In der Berliner und Münchner Tierärztlichen Wochenschrift ist eine Studie erschienen, die den Einfluss des Pferdealters auf die Wahl der Haltung, des Managements und der Dienstleistungsansprüche von Pferdebesitzern untersuchte. Mit ihrer Untersuchung will das Wissenschaftsteam um Prof. Dr. Heidrun Gehlen (FU Berlin) auch Pensionsbetrieben bei ihrem Serviceausbau helfen. Die Ergebnisse zeigen Erwartungen von Pferdebesitzer an die Haltung ihrer alten Pferde, mögliche Serviceleistungen, die sie sich wünschen und wie sich die Ansprüche verändern.
Ältere Pferde stellen höhere oder zusätzliche Ansprüche, was Unterbringung und Pflege angeht. Dies schließen die Wissenschaftler unter anderem aus den Ergebnissen ihrer Befragung, bei denen sie 1.036 Fragebögen berücksichtigten. Dabei zählten Pferde ab 15 Jahren zur Gruppe der alten Pferde, Pferde unter 15 Jahren zur Gruppe der jungen Pferde. Die Halter wurden gebeten, die Fragen auf das älteste Pferd in ihrem Besitz zu beziehen.
Chronische Erkrankungen alter Pferde
Die meisten Halter (70%) gaben an, dass die Pferde mit zunehmendem Alter an chronischen Erkrankungen litten. Häufige Erkrankungen älterer Pferde zeigte sich in einer Studie von Fahlbusch (2017). Hier ging hervor, dass 36% der älteren Pferde an Störungen des Bewegungsapparates litten, 25% an Störungen des Magen-Darm-Traktes und 6% an Zahnerkrankungen. Außerdem verändern sich die Ansprüche an Herdenkonstellation, Futterangebot und Ruhemöglichkeiten bzw. Liegeverhalten. Mit diesem veränderten Gesundheitsstatus zeigte sich in den Ergebnissen der aktuellen Studie, dass sich auch die Ansprüche veränderten, welche die Besitzer an die Haltung im Pensionsstall stellten.
Veränderte Ansprüche an den Pensionsstall
Trainingsangebote sowie die reitsportliche Ausstattung nahmen in ihrer Bedeutung für Besitzer älterer Pferde ab, ebenso wie die Infrastruktur. Als wichtiger bewerteten sie dagegen dauerhaften Auslauf in kleinen, homogenen und konstanten Pferdegruppen. Die Wissenschaftler entnehmen den Ergebnissen deshalb auch ein Ausbaupotential von Gruppenhaltung.Für Besitzer jüngerer Pferde sind Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Kursen und Lehrgängen wichtig. Außerdem wünschen sie sich eher einen Trainer oder Ausbilder auf der Anlage. Besitzer der Pferde-Senioren erachten eine Gesundheitskontrolle als relevant, so gaben 80% an, dass ihnen eine tägliche Gesundheitskontrolle wichtig oder sehr wichtig ist. Auch die Möglichkeit der gesonderten Zufütterung gewinnt an Bedeutung: für 66% ist dieser Aspekt wichtig oder sehr wichtig. Außerdem wünschten sich 50% der Besitzer älterer Pferde ein adäquates Angebot von Pensionsbetrieben mit Spezialisierung auf ältere Pferde.
Veränderte Fütterungsansprüche alter Pferde
45 % der Pferde über 15 benötigt laut den Ergebnissen gesondertes Futter. Dabei nimmt die Bedeutung von zusätzlichem Futter mit dem Alter der Tiere zu. So müssen ca. 71% der Pferde zwischen 25 und 29 eine Sonderzufütterung erhalten. Ein Großteil der Besitzer übernimmt diese selbst. Nur in 14% der Fälle übernimmt diese Leistung der Pensionsstall als Service. Allerdings würden sich 60% der Befragten diesen Service wünschen.
Nur in 14% der Fälle übernimmt diese Leistung der Pensionsstall als Service. Allerdings würden sich 60 % der Befragten diesen Service wünschen.
Alter bestimmt Haltungsansprüche
Insgesamt stellten die Wissenschaftler einen interessanten Zusammenhang zwischen bevorzugter Haltung und Alter der Pferde fest: So wurden junge Pferde häufig in Einzelhaltung untergebracht, Pferde ab 15 Jahren lebten häufiger in Gruppenhaltung, z.B. in Offenställen. Umgekehrt verhielt es sich, als die Wissenschaftler nach der vorherigen Haltung fragten: So gaben viele Halter älterer Pferde an, dass ihre Pferde früher in Einzelhaltung untergebracht waren. Laut den Wissenschaftlern wechselten die Besitzer die Haltungsform im höheren Alter der Pferde hