So gelingt die Integration stressfrei
Die Integration eines neuen Pferdes in eine bestehende Herde ist immer eine spannende Herausforderung für Pferdehalter. Ein erfolgreiches Eingliedern hängt von mehreren Faktoren ab – vom Charakter des Neuzugangs bis hin zur Struktur der Herde. Hier sind bewährte Tipps, wie die Eingliederung möglichst stressfrei gelingt.
1. Langsame Gewöhnung: Abstand halten und beobachten
Der erste Schritt sollte eine schrittweise Annäherung sein. Stellen Sie das neue Pferd zunächst in einem angrenzenden Paddock oder Weideabschnitt auf. So kann es die anderen Pferde sehen und riechen, ohne direkt Kontakt aufzunehmen. Diese Phase gibt den Pferden Zeit, sich aneinander zu gewöhnen und eventuelle Spannungen frühzeitig zu erkennen.
2. Integrationsbox
Ein in der Praxis gängige Methode zum sicheren Kennenlernen über den Zaun hinweg sind Integrationsboxen. Meist sind sie relativ zentral im Offenstall angesiedelt, damit das neue Pferd die Herde beobachten und ein erster Austausch über den Zaun hinweg stattfinden kann. Gleichzeitig sollte es möglich sein, das neue Pferd aus der Integrationsbox herauszuführen, ohne durch die Herde zu müssen.
3. Passende Herdenstruktur berücksichtigen
Bevor Sie das neue Pferd in die Gruppe lassen, sollten Sie die bestehende Herdenstruktur analysieren. Gibt es ein dominantes Pferd? Wie verteilen sich die Rangverhältnisse? Besonders bei rangniedrigeren Tieren kann es wichtig sein, das neue Pferd zuerst mit einem oder zwei gutmütigen Mitgliedern der Herde bekannt zu machen, bevor die gesamte Gruppe integriert wird.
4. Technik kennenlernen
Besonders in automatisierten Aktivställen gilt: Bevor ein neues Pferd für längere Zeit allein in der neuen Gruppe sein kann, sollte es wissen, wie es an Futter und Wasser kommt. Gehen Sie mit dem Pferd das Gelände ab und zeigen Sie ihm, wie die Futterautomaten funktionieren oder wo sich die Heuraufen befinden. Je nach System und Pferd kann dieser Prozess länger dauern oder bereits nach kurzer Zeit beendet sein.
5. Zugang zu Futter und Wasser sicherstellen
In der Anfangsphase ist es ratsam, mehrere Futterstellen einzurichten, um Futterneid und Rangeleien zu vermeiden. Wenn jedes Pferd ausreichend Zugang zum Futter hat, sinkt das Konfliktpotenzial. Achten Sie darauf, dass die Abstände zwischen den Futterstellen groß genug sind und ausreichend Fressplätze vorhanden sind. Außerdem beobachten viele Betriebsleiter, dass gemeinsames Fressen einen wertvollen Beitrag zu einer positiven Herdendynamik leisten kann.
6. Ausreichend Platz
Stellen Sie sicher, dass genug Platz vorhanden ist, damit die Pferde sich aus dem Weg gehen können. Engstellen können zu Konflikten und Verletzungen führen. Eine weitläufige Weide oder ein großer Paddock bieten ausreichend Raum für Fluchtbewegungen und fördern eine natürliche Rangordnung.
7. Beobachten Sie die erste Begegnung
Wenn Sie das neue Pferd in die Herde lassen, sollten Sie aufmerksam beobachten. Der natürliche Klärungsprozess ist wichtig, um eine stabile Rangordnung zu etablieren. In einer langfristig stabilen Gruppe kommt es zu weniger Rangeleien.
8. Den Gesundheitszustand im Auge behalten
Ein neues Pferd sollte vor der Integration gründlich untersucht und gegebenenfalls entwurmt werden, um die Gesundheit der gesamten Herde nicht zu gefährden. Beobachten Sie nach der Integration auch die körperliche Verfassung, insbesondere das Fressverhalten und eventuelle Stresssymptome.
9. Geduld ist der Schlüssel
Die Eingliederung eines neuen Pferdes in eine bestehende Herde braucht Zeit. Jedes Pferd und jede Herde ist anders. Manchmal klappt die Integration innerhalb weniger Tage, manchmal dauert es Wochen. Geduld, Beobachtung und Fingerspitzengefühl sind hier die besten Ratgeber.
Fazit: Stressfreie Integration durch gute Vorbereitung
Eine erfolgreiche Integration hängt vor allem von der richtigen Vorbereitung und einem sensiblen Umgang mit der bestehenden Herde ab. Durch eine langsame Annäherung, Beobachtung der Herdenstruktur und die Einhaltung der oben genannten Tipps kann der Eingliederungsprozess reibungslos verlaufen und langfristig zu einer harmonischen Herde führen.