oder Medikamente-Service, kommen.
Aufgabe des Schulbetriebs
Heute gibt es auf dem Pferdehof Luppmanns keinen Schulbetrieb mit Reitschulpferden oder -ponys mehr. Lediglich Reitunterricht auf dem eigenen Pferd können Schnells nach wie vor anbieten. Für diese betriebliche Entwicklung gibt es zwei Gründe. Einer ist das Alter der Schulponys. „Unsere Ponys haben lange und treue Dienste getan, sind aber inzwischen alle in ein hohes Alter gekommen. Im Schnitt sind sie 22 Jahre alt, sodass wir nun an einem Punkt angekommen sind, an dem wir in neue Schulpferde investieren müssten.“ Der zweite Grund ist die schwere Vereinbarkeit von Pensionspferdehaltung und Reitschulbetrieb. „Was Belegung der Reithallen und Putzplätze angeht, wird es mit Pensionspferdehaltung parallel zum Schulbetrieb auf unserer Anlage zu knapp. Ein Reitschulbetrieb wäre interessant und rentabel – aber nicht bei uns hier am Standort“, zieht die Betriebsleiterin ihr Fazit.
Ausstattung der Aktivställe
Beim Bau der Aktivställe war es für Schnells wichtig, möglichst wenig Erde zu bewegen. Im hügeligen Allgäu gibt es deshalb in jedem Aktivstall Hanglage. „Die meisten Einsteller erkennen schnell, dass ihr Pferd so ein gutes Training erhält“, sagt Christina Schnell. Damit sich im Winter durch festgetretenen Schnee kein hartnäckiges und gefährliches Eis bilden kann, räumt das Team bei Schneefall die Flächen maschinell. Bei der Bodenbefestigung unterscheiden sich die Aktivställe: Zwei Aktivställe sind mit TTE-Platten von Hübner-Lee ausgestattet. „Für uns ist daran interessant, dass man unter den TTE-Platten die Humus-Schicht liegen lassen kann und so das Bodenleben intakt lässt“, betont die Betriebsleiterin, für die auch Nachhaltigkeit auf der eigenen Anlage sehr wichtig ist. Ein Aktivstall ist mit Paddockgittern von HIT-Aktivstall, der andere mit Lochgummi- Matten von HIT-Aktivstall ausgestattet, wobei letztere mit einem Unterbau verlegt sind.
Vor den Eingängen zu den Aktivställen befindet sich jeweils eine Möglichkeit, wo alle Einsteller das Halfter ihres Pferdes an eine beschriftete Aufhängung aufhängen können. Auch für jede Decke gibt es einen beschrifteten Platz. So sind die Einsteller zur Ordnung gezwungen und wenn ein Einsteller einen Deckenservice buchen möchte, wissen die Mitarbeiter genau, welche Decke, bzw. welches Halfter das richtige ist. Außerdem gibt es vor den Eingängen je eine Schleuse, sodass Pferde ohne Ausbruchgefahr aus der Herde genommen werden können, ein wichtiges Sicherheitsfeature der Aktivstallhaltung.
Tränketechnik
Drei von vier Aktivställen setzen auf längliche Suevia-Tränken, die Schnells über HIT-Aktivstall bezogen haben. „Wenn z. B. eine Gruppe gleichzeitig von der Koppel kommt oder die Raufen zugehen, wollen mehrere gleichzeitig trinken. Aus diesen Wannentränken trinken auch vier bis fünf Pferde gleichzeitig ohne Probleme. Es gibt dadurch einfach weniger Rangeleien ums Wasser“, erklärt Christina Schnell. Im ehemaligen Boxenstall blieben die vorhandenen frostsicheren Tränke-Becken bestehen.
Liegehallen
Als Liegehallen haben Schnells für drei Aktivställe Bestandsgebäude nutzen können. Insgesamt 4 Liegehallen wurden neu gebaut. Grundsätzlich gibt es in jedem Aktivstall mehrere Liegehallen. „Zwischen 11 und 13 m² Liegefläche stehen pro Pferd zur Verfügung – das variiert leicht je nach Stall. Denn eine einzige Liegehalle müsste riesig sein und es kann passieren, dass einzelne Pferde sich trotzdem nicht reintrauen“, befürchtet Christina Schnell.
