Eine eigene, selbst geplante Reitanlage, die den individuellen Vorstellungen entspricht und dem wirtschaftlichen Konzept gerecht wird: Für viele Pferde-Profis ist es ein Traum, die eigene Reitanlage zu bauen! Ein Traum, den wir mit der Serie „Auf die Grüne Wiese bauen“, die Sie in den Ausgaben 01-02/2023, 03/2023 und 04/2023 des Profi-Magazins Pferdebetrieb lesen, näher beleuchten.
Parallel dazu geben hier in unserem Online-Ratgeber verschiedene Experten rund um das Thema Stallbau ihre Erfahrung an Sie weiter.
Teil 1: Finanzierung: Das nötige Kapital für den Traum
Bevor ihr Traum der selbst gebauten Reitanlage in die Realität umgesetzt werden kann, müssen sich die meisten künftigen Bauherren und Betriebsleiter mit der Frage nach einer geeigneten Finanzierungsmöglichkeit beschäftigen. In Teil 1 der Serie „Auf die grüne Wiese bauen“ haben wir mit dem Finanzierungsexperten und Betriebsberater Marcel Kanz von Horse Consult Service darüber gesprochen, wovon eine Kreditbewilligung bei Banken abhängt und was alles in einem Businessplan stehen sollte. Mehr dazu im Profi-Magazin Pferdebetrieb.
Vielen Pferde-Profis fällt es schwer, die Träume und Vorstellungen zur eigenen Reitanlage umzusetzen. Womit fängt man an, wenn man eine eigene Reitanlage bauen möchte?
Florian Steer, Haas Fertigbau: „Dazu sollten einige grundsätzliche Fragen geklärt sein. Dazu gehören: Für wie viele Pferde soll der Stall gebaut werden? Welche Haltungsform möchte ich umsetzen? Brauche ich eine Reitplatz, eine Reithalle oder beides? Wie ist das umliegende Gelände?
Anschließend kann diese Vorstellung bepreist und eine Kostenschätzung gemacht werden. Daraufhin kann eine Wirtschaftlichkeitsberechnung aufgestellt werden.“
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann: „Als Erstes sollten die Voraussetzungen geklärt werden, wie zum Beispiel, ob der Bauherr qualifiziert ist, einen Pferdebetrieb zu führen (Berufsausbildung oder Sachkundenachweis) und ob die Voraussetzungen für eine Privilegierung gegeben sind. Diese ist in den meisten Fällen beim Bauen im Außenbereich notwendig“
Annabel Frank, Hörmann: „Das Grundstück ist das A und O – ohne das kann kein umsetzbares Konzepterstellt und keine konkrete Ermittlung der Kosten erstellt werden. Als nächster Schritt muss das Konzept erstellt werden (Anzahl der Pferde, Gruppen- oder Boxenhaltung, Zielgruppe, Mistmanagement, Anzahl der Gebäude). Wenn das Grundkonzept mit Grundrissplänen steht, können Baukosten in Form eines konkreten Angebots ermittelt werden. Mit diesem kann das Gespräch mit der Bank geführt werden. Um Kosten zu ermitteln, kann man einen Architekten mit Konzeptionierung und Erstellung eines Leistungsverzeichnisses zum Einholen der Angebote beauftragen, oder man plant selbständig in Absprache mit Firmen.“
Sandra Manzke, Sulzberger: „Ich würde sagen: genau festlegen, was man machen möchte (Einstellbetreib / Reitschule / Training), wie viele Pferde man aufnimmt und was der Ziel-Markt ist (Sport/Freizeit, höhere/niedrigere Einkommensklasse, Jugend/Erwachsene…). Der nächste Schritt ist es, mit einem Stallbauer zusammen die beste Anlage zu planen und sich verschiedene Optionen und Bauschritte separat anbieten zu lassen. Dann kann man mit der Bank zusammen entscheiden, welche Baumaßnahmen gleich möglich sind und welche man später in den laufenden Betrieb integrieren kann (z.B. Reithalle, Solarium oder Führanlage).“
