Rückzug in der Liegehalle
Liegehallten bieten Pferden die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, zu ruhen oder zu entspannen. Sie sollte ein gutes Klima bieten und ausreichend groß sein. Denn es sollten alle Herdenmitglieder gleichzeitig Platz darin finden. Einige Betriebe setzen auf zwei Liegehallen – dann sollte jede der beiden Hallen groß genug für alle Herdenmitglieder sein.
Die Leitlinien sehen für Liegeflächen in Offenställen mit getrennten Liege- und Fressbereichen eine Mindestfläche von 3 x Wiederristhöhe² pro Pferd vor. Eine Reduzierung bis maximal 2,5 x Wiederristhöhe² pro Pferd wird bei Vorhandensein einer günstigen Raumstrukturierung als möglich erachtet. Raumteiler machen es nämlich möglich, dass auch rangniedere Pferde ungestört ruhen können. Gleichzeitig sollte beachtet werden, dass die Liegehalle einfach zu Misten bleibt, möglichst mit maschineller Unterstützung. Mindestens zwei breite Ausgänge sehen die Leitlinien für Liegehallen vor. Dadurch können auch rangniedere Pferde ein- oder austreten, wenn ein Ranghoher einen Ausgang versperrt.
Futterstationen und Tränke
Futter ist einer der wichtigsten Bewegungsanreize. Entsprechend empfehlen die Leitlinien Fressbereiche wie Heuraufen oder Kraftfutterstationen nicht unmittelbar neben dem Liegebereich anzuordnen. Dadurch ist die Herde entzerrt und wird zu mehr Bewegung motiviert. Bei der Wahl von Raufen, Rauf- oder Kraftfutterstationen sollte auch die Beschickung in Betracht gezogen werden. So sparen Betriebe durch solche Systeme, die einen ganzen Heuballen fassen können oder an ein Futtersilo angeschlossen sind, viel wertvolle Arbeitszeit. Auch der Zugang zur Weide kann einen hohen Bewegungsreiz ausüben.
Bei der Wahl der Raufutterstation oder –raufe sollten Betriebsleiter beachten, dass alle Pferde der Herde gleichzeitig fressen können. Zusätzlich sollte man ein paar Plätze einplanen, damit rangniedere Tiere einen Platz freilassen können. Für alle Pferde jederzeit gut erreichbar sollten die Tränken sein, damit auch alte Tiere ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Außerdem sollte sie frostsicher sein, damit die Wasserzufuhr auch im Winter gewährleistet ist. Der Markt bietet verschiedene Modelle. Hier gilt es abzuwägen und darauf zu achten, dass auch Pferde mit Zahnproblemen sie bedienen können. Tägliche Kontrolle und Reinigung sind ein Muss.
Automatische Fütterung
Bei der Konzeption eines Offenstalls solltest du auch über individuelle Fütterung nachdenken. Vor allem bei heterogenen Gruppen sollten unterschiedliche Rationen – bemessen an Kriterien wie Leistung, Rasse oder Unverträglichkeiten – möglich sein. Eine gängige Lösung sind automatische Kraftfutterstationen, die Hersteller wie HIT-Aktivstall und Schauer Agrotronic anbieten. Die Computer erkennen das jeweilige Pferd per Chip und greifen auf eine zuvor eingespeicherte Ration zurück. Der Betriebsleiter kann beispielsweise einstellen, wie viele Rationen die Station pro Tag für welches Pferd ausgibt und wie groß diese sind. Je nach Modell können unterschiedliche Futterarten angeboten werden. Auch für Raufutter gibt es Automaten, die individuellen Zugang bieten. Für Betriebsleiter haben die Automaten viele Vorteile: Da sie große Mengen fassen, müssen sie nicht täglich mehrfach bestückt werden.
Pferde haben einen kleinen Magen und können große Kraftfutterrationen schwer einspeicheln. Das ist einer der Vorteile von Kraftfutterstationen. Die Automaten gewährleisten eine tiergerechte Fütterung in Form von kleinen, über den Tag verteilten Portionen und geben Rückmeldung, wenn ein Pferd seine Ration nicht abgeholt hat. Krankheiten oder andere Probleme lassen sich dadurch schnell erkennen. Bei der Integration von neuen Tieren in die Gruppe sollte das Anlernen an den Automaten fester Bestandteil sein. Ob ein neues Pferd schnell oder langsam lernt, wie es den Futterautomaten benutzen muss, ist häufig vom individuellen Tier abhängig.
Offenstall bauen: Der richtige Boden
Der Boden muss einiges aushalten, denn auf ihm herrscht ständig Bewegung. Deshalb sollte er so befestigt sein, dass sich auch bei Starkregen kein Matsch bildet. Die Gelenk- und Hufgesundheit sind ebenfalls wichtige Faktoren, die bei der Wahl der Bodenbefestigung eine Rolle spielen. Gleichzeitig sollte der Boden so gestaltet werden, dass sich die Flächen leicht und möglichst maschinell entmisten lassen. Während Sandböden eine gute Federung bieten und die Gelenke der Tiere schonen, sind Paddockplatten und -matten sowie Pflastersteine gut geeignet, um sie maschinell abzumisten.
Ideal ist es, verschiedene Optionen zu kombinieren. Denn verschiedene Böden fördern die Hufgesundheit. Bedenke außerdem, dass die Fläche auch im Winter eisfrei sein muss. Auf rutschigen Flächen können sich sonst Pferde oder Menschen verletzten. Besonders um Futterstationen lohnen sich befestigte Böden, denn hier ist erfahrungsgemäß immer etwas lost. Entsprechend hier in der Regel mehr Mist an. So können Mitarbeiter die Fläche schneller von Mist befreien.
Hütesicherheit im Offenstall: Der richtige Zaun
Um Pferde sicher im Offenstall zu verwahren, sind zuverlässige Zäune wichtig. Anders als bei Weidesystemen, die je nach Bedarf abgeteilt werden, ist bei Offenställen ein festes System gefragt. Generell gilt bei Zaunsystemen im Pferdebereich, dass sie für die Pferde gut sichtbar sein müssen. Breitbänder sind dafür gut geeignet. Stacheldraht hingegen ist keine pferdgerechte Lösung.
Im Offenstall unterscheidet man außerdem zwischen solchen Zäunen, die nach außen abgrenzen und Zäune, die in Funktionsbereiche unterteilen. Außenzäune sollen abschrecken und die Pferde am Ausbrechen hindern. Hier ist besonders viel Sicherheit gefragt! Viele Betriebe setzten hier auf Elektrozaungeräte. Dann gibt es noch Zäune, die einen Funktionsbereich nach innen abgrenzen. Wer sich für ein Zaunsystem entscheidet sollte auch die Pflege in Betracht ziehen: Gerade im Offenstall lohnt es sich, auf langlebige Produkte zu setzen. Trotzdem muss beispielsweise ein Elektrozaun Haftungsrechtlichen Gründen täglich auf Funktion kontrolliert werden. In Frage kommen außerdem Holz- und Kunststoffzäune. Auch Kombinationen gibt es am Markt zu finden, zum Beispiel Kunststoffzäune, die mit Elektronischen-Lösungen kombiniert werden. Auch die Optik sollte entscheiden – schließlich kann der Offenstallzaun die Anlage entscheidend prägen.
Fazit
Die Offenstallhaltung gewinnt immer mehr Fans und bringt – richtig umgesetzt haltungsspezifische und arbeitswirtschaftliche Vorteile mit. Wer einen Offenstall bauen möchte, sollte die örtlichen Gegebenheiten in die Planung einbeziehen, Funktionsbereiche klug unterteilen und Bewegungsanreize bieten. Ein Blick in die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten lohnt sich ─ er verrät beispielsweise, wie viel Platz die Liegehalle bieten sollte und wie breit Durchgänge sein müssen. Wirklich wichtig für die Offenstallhaltung ist es, den Pferden als Herdentier ausreichend Platz und Raum zum Ausweichen rangniedriger Tiere zu geben, um Stress und Unruhe in der Gruppe zu vermeiden.
Um Unfällen und häufiges Ausbessern vorzubeugen und die Ausbruchsicherheit, für die der Betriebsleiter als Pferdehalter haftet, zu gewährleisten, sollte man beim Zaunsystem auf solides Material zurückgreifen. Viele Aspekte erfordern ein gründliches Abwägen, beispielsweise die Frage nach dem geeigneten Untergrund: Befestigte Flächen lassen sich leichter abmisten, Sandböden schonen die Gelenke der Pferde besser. Gute Lösungen bestehen häufig aus einer Kombination verschiedener Möglichkeiten und sie sind an die individuellen Gegebenheiten angepasst.
In unseren Betriebsreportagen findest du viele gelungene Beispiele für Offenstallhaltung, zum Beispiel die Kuhnigks Ranch, den Schwabhof oder den Bosselbacher Hof