Friedrichshafen wurde vom 12. bis 14. Februar 2016 wieder zum Zentrum von Pferdesport, -zucht und -haltung: Die Pferd Bodensee öffnete ihre Tore und Pferdebetrieb war mit einem großen Forum für Pferdeprofis dabei.
Die Pferd Bodensee fand 2016 zum siebten Mal in der Vierländerregion Deutschland, Österreich, Liechtenstein und Schweiz statt. Insgesamt freuten sich die Veranstalter und die über 400 Aussteller über 34.800 Pferdefans (2014: 29.100), die an den drei Messetagen den Weg nach Friedrichshafen fanden. Zu den Besuchern gehörten zahlreiche Pferdebetriebsleiter und Pferdeprofis, die sich auch im Forum Pferdebetrieb in der Halle A5 zum Plaudern und Networking trafen, den Gesprächsrunden mit den verschiedenen Experten lauschten und sich aktiv an den Diskussionen beteiligten. Die Messebesucher konnten mehr als 300 Vierbeiner aus 22 Rassen bestaunen, darunter Friesen, Haflinger, Schwarzwälder, Isländer und Freiberger, die in verschiedenen Ringen sowie auf dem zweimal ausverkauften Galaabend „Im Takt der Pferde“ zu sehen waren. Auch die Hengstschau am Sonntag war bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Es gab auch für Pferdebetriebe in so gut wie jeder Halle etwas zu sehen. Die wichtigsten Aussteller für Investitionsgüter waren in den Hallen 4 und 5 zu finden. In Letzterer war auch Ihr Profi -Magazin Pferdebetrieb mit einem großen Forum vertreten. In Halle 7 hatten sich Verbände, Vereine, Gestüte und Züchter versammelt. Hier konnten die Besucher beispielsweise Kontakt zum Haupt- und Landgestüt Marbach aufnehmen oder die Profis vom Gestüt Birkhof treffen.
Forum Pferdebetrieb
Das Forum Pferdebetrieb in Halle A5 war Treffpunkt für Betriebsleiter, Pferdeprofis und Experten. Von Stallbauern über Gestütsleitern bis hin zu Versicherungsfachleuten, Pferderechtsspezialisten und Betriebsberatern – im Forum Pferdebetrieb fanden die Besucher der Pferd Bodensee kompetente Ansprechpartner zu vielen Aspekten rund um die Pferdehaltung. Im Forum fanden täglich zwei bis drei Gesprächsrunden zu den Topthemen statt, darüber hinaus wurden den ganzen Tag über Informationen zu Einstreu, Fütterung und Strom in der Pferdehaltung vermittelt. Dabei wurde das Team von Pferdebetrieb von der Berner Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) unterstützt, die ihre Untersuchungen zur Ammoniakbelastung in der Pferdehaltung und Wissenswertes zum Thema Fütterung präsentierte. Die Informationen zur Fütterung stammten auch von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, die außerdem verschiedene Einstreumaterialien vorstellte und deren Funktion erklärte. Darüber hinaus lieferte sie Wissenswertes zum Thema Strom in der Pferdehaltung.
Strom und Hütesicherheit
Das Forum war mit unterschiedlichen Weidezaunelementen von AKO eingefasst, an denen die Besucher sehen konnten, wie ein hütesicherer Zaun aufgebaut sein sollte. Ein Weidetor beziehungsweise Bänder mit Torgriffen zeigten, wie der Ein- und Ausgang einer Koppel gebaut werden kann. Übrigens war das gesamte Forum wie eine Weide aufgebaut. Neben der Einzäunung, die anders als ein echter Weidezaun genügend Schlupflöcher ließ, damit die Besucher die mit Kunstrasen ausgelegte Fläche betreten konnten, stand eine große Weidehütte mit kleinem Vordach parat, die der Stallbauspezialist Hiwo freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. In der Hütte hielten sich auch die Referenten während der Gesprächs runden auf.
Futter, Einstreu und Ammoniak
Zu den Referenten gehörte Professor Dr. Dirk Winter (HfWU Nürtingen-Geislingen), der gemeinsam mit PD Dr. med. vet. Conny Herholz von der Hochschule Bern die Gesprächsrunden am Freitag eröffnete. Futter und Einstreu waren das Thema. Welche Wasseraufnahmekapazität haben die unterschiedlichen Einstreumaterialien? Wie hoch ist die Staubbelastung? Diese Fragen wurden von Dirk Winter geklärt. Conny Herholz stellte ihre Untersuchungsergebnisse zur Ammoniakbelastung in Pferdeställen vor. Ihre Studien ergaben unter anderem, dass das Material des Einstreus großen Einfluss auf die Ammoniakbildung hat. Herholz fand zum Beispiel heraus, dass die Ammoniakemission bei Holzpellets kleiner ist als bei Stroh.
Wirtschaftlichkeit
Christian Fendt, Pferdebetriebsleiter und Maschinenringe, und Salome Wägeli, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Berner Hochschule und zukünftige Gestütsleiterin, erklärten, welche Zahlen ein Betriebsleiter kennen muss, um zu wissen, ob sein Betrieb wirtschaftlich ist. Passend zum Standkonzept Weide-Knowhow befassten sich am Samstagvormittag Martin Farwick (LVM Versicherung), Markus Öxle (AKO) und Dr. Susanne Müller (Pferdegesundheitsdienst/Tierseuchenkasse BW) mit der Hütesicherheit von Pferdekoppeln. Der Brandschutz- und Sicherheitsbeauftragte Holger Goebel gab Tipps, wie Betriebsleiter den Brandschutz in ihrer Anlage verbessern können, beispielsweise durch Sicherheitsabstände zu Stroh- und Heulagern im Freien oder durch entsprechende Abstände von Maschinen zu Heu und Stroh. Am Sonntag starteten im Forum Pferdebetrieb die Pferderechtsexperten Thomas Doeser aus Tübingen und Marc Patrick Schneider aus München mit dem Thema Einsteller- und Reitbeteiligungsverträge und AGBs. Marc Patrick Schneider leitet selbst einen kleinen Pferdebetrieb in der Nähe von München und kennt die Problematik mit Verträgen – sowohl aus der Sicht des Betreibers als auch aus der Praxis als Anwalt. Arbeitssicherheit und Berufsgenossenschaften sind Themen, mit denen sich Betriebsleiter in der Regel nur ungern beschäftigen. Dennoch sollten sich Betriebsleiter etwas Zeit dafür nehmen, denn gerade in Pferdebetrieben steigt die Zahl der Arbeitsunfälle von Jahr zu Jahr. Dr. Vivian Gabor, Betriebsleiterin, Trainerin und Verhaltenscoach, und Friedhelm Bossert, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), nannten Gefahren und brachten die Probleme in einem Pferdebetrieb hinsichtlich der Sicherheit auf den Punkt: Es sind nicht die Anfänger, die häufig auf einem Betrieb verunfallen – in 80 Prozent der Fälle sind die Betriebsleiter und deren ständige Mitarbeiter betroffen.
Ideenwettbewerb
In Pferdebetrieben und rund um die Pferdehaltung sind viele kreative Köpfe unterwegs. Es wird getüftelt und gebastelt, gehämmert und geschweißt, um sich das Leben etwas leichter zu machen oder um den Aufenthalt für die Pferde schöner und artgerechter zu gestalten. Leider schlummern die Erfindungen meist unbemerkt in den jeweiligen Betrieben und helfen daher nur kleinen Gruppen, Arbeitszeit zu sparen oder die Pferde besser zu versorgen. Ralf Laubheimer, Geschäftsführer von Hiwo, hatte deshalb der Messe Friedrichshafen vorgeschlagen, einen Ideenwettbewerb auszuloben. Der Projektleiter der Pferd Bodensee Roland Bosch und seine Mitarbeiter Wiebke Engel und Sigrid Brugger waren sofort begeistert und riefen den Wettbewerb ins Leben. Die Produkte wurden mit Bildern und Beschreibungen in der Halle A5 ausgestellt und von einer Jury bewertet. Insgesamt wurden acht Ideen präsentiert, darunter kuriose Kombinationen wie eine Schermaschine mit Haarabsaugung und ein batteriebetriebener Reitbahnplanroboter.
Gewonnen hat den Ideenwettbewerb Dr. med. vet. Annina Rohne mit ihrer selbst gebauten Futtertrommel. Eine pfiffige Idee, um Pferde zu beschäftigen: In die Trommel werden zum Beispiel Heucobs gefüllt. Dreht das Pferd die Trommel, fallen von Zeit zu Zeit Cobs aus kleinen Löchern heraus und das Pferd kann diese fressen. Der erste Platz wurde mit einem Zeppelinflug belohnt. Sponsoren für den ersten Ideenwettbewerb der Pferd Bodensee waren neben der Messe selbst Sulzberger, AKO, Weidezaunprofi, Hiwo, Pferdebetrieb und das Reiterjournal.
KAI SCHWARZ ///
Die nächste Pferd Bodensee findet im Februar 2018 auf dem Messegelände in Friedrichshafen statt.