Pferde brauchen Sozialkontakte, viel Bewegung, Licht und frische Luft. In der Regel wird dies durch die Bewegung im Offenstall, auf der Pferdekoppel oder dem Paddock ermöglicht. Im Sommer kein Problem. Doch wie schaut es mit dem Weidegang im Winter aus?
Viele Pferdebetriebe schließen im Winter die Koppeln, damit sich diese für die kommende Weidesaison erholen können. Außerdem, um Schäden durch Pferdehufe in aufgeweichtem Boden zu vermeiden – vor allem, wenn die Pferde beschlagen sind. Wer Pferde trotz winterlicher Temperaturen den Weidegang ermöglichen möchte, der sollte ein paar Tipps beherzigen. Denn grundsätzlich vertragen Pferde Kälte besser als Hitze und sie haben mit Minus-Temperaturen kein Problem, wenn sie ein dichtes Winterfell haben.
Für den winterlichen Weidegang eignen sich in der Regel Flächen mit geringer Hangneigung und einem trockenen, gut durchlässigen Boden. Hangweiden oder Flächen, die zu Staunässe neigen, sind weniger bis gar nicht geeignet, da hier die Grasnarbe durch die Pferdehufe geschädigt werden kann. Hier ist der Weidegang nur in Ausnahmefällen bei gefrorenem Boden und einer geschlossenen Schneedecke anzudenken. Zu empfehlen ist für beanspruchte Winterweiden im Frühjahr neben den üblichen Pflegemaßnahmen eine Nachsaat einzuplanen.
Zaunkontrolle ist ein Muss
Grundsätzlich ist zu bedenken, dass weiße Seile und Bänder im Schnee von den Pferden nur schlecht zu erkennen sind. Farbige Bänder und Litzen sind hier eine Alternative. Zudem wird im Winter der Weidezaun besonders hart beansprucht. Bei Schneefall liegt dieser auf den Elektrobändern und macht dies schwerer und dehnt sie. Daher müssen Litzen und Bänder regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf vom Schnee befreit werden, damit die Hütesicherheit erhalten bleibt. Außerdem muss eventuell die Hütespannung angepasst werden. Gerade Robustrassen bilden ein so dickes Winterfell aus, dass die normale Spannung, die im Sommer ausreicht, kaum vom Pferd wahrgenommen wird.
Winter-Check-Up für den Weidezaun
Pferdebetrieb hat Mrakus Öxle von AKO gesprochen, um zu erfahren, was der Experte in punkto Winterweide zu Fragen folgenden Fragen sagt:
Pferdebetrieb: Wie sollte man Zäune auf die kühle Jahreszeit vorbereiten?
Markus Öxle: Generell gilt, dass sich Leitermaterialien (v. a. Stahldrähte, wie sie z. B. bei unserem elektrifizierbaren Pferdezaunsystem „Premium Horse Wire“ zum Einsatz kommen) bei niedrigen Temperaturen zusammenziehen. Um eine Beschädigung an Leitermaterialien oder Isolatoren zu vermeiden bzw. zu große Zugkräfte an den Pfählen zu verhindern, empfiehlt es sich, eventuell vorhandene Drahtspanner entsprechend zu lockern bzw. in regelmäßigen Abständen Temperaturausgleichsfedern in die Zaunanlage zu integrieren.
Pferdebetrieb: Was ist in Regionen mit viel Schneefall bezüglich der Zäune, z. B. für die Winterkoppel, zu beachten?
Markus Öxle: Da Pferde Fluchttiere sind, müssen sie die Einzäunungen gut sehen können. Generell sind weiße Zäune (Bänder und Seile) bei Schnee für Pferde schlechter sichtbar und damit keine eindeutige optische Barriere mehr. Bänder und Seile mit farblich abgesetzten Kennfäden können hier Abhilfe schaffen. Bei der Verwendung von Breitbändern ist darauf zu achten, dass diese regelmäßig von Schnee und Eis befreit werden, um ein Durchhängen des Leitermaterials, und damit Ableitung in den Boden, zu verhindern. Gegebenenfalls sollte das Weidezaunband entsprechend nachgespannt werden. Zusätzlich ist auch darauf zu achten, dass sich auf den Isolatoren keine Schneedecke bildet, da diese als „Brücke“ zwischen Leitermaterial und Pfahl wirken kann und somit zu Ableitung führt. Ein täglicher Kontrollgang an Ihrer Zaunanlage bei Schneefall ist also unerlässlich, um die Hütesicherheit der Pferde zu gewährleisten.
Die Funktionstüchtigkeit der Elektrozaunanlage muss täglich mindestens einmal durch eine Spannungsmessung am Zaun geprüft werden und darf sich nicht auf die Beobachtung eventuell am Elektrozaungerät vorhandener Kontrolleinrichtungen beschränken. Die Spannung bei normalen Boden an jeder Stelle des Zaunes muss dabei mindestens 2.000 V betragen – bei trockenen Böden im Winter besser min. 3.000 Volt.
Pferdebetrieb: Muss die Erdung an die niedrigen Temperaturen angepasst werden?
Markus Öxle: Zusammen getrampelter Schnee und Eis sind sehr schlechte Leiter (zu wenig Feuchtigkeit im Boden, ähnlich wie bei sehr trockenen Böden im Sommer) und verhindern, dass der Strom bei Zaunberührung ungehindert über die Erdstäbe zum Gerät zurückfließen kann. Im Winter empfiehlt sich daher, die Anzahl der Erdstäbe zu erhöhen. Weiterhin kann das Anbringen eines zusätzlichen sogenannten „Minus-Leiters“ an die bestehenden Zaunanlagen Abhilfe schaffen. Dieser wird an den Erdanschluss des Weidezaungeräts angeschlossen und dient damit als „Erdungskanal“ im Falles schlecht leitfähiger Bodenverhältnisse
Pferdebetrieb: Was gibt es sonst noch zu beachten?
Markus Öxle: Es gilt zu beachten, dass es bei Minustemperaturen zu reduzierter Kapazität der Weidezaunbatterien kommt und sich die Batterielaufzeit verringert. Der Batterieladezustand sollte daher bei Frost regelmäßig überprüft werden.