Als Faustformel gilt:
Die untere Grenze der Raufutterversorgung ist 1,5 kg Raufutter pro 100 kg Lebendmasse täglich (das heißt: ein 600 kg schweres Pferd benötigt pro Tag mindestens 9 kg Heu).
Pferde mit nur geringer Arbeitsbelastung beziehungsweise im Erhaltungsstoffwechsel können gut nur mit Raufutter und einem vitaminierten Mineralfutter versorgt werden. Futtersuche und -aufnahme gehören zu den Grundbedürfnissen. Pferden müssen der zeitliche Rahmen und die Möglichkeiten dafür eingeräumt werden. Eine Begrenzung der Futtermenge, besonders bei Robustpferden, kann allerdings notwendig sein, um einer Verfettung vorzubeugen, zum Beispiel durch Beschränkung der Futtermenge (Futterraufen, Heunetze, Futterautomaten), durch Energieverdünnung mittels Beimengung von hygienisch einwandfreiem Futterstroh und durch über den Tag verteilte Raufuttervorlagen.
Neue Energiebewertung von Futtermitteln in der Pferdefütterung
Die bis dato angewendete Energiebewertung für Pferdefutter basiert auf verdaulicher Energie (vE), die sich aus der Bruttoenergie (physikalischer Brennwert) abzüglich der Verluste durch Kotenergie ergibt. Die verdauliche Energie kann jedoch nur teilweise für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen und für Leistungsanforderungen genutzt werden, da zusätzlich Verluste durch Harnabgabe und Gasbildung (besonders im Dickdarmbereich durch Mikrobentätigkeit) zu verzeichnen sind. Unter Beachtung der Energieverluste aus Harn- und Gasabgabe kommt man von der Bewertungsstufe der verdaulichen Energie zur umsetzbaren Energie. Die druckt die Menge der für Stoffwechselaktivitäten bereitgestellten Energie aus, die für Körperfunktionen und Leistungsanspruche voll nutzbar ist (Nettoenergie) und umfasst auch den Anteil an Energie, der für die bei den Stoffwechselaktivitäten anfallende Wärmeproduktion verbraucht wird.
Energiebewertung von Futtermitteln:
Bruttoenergie minus
Kotenergie
↓
Verdauliche Energie minus
Harnernergie und Energie der Darmgase
↓
Umsetzbare Energie minus
Warmeenergie
=
Nettoenergie
Neue Untersuchungen ermöglichen es, die Energieverluste durch Harn- und Darmgasabgabe zu schätzen und somit einen Wert für die umsetzbare Energie zu ermitteln. Der Ausschuss für Bedarfsnormen in der Pferdefütterung hat aufgrund von Forschungsergebnissen eine Energiebewertung von Futtermitteln für Pferde auf Basis der umsetzbaren (metabolisierbaren) Energie vorgeschlagen. Die Schatzformel für den Gehalt an umsetzbarer Energie in Einzelfuttermitteln, Mischfuttermitteln und Rationen für Pferde sieht wie folgt aus:
ME (MJ/kg TM) = 3,54+0,0129*
XP+0,0420*XL-0,0019*XF+0,0185 NfE
XP: Rohprotein
XL: Rohfett
XF: Rohfaser
NfE: Stickstofffreie Extraktstoffe
jeweils in Gramm angegeben
Zu beachten ist, dass die Schatzformel auf der Trockenmasse basiert, in der Fütterung jedoch Frischmasse eingesetzt wird, sodass noch eine entsprechende Umrechnung erfolgen muss. Die neue Energiebewertung in der Pferdefütterung, veröffentlicht von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie, führt unter Beachtung der Darmgas- und Harnernergieverluste zu einer Reduzierung der bisherigen für Futtermittel ausgewiesenen Energiebewertungsgrößen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass auch der Bedarf der Pferde an metabolisierbarer Energie durch die Neubewertung geringer ausfällt.