Resistenzbildung
Vorteil der selektiven Entwurmung ist nach derzeitigem Wissensstand, dass sich durch seltenere Kuren langsamer Resistenzen gegen die Wirkstoffe bilden. Einige Forscher vertreten die These, dass weniger Resistenzen auftreten, wenn auf der Weide eine gewisse Wurmpopulation vorhanden ist. Dann hätten die resistenten Parasiten weniger Lebensraum, um sich zu vermehren, und die Wahrscheinlichkeit, dass Pferde resistente Würmer aufnehmen, sinke. Eine völlig wurmfreie Koppel wäre demnach gar nicht gut, so die Theorie. Zeitelhack ist hierbei skeptisch: „Ich finde: je weniger Würmer da sind, umso besser.“ Da günstige Wurmkuren wie Panacur oder Rintal zum Teil Resistenzen gebildet haben, empfiehlt Zeitelhack, erwachsene Pferde mit den drei Wirkstoffen Ivermectin, Moxidectin und Praziquantel zu entwurmen. „Fohlen brauchen hingegen am Anfang Panacur, da sie vor allem Probleme mit Spulwürmern haben, die ich mit Panacur am besten in den Griff bekomme. Hatte ein Pferd einmal Spulwürmer und besiegt diese, ist es fortan immun. Erwachsene Pferde haben keine Spulwürmer mehr.“ Derzeit ist Moxidectin der einzige Wirkstoff, der auch eingekapselte kleine Strongyliden wirksam bekämpft und gegen den, laut Binding, noch keine Resistenzen vorliegen. „Wichtig ist, die Wirkstoffe nicht in zu geringer Dosis zu geben, denn das fördert Resistenzen.“
Schaden Wurmkuren dem Pferd?
Viele Betriebsleiter entwurmen auch deshalb selektiv, weil sie das Pferd schonen möchten. Allerdings schadet der Wirkstoff dem Pferd eigentlich nicht. Zeitelhack erklärt, warum einige Pferde nach einer Wurmkur dennoch mit Durchfall, Bauchschmerzen oder Koliken zu kämpfen haben: „Das liegt nicht am Wirkstoff an sich. Hat ein Pferd viele Würmer, sterben durch die Wurmkur auf einmal sehr viele Würmer gleichzeitig ab. Dabei entstehen Giftstoffe und diese schaden dem Pferd. Das können Sie vermeiden, indem Sie den Wurmbefall beim Pferd niedrig halten, was wieder ein Argument für regelmäßiges Entwurmen ist.“
Fazit
Kleine Strongyliden sind weitverbreitet und gefährlich, da sie sich in der Darmwand einkapseln, dort überwintern können und im Organismus weiterwandern. In der Kotprobe sind eingekapselte kleine Strongyliden nicht nachweisbar. Sie schädigen den Darm und lösen zahlreiche Krankheiten aus. Große Strongyliden zerstören die Blutgefäße. Neben gründlicher Koppelhygiene ist regelmäßiges Entwurmen sinnvoll. Strongyliden befallen grundsätzlich alle Pferde. Kleiner Trost: Immerhin bleiben die Strongyliden unter sich. Sie sind weder für Menschen noch für andere Tiere wie Hunde oder Katzen gefährlich.
MAREIKE POHL ///
Die Experten:
Dr. Ulrike Binding ist Tierärztin und Pferde-Osteotherapeutin und hat seit 2005 eine Praxis in Leichlingen. | Dr. Michael Zeitelhack lebt seit 1990 in München, betreibt seit 2011 eine eigene Praxis als Fachtierarzt, ist Belegarzt in der Pferdeklinik München und Honorarchirurg in der Pferdeklinik in Parsdorf. |