2. Welche Faktoren bestimmen die Planungs- und Baukosten Ihrer Erfahrung nach am meisten?
Florian Steer, Haas Fertigbau: „Das sind zum einen das jeweilige Grundstück und das Gelände, zum anderen auch die zuständige Baubehörde.“
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann: „Auf Seiten der Planungskosten sind der Umfang des Bauprojekts, die Vorarbeit des Bauherren (Konzepterstellung, Gebäudeanordnung, Besorgen der Unterlagen) und Entscheidungsänderungen maßgebend. Die entscheidenden Baukosten werden bestimmt durch die Materialauswahl, statische Optimierung, aber auch Beschaffenheit des Grundstücks und Brandschutzauflagen sowie dadurch, ob bei der Montage mitgeholfen wird.“
Annabel Frank, Hörmann: „Das Grundstück selbst bestimmt auch wesentlich, wie hoch die Planungskosten werden. Hat man sich hier noch nicht für ein Grundstück entschieden und ist in der Konzeptplanung unsicher, muss häufiger umgeplant werden, was die Kosten erhöht. Zu den Baukosten trägt ebenfalls der Bauort bei, z.B. durch Tragfähigkeit des Bodens, Hanglage, Erschließung, Schneelast oder Erdbebenzone.“
Sandra Manzke, Sulzberger: „Das sind Größe und Grundstückspreise, lokale Baubestimmungen (Vorgaben, Schneelast, Fundamente), Baumaterialien und Design (Sonderanfertigungen).“
3. Welche Bau-Kosten werden häufig übersehen, sollten aber von Anfang an miteinkalkuliert werden?
Florian Steer, Haas Fertigbau: „Bei guter Planung durch einen erfahrenen Partner wie uns werden keine Kosten übersehen. Die Punkte werden sukzessive abgearbeitet, meistens sind es wiederkehrende Gewerke.“
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann: „Kosten rund um das Grundstück wie Vermessung, Erd- und Fundamentarbeiten und die Gestaltung der Außenanlagen sollten nicht vergessen bzw. unterschätzt werden. Außerdem Kosten für Anschlussarbeiten, Beleuchtung, Sanitär und den Innenausbau. Investitionen in Automatisierung und Digitalisierung können im laufenden Betrieb enorme Einsparpotenziale mit sich bringen.“
Annabell Frank, Hörmann: „Wer billig baut, baut zwei Mal – der Spruch trifft leider zu und kommt nach ein paar Jahren zum Vorschein. Wir empfehlen z.B. beim Stallbau eine massive Stallwand aus Beton an Stelle einer einfach beplankten Holzwand, die schnell angenagt oder durchgetreten wird. Nicht miteinkalkuliert werden auch häufig Kosten für Gutachten, die sinnvoll und erforderlich sind (Brandschutz, Bodengutachten) sowie für die Bauleitung. Auch die Kosten einer Reitstube, eines Büros oder Seminarräume müssen mit den Baukosten im Wohnungsbau kalkuliert werden.“
Sandra Manzke, Sulzberger: „Tränken und Wasserleitungen, gute Mistlege, zeitsparende Systeme für Entmistung und Fütterung (Heuraufen, Kulis, Entmistungsanlagen) sowie Gummimatten in den Boxen. Diese Dinge sparen Arbeit und zahlen sich schnell aus.“
Unsere Experten:
Florian Steer, Haas Fertigbau
www.haas-fertigbau.de
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann
www.hoermann-info.de
Annabell Frank, Hörmann
www.hoermann-info.de
Sandra Manzke, Sulzberger
www.sulzberger.de
Was sollte im Businessplan enthalten sein?
Beschreibung des Konzeptes
Beschreibung der beteiligten Personen
Beschreibung der Geschäftsfelder
Betriebswirtschaftliche Analyse der Marktsituation
Betriebswirtschaftliche Analyse der Zielgruppe
Betriebswirtschaftliche Analyse der Konkurrenz
Kosten und Aufwendungen (inkl. Erklärung)
Erwartete Erträge (inkl. Erklärung)
Rentabilitätsrechnung, die Kosten und Erträge gegenüberstellt
Quelle: Marcel Kanz, Horse Consult Service, www.horse-consult-service.de