Die größte Anforderung an Weidezaungeräte ist natürlich die Zuverlässigkeit. Die Geräte sollen dafür sorgen, dass überall am Zaun die erforderliche Hütespannung anliegt. Moderne Geräte können aber mehr: Man kann sie via Handy ein- und ausschalten, sie melden, wenn ein Fehler am Zaun vorliegt oder sie verfügen über kräftige Akkus, die es gestatten, mit ihnen Zäune in einer Länge zu sichern, für die bislang Netzgeräte erforderlich waren. Diese Komfortfunktionen stehen im Mittelpunkt eines Langzeittests, den wir mit mehreren Geräten über die nächsten Monate durchführen werden. Dabei geht es vor allem darum, zu klären, ob die Funktionen nur nette Spielereien sind oder ob sie im alltäglichen Einsatz Pferdebetrieben wirklich Nutzen bringen.
Hinsichtlich der Möglichkeit, die Geräte aus der Ferne ein- und auszuschalten, stellt sich zum Beispiel die Frage, wie häufig es in Pferdebetrieben vorkommt, dass auf einer Portionsweide gearbeitet wird, während auf einer anderen Fläche, die am gleichen Weidezaungerät hängt, Pferde stehen. Zu berücksichtigen ist auch die Situation, dass man mit einem Traktor mal schnell über eine Weide fahren muss. Was passiert in der Praxis? Das Weidezaungerät wird in der Regel für längere Zeit ausgeschaltet, denn es ist nicht realistisch, dass ein zweiter Mann abgestellt wird, der das Gerät immer bedient. In diesem Fall könnte es unserer Vorstellung nach sehr praktisch sein, das Gerät aus der Distanz bedienen zu können. Ob das wirklich so ist, wird sich in unserem Praxistest herausstellen. Zu den Komfortfunktionen moderner, gut ausgestatteter Geräte zählt außerdem, dass sie Zaunfehler und die Stärke der Ableitung relativ genau anzeigen. Dieser Vorteil trat bereits beim Einbau des Testgeräts der Firma Horizont zutage: Das 15 Jahre alte Netzgerät von Christian Fendt zeigte an, dass mit dem Zaun alles in bester Ordnung sei. Alle Kontrollleuchten standen auf Grün. Das Horizont-Gerät dagegen signalisierte, dass es an dem Zaun eine Ableitung geben musste und dass das Gerät nicht auf die eingestellte Sollspannung auf dem Zaun kommen konnte. Schnell konnte eine Verbindung eines Erdkabels, die sich an einen als Problem ausgemacht werden. Das Angebot an Weidezaungeräten auf dem Markt ist riesig. Wir haben uns Modelle aus dem oberen Preissegment der Hersteller angesehen, die allesamt darauf ausgerichtet sind, möglichst wartungsfrei und komfortabel zu funktionieren und gleichzeitig einige Kontrollfunktionen am Weidezaun zu übernehmen. Normalerweise sind Batteriegeräte eher für den einzelnen Pferdebesitzer gedacht, der vielleicht eine oder zwei überschaubare Koppelparzellen sichern möchte, aber es gibt auch Pferdebetriebe, die entweder aus Gründen der Flexibilität Batteriegeräte bevorzugen oder die keine Netzversorgung an den Koppeln herstellen können.
Horizont Ranger AN3000
Auf die oben genannten Pferdebetriebe zielt Horizont mit dem Ranger AN3000 ab. Das Gerät unterscheidet sich von anderen Batteriegeräten unter anderem durch seinen 12-V-Blei-Gel-Akku. Dieser ist deutlich leistungsfähiger als die kleineren 9-V-Akkus in Hobbygeräten. Im Gegensatz zu Autobatterien, die häufig zur Energieversorgung von Weidezaungeräten eingesetzt werden, kann ein Blei-Gel-Akku ohne Schaden umkippen. Insgesamt stehen vier Anschlussmöglichkeiten zur Verfügung. Neben dem beschriebenen 12-V-Blei-Gel-Akku kann der Ranger AN3000 auch mit einer 9-V-Batterie betrieben werden. Allerdings halbiert sich dann die Geräteleistung. Alternativ bietet Horizont auch ein Netzteil an. Wir haben das Gerät zusätzlich mit einem Solarmodul ausgerüstet. Damit sollte es die komplette Weidesaison ohne Nachladen an der Steckdose meistern. Ob das klappt, wird der Praxistest zeigen. Der eigentliche Clou sind aber die umfangreichen Benachrichtigungsfunktionen, die Horizont eingebaut hat. Das Weidezaungerät meldet Zaunfehler, aber auch den Ladezustand des Akkus, wenn er per SMS über das Solarpanel geladen wird. Per SMS kann das Gerät auch aus der Ferne ein- und ausgeschaltet werden. Zusätzlich ist ein GPS-Modul eingebaut. Dies soll Langfingern das Leben schwerer machen, indem sich das Gerät beim Besitzer meldet, wenn es seinen Standort ändert. Versicherungen wird das eingebaute elektronische Weidetagebuch freuen, in dem die Zaunspannung automatisch protokolliert wird. Da die Zustellung von SMS mitunter zeitverzögert erfolgen kann, kann der Pferdebetrieb alternativ auch einen Anruf als Benachrichtigung auswählen.Auf das Gerät können bis zu fünf Nutzer zugreifen, denen verschiedene Rechte zugewiesen werden können, von reinen Benachrichtigungen bis zur Fernsteuerung des Gerätes. An der Gerätevorderseite sind ein Regler für die Leistung und der Einschaltknopf verbaut. Letzterer hat eine zusätzliche Funktion: Hier lassen sich die verschiedenen Betriebsmodi des Weidezaungeräts auswählen. Neben dem Normalbetrieb und einem besonders akkuschonenden Modus kann der Benutzer unter anderem zwischen verschiedenen Impulsabständen und einem reinen Nachtmodus wählen. Das Gerät entspricht den aktuellen Normen, nach denen die maximale Leistung, die auf ein den Zaun berührendes Tier abgegeben werden darf, auf zwei Joule begrenzt ist. Die intelligente Gerätesteuerung sorgt dafür, dass dieser Wert mit einem möglichst niedrigen Energiebedarf erreicht wird. Behindern Bewuchs, Knoten, schlechte Isolierungen oder nicht ausreichende Erdungen den Stromfluss, regelt das Gerät automatisch nach. Der Ranger AN 3000 ist für Zaunlängen bis 15 km ohne Bewuchs und bis 1,7 km bei starkem Bewuchs geeignet.