Gemein haben die verschiedenen Liegehallen auf dem Pferdehof Luppmanns, dass alle mit Horse-Flakes-Waldboden eingestreut sind. Eine fressbare Einstreu kommt aufgrund der hohen Anzahl an fressfreudigen Robust-Pferden in den Gruppen nicht in Frage. „Der Waldboden ist für uns alternativlos. Natürlich muss man ihn entsprechend pflegen: wir äppeln zwei Mal täglich ab und streuen regelmäßig nach. Andererseits haben wir ihn in der ersten Liegehalle inzwischen drei Jahre eingesetzt und müssen ihn diesen Herbst erst zum ersten Mal austauschen. Mit dieser Haltbarkeit sind wir sehr zufrieden und die Geruchsbildung ist minimal, viel besser als bei Stroh“, resümiert Christina Schnell. Ein weiterer Vorteil für den Betrieb: Da der Pferdemist in der eigenen Biogasanlage verwertet wird, dürfen wenig Fremdbestandteile darunter sein, was durch die feine Waldboden-Einstreu gut steuerbar ist.
Automatische Fütterung
Die Fütterung funktioniert dank Automatisierung bedarfsgerecht und individuell. In jeder Aktivstallgruppe gibt es einen Ad-Libitum- Heubereich. Die beiden größeren Aktivställe sind zusätzlich mit zeitgesteuerten Heuraufen und Einzel-Raufutter-Stationen ausgestattet, die anderen beiden setzen auf Raufutterversorgung in Einzelstationen. Auch die Kraftfutterversorgung funktioniert in der Aktivstallhaltung der Familie Schnell über Kraftfuttereinzelautomaten. Das Team von Pferdehof Luppmanns füttert überwiegend Heu.
„Dass wir auch Heulage füttern, hat praktische Gründe. Für einen Teil des zweiten Schnitts wird es im August teilweise einfach zu schwer, das Heu komplett trocken zu bekommen, weil die Tage schon wieder kürzer werden. Es ist dann für uns sicherer, qualitativ hochwertige Heulage herzustellen. Die können wir auch im Freien lagern“, erläutert Christina Schnell die Entscheidung. Verfüttert wird die Heulage nur in Stationen. Denn einige wenige Besitzer möchten nicht, dass ihre Pferde auch Heulage bekommen. Diese können für diese Station ausgeschlossen werden. Der Großteil des Raufutterbestands stammt aus eigenem Anbau, den Schnells auf insgesamt 36 ha Grünland bewirtschaften. Während der Betrieb die ersten beiden Schnitte als Pferdefutter verwendet, ist der dritte Schnitt für die eigene Biogasanlage bestimmt.
Standweiden statt Wechselweiden
Weidepflege funktioniert für die Fläche zur Raufutterproduktion und der Weidefläche unterschiedlich. „Bei den Raufutterflächen übernehmen die Obergräser die Mehrheit. Wir mähen meist Ende Mai oder sogar erst Anfang Juni. Dann sind die Obergräser schon verblüht und das möchten wir haben: Diese rohfaserreiche Masse. Im Freizeitreiterbereich haben wir eher ein Problem mit zu dicken Pferden, als andersrum“, schildert die Betriebsleiterin.
Im Gegensatz zur eher lichten Grasnarbe der Heuwiese, soll die Koppelfläche möglichst strapazierfähig sein. Die Betriebsleiterin berichtet: „Hier wachsen fast nur Untergräser. Natürlich sind die Koppeln relativ runtergefressen – in unserem Fall ist das aber Absicht. Wir gehen mit Anfang April relativ früh in die Weidesaison und bis auf eine kurze Zeit im Winter, sind sie auch immer geöffnet.“
Pferdegesundheit vor Weidegesundheit
Schnells haben sich für ein Standweidensystem entschieden. Das Wechselweidensystem mit hochwertigen Gräsern hat für sie gerade für Robust-Rassen zu einer Überversorgung geführt, viele Pferde konnten die bereitstehenden Koppeln nur sehr kurz genießen. Christina Schnell gesteht: „Ein Pflanzenbauer schlägt bei unseren Weiden vielleicht die Hände über dem Kopf zusammen und sagt: ‚Die Grasnarbe muss sich doch erholen können!‘. Für mich ist aber die Gesundheit der Pferde im Fokus, und nicht die der Grasnarbe.“
Abgeäpfelt werden die Koppeln von Hand. Der Weidegang funktioniert im Aktivstall über ein Selektionstor, zurück können die Pferde jederzeit über ein Ein-Wege-Tor. Die Standweiden sind genau wie die Aktivställe mit stabilen Festzäunen ausgestattet: „Wir haben auf unserer ersten Koppel und im Aktivstall die Zäune von einem Zaunbauer mit Patura-Material machen lassen und sind mit dem Ergebnis bis heute wirklich sehr zufrieden. Die späteren Flächen haben wir mit Fichtenholz aus dem eigenen Wald und Material von AKO gebaut, einfach aufgrund der Regionalität. Auch mit diesen Zäunen sind wir sehr zufrieden“, berichtet Christina Schnell.
Herdenhaltung: Eine Frage des Managements
Ein wichtiger Faktor für die Aktivstallhaltung ist das Herdenleben. Auf dem Pferdehof Luppmanns gibt es nur gemischte Herden. „Wir haben zwischenzeitlich überlegt, ob wir mal eine reine Stuten- oder eine reine Wallachherde aufbauen sollten. Da es aber Bestandsgruppen waren und wir entweder Wallache oder Stuten aus den bestehenden Gruppen hätten herausnehmen müssen, haben wir das nie umgesetzt.“ Kritische Zeitpunkte in gemischten Herden sind nach Erfahrung der Betriebsleiterin die Monate März, April. „Dann kann es schon mal vorkommen, dass Wallache aufreiten. Unserer Erfahrung nach verläuft diese Zeit in stabilen Herden ruhiger ab. Außerdem beobachten wir gerade zwischen Stuten und Wallache sehr schöne Freundschaften“, berichtet die Betriebsleiterin.
Neuankömmlinge kommen 10 Tage in Quarantäne, bevor der Integrationsprozess in die Herde beginnt. Dieser beginnt in der Integrationsbox, die durch massive Gitter von der Herde abgetrennt sind. Über die Zäune hinweg können die Pferde sich langsam kennenlernen. Außerdem sind die Integrationsboxen mit je zwei Zugängen ausgestattet, einem zur Herde und einem direkt nach draußen: Die Pferdehalter der Integrationspferde müssen mit ihrem Vierbeiner nicht durch die Herde durch, wenn sie es zum Putzen oder Trainieren holen möchten, sondern können es direkt rausführen.
Integration
Wie die weitere Integration abläuft hängt von mehreren Faktoren ab. „Ein wichtiger ist das Wetter. Bei gutem Wetter, dürfen die neuen Pferde für eine Zeit mit auf die Koppel. Ansonsten laufen sie anfangs für eine oder zwei Stunden pro Tag mit in der Herde. Grundsätzlich kommen sie nachts so lange in die Integrationsbox, bis sie die Automatenfütterung beherrschen“, sagt Christina Schnell. Das Anlernen an die Automaten übernimmt das Team vom Pferdehof Luppmanns selbst, weil es eine Aufgabe ist, bei der Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt sind. Außerdem ist sie durch den beengten Raum in den Stationen nach Erfahrung der Betriebsleiter nicht ohne Risiken für den Menschen.
Wie schnell neue Pferde integriert sind, ist unterschiedlich: „Wir hatten Pferde, die nach 4 Tagen bereits integriert waren, wenn sie aus Bewegungsstallhaltung kamen und konfliktarm sind. Andere sind drei Wochen nachts noch in der Box. Häufig gilt: Je jünger und je verfressener, desto schneller geht es“, schmunzelt die Betriebsleiterin. „Ein Vorteil der vier Aktivställe: Passt ein Pferd nicht in eine Gruppe, kann es in einer anderen Gruppe – vorausgesetzt ein Platz ist frei – wunderbar zur Herdendynamik passen.“
Trainingsmöglichkeiten
Für die Einsteller der insgesamt 75 Pensionspferde gibt es viele verschiedene Trainingsmöglichkeiten: zum Beispiel eine 20 x 40 m große Reithalle mit Quarzsand-Textil-Reitboden. Die Halle ist mit Windschutznetzen ausgestattet, die viel Licht und frische Luft ermöglichen.
Außerdem gibt es einen Außenreitplatz 20 x 60 m, der mit Textilreitboden von Swing Ground ausgestattet und hell beleuchtet ist. Das Ziel der Betriebsleiter war es, eine zusätzliche Trainingsfläche zu schaffen, die möglichst das ganze Jahr über nutzbar ist – auch wenn es während der Wintermonate nach Feierabend bereits kalt und dunkel ist. „Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden: Die Tretschicht wurde eingebracht und es hat sich sehr schnell diese Matte gebildet, sodass er gut bereitbar ist.“, freut sich Christina Schnell.
Das Reitzelt ist eher für Bodenarbeit gedacht: „Das war unsere erste überdachte Reitmöglichkeit. Von der Deckenhöhe ist es für Großpferde zum Reiten eigentlich zu niedrig, aber zum Longieren oder Bodenarbeit machen ist es gut“, beschriebt Christina Schnell. Ein Longierzelt mit 20 m Durchmesser, das ebenfalls mit Textilboden ausgestattet ist, und eine Wiese mit Trailhindernissen runden das Angebot ab.
Kundenmanagement
Vom Western- zum Englisch-Reiter: Auf dem Pferdehof Luppmanns treffen verschiedene Reitweisen aufeinander. Idealerweise sollen sie voneinander lernen, was nach Erfahrung der Betriebsleiterin gut funktioniert. Eine Impfpflicht gibt es auf dem Betrieb nicht. Zusätzlich zur Quarantäne-Pflicht für Neulinge existierten strenge Regeln für Fremdpferde. Die Betriebsleiterin führt aus: „Es dürfen beispielsweise keine fremden Pferde an unseren Putzplätzen stehen und wenn es einen Kurs oder Lehrgang gibt, sind die Fremdpferde grundsätzlich getrennt von unseren. Wir halten auch unsere Turniergänger dazu an, vorsichtig zu sein: z. B. einen eigenen Tränkeeimer mit aufs Turnier nehmen und nicht den des Veranstalters benutzen, aus dem vorher schon 20 andere getrunken haben.“ Dieses Bewusstsein soll auch durch die anfängliche Quarantäne gestärkt werden.
Das Entwurmungsmanagement auf dem Pferdehof Luppmanns sieht zwei Termine pro Jahr vor: Im Frühjahr bieten die Betriebsleiter eine selektive Entwurmung an. Die Einsteller müssen dabei die Kotproben selbst einsammeln, diese Auch wenn es im Winter abends dunkel ist können die Einsteller den 20 x 60 m großen Textilreitplatz, der mit Swing Ground ausgestattet ist nutzen. bringen die Betriebsleiter gesammelt ins Labor. Entwurmen muss nur, wer einen Befund hat oder keine Kotprobe sammeln möchte. Die große Wurmkur gegen Bandwürmer und Magendasseln im Spätherbst hingegen ist für alle verpflichtend. „Aus meiner Sicht der wichtigste Aspekt der Gesundheitsvorsorge ist, dass wir jeden Morgen die Ställe durchgehen und wirklich jedes einzelne Pferd anschauen“, fügt die Betriebsleiterin an. Sollte es gesundheitliche Vorkommnisse geben, notieren die Mitarbeiter das in einer internen Whatsapp-Gruppe und verständigen ggf. den Besitzer.
Eine selbst gebaute Pferdewaage hilft auf dem Betrieb, das Gewicht der Pferde im Auge zu behalten. Christina Schnell beschreibt: „Die Einsteller können ihre Pferde nach Bedarf wiegen und melden sich dann, wenn es zu starken Abweichungen kommt. Eine kritische Zeit ist erfahrungsgemäß der Mai, da nehmen viele Pferde aufgrund des Koppelgrases zu. Durch die Waage kriegen wir das aber früh mit und können gegensteuern.“
Fazit
Daniel und Christina Schnell haben in der Aktivstallhaltung ihr Konzept gefunden, hinter dem sie stehen und das sie inzwischen mit viel Erfahrung und Fachwissen betreiben. Das Geheimnis im erfolgreichen Umgang mit Einstellern ist für Christina Schnell die eigene Einstellung: „Man muss sich bewusst werden, wie dankbar man sein kann, mit so vielen Menschen das Interesse Pferd zu teilen und positive Aspekte wertschätzen“, betont die erfahrene Betriebsleiterin. Ein weiteres Fazit nach über zehn Jahren Aktivstallhaltung: Mit Bau und Planung allein ist es nicht getan. Langfristiges Bestehen ist von gutem Management abhängig – und dem Willen, ständig dazuzulernen.
Betriebsreportage aus Ausgabe Pferdebetrieb 10/2021. Hier Pferdebetrieb lesen.