Der Offenstall bietet Pferden Gruppenhaltung mit viel frischer Luft. Die Nachfrage nach Offenstallhaltung in Form von Bewegungs- oder Aktivstall, also mit bewusst gesetzten Bewegungsreizen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Auch aus Arbeitswirtschaftlicher Sicht ist das Konzept interessant. Wir geben Tipps wie du den Offenstall managen kannst und worauf du achten musst, wenn du einen Offenstall bauen möchtest.
Viele Pferde profitieren durch die Offenstallhaltung, denn hier können sie sich ungestört bewegen, mit Artgenossen spielen oder wälzen und die Fütterung in kleinen Portionen über den Tag verteilt lässt sich leicht realisieren. Dies entspricht ihren natürlichen Bedürfnissen. Deshalb ist die Offenstallhaltung für viele Pferde eine passende Lösung. Aber auch aus betrieblicher Sicht muss das Offenstallkonzept stimmen. Von Bedeutung ist hier die Arbeitswirtschaftlichkeit. Auf den ersten Blick bedeutet das Füttern und Misten im Offenstall viel Arbeit, denn die Fläche ist größer als beispielsweise in der Boxenhaltung. Entscheidend ist wie sie gestaltet ist, wie die Wirtschaftswege verlaufen und ob Tätigkeiten wie Füttern oder Misten auch maschinell erledigt werden können.
Offenstallhaltung: Vorteile für Einsteller
Bei Pferdebesitzern sind Offen- und Bewegungsställe sehr beliebt. Vor allem Berufstätige, die sich tagsüber nicht um ihr Pferd kümmern können, wissen es in Offenställen gut beschäftigt: Es kann seinen artspezifischen Bedürfnissen nachgehen und sich so viel bewegen, wie es möchte. Das Leben im Herdenverband sehen viele Einsteller für ihre Pferde als großen Vorteil an. Auch für Pferde mit Atemwegserkrankungen ist die Haltung im Freien ideal, weil sie die natürlichen Klimareize bietet. Aber nicht nur Freizeitreiter entdecken die Offenstallhaltung für sich, es leben auch mehr und mehr Sportpferde im Offenstall.
Trotzdem haben viele Einsteller auch Befürchtungen oder Vorurteile: Das Leben in der Herde kann für rangniedere Tiere schwierig sein, wenn nicht ausreichende Futter- und Liegeplätze sowie Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Fragen wie „Bekommt mein Pferd genügend Heu ab?“ oder „Hat mein Pferd die Möglichkeit, mit den anderen Herdenmitgliedern zu ruhen?“ stellen Einstellern nicht nur sich selbst sondern auch dem Betriebsleiter. Gutes Management und Planung kann Lösungen schaffen.
Offenstallfläche gestalten
Ein wichtiges Zauberwort in Verbindung mit Offenstallgestaltung ist Platz. Wenn genügend Platz vorhanden ist, können rangniedere Pferde dem Herdenboss aus dem Weg gehen. Außerdem gibt es genügend Rückzugsmöglichkeiten. Die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten sehen für zwei Pferde mindestens 150 m² als Auslauffläche vor, für jedes weitere Pferd kommen 40 m² hinzu.
Da Flächen in vielen Teilen Deutschlands knapp sind, gilt es die vorhandene gut zu nutzen und sinnvoll zu strukturieren. Gemäß der Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten ist das Trennen von Funktionsbereichen, also beispielsweise von Fress-, Bewegungs- und Liegebereich, eine gute Möglichkeit, Auseinandersetzungen zwischen den Tieren zu reduzieren. Um die Pferde zusätzlich zu Bewegung zu animieren, empfehlen die Leitlinien auch eine Strukturierung der einzelnen Funktionsbereiche. Zum Beispiel können liegende Holzstämme oder Hecken eine solche Strukturierung bieten.
Selektionsbereiche
Wichtig ist, bei der Planung der Funktionsbereiche auf die richtige Breite der Durchgänge zu achten. Laut Leitlinien sollten diese entweder so schmal sein, dass nur ein Pferd durchpasst (0,80 m bis 0,90 m), oder so breit, dass zwei Pferde problemlos aneinander vorbeilaufen können (> 1,80 m). Sackgassen und spitze Winkel solltest du in Offenställen vermeiden, da die Pferde einander dort nicht oder nur schwer ausweichen können.
Selektionsbereiche helfen, verschiedenen Bedürfnissen in der Offenstallhaltung gerecht zu werden. Wenn Pferde mit unterschiedlichen Futterrationen, beispielsweise Senioren und Sportpferde, in der selben Gruppe leben, sollten einzelne Tiere oder Untergruppen nach Futtrigkeit selektiert werden können. Damit dürfen schwerfuttrige oder alte Pferde beispielsweise in einen Heu-Ad-Libitum- oder Ruhebereich gehen. Auch für die Integration von Neuzugängen und für Krankheitsfälle ist ein abgetrennter Bereich z.B. in Form von Eingewöhnungsboxen sehr empfehlenswert.