AKO Power Profi NDi1500
Bei AKO haben wir uns für ein netzbetriebenes Modell entschieden. Der Power Profi NDi1500 digital ist speziell auf professionelle Pferdehalter ausgerichtet und verfügt ebenfalls über einige Komfortfunktionen. Auch bei diesem Gerät wird die Impulsstärke automatisch dem Zustand des Zauns angepasst. Das Gerät ist in der Lage, die Impulsstärke auf bis zu 14,5 Joule anzuheben, wenn beispielsweise viel Bewuchs am Zaun vorhanden ist. Laut AKO schöpft der Power Profi dadurch die zulässigen Grenzwerte voll aus. Die eingebaute Alarmfunktion gibt bei Dauerberührung Signal und verlangsamt die Impulsfolge. Laut AKO ist der Power Profi im Vergleich zu herkömmlichen Geräten deutlich sicherer, stromsparender und bei starkem Bewuchs durch extrem hohe Zaunspannungen wesentlich hütesicherer. Auffällig sind die drei Displays an der Gerätefront. Diese informieren über die Ausgangs- und Erdspannung sowie über den Stromverbrauch. Für unseren Praxistest haben wir das Weidezaungerät mit einem Zusatzgerät kombiniert: Der AKO GSM-Alarm mit Fernschalter ermöglicht die Überwachung abgelegener Zaunanlagen. Im Fall einer Unterschreitung oder des vollständigen Ausfalls der Mindesthütespannung, die sich individuell einstellen lässt, sendet der GSM-Alarm eine entsprechende Fehlermeldung per SMS auf das Mobiltelefon. Informationen wie die gemessene Zaunspannung, der Impulstakt und die aktuelle Batteriespannung der Versorgungs- und auch der internen Systembatterie werden vom GSM-Alarm übermittelt. Außerdem kann das Weidezaungerät damit aus der Ferne ein- und ausgeschaltet werden. Voraussetzung ist, dass am Standort des GSM-Alarms eine Mobilfunknetzverbindung besteht.
Haidkoppel Magnus
Das dritte Testgerät für unseren Langzeittest kommt von Haidkoppel. Auch hier handelt es sich eigentlich um ein Set. Als Weidezaungerät haben wir uns für den Magnus A4500 entschieden. Hierbei handelt es sich laut Hersteller um ein Hochleistungsakkugerät, das mit einem 12-V-Akku betrieben wird. Bewuchs am Zaun sollte für dieses Gerät gar kein Problem sein, da es als bewuchsvernichtend beschrieben wird. In Kombination mit dem Magnus A4500 bietet Haidkoppel ebenfalls ein Funkalarmmodul an, das Zaunfehler per SMS meldet und das Ein- und Ausschalten per SMS unterstützt. Haidkoppel baut dieses Gerät direkt in einen stabilen Metallschrank ein, der sogar über einen Türsensor verfügt. Durch den Sensor wird der Pferdebetrieb per SMS benachrichtigt, wenn die Tür geöffnet wird. Dies könnte sich im Praxistest als interessantes Feature erweisen, da sich damit ermitteln lässt, ob das Gerät unbefugt bedient wird. Alle vorgestellten Geräte werden in den nächsten Wochen in mehreren Pferdebetrieben, mit denen wir immer wieder bei unseren Praxistests zusammenarbeiten, installiert. Teilweise werden sogar mehrere Geräte desselben Typs verbaut, um Unterschiede in verschiedenen Nutzungsszenarien aufzuzeigen. Im Herbst werden wir dann nach einer Weidesaison ein Fazit ziehen können. Die Ergebnisse werden Sie hier im Magazin lesen können.
GUIDO KRISAM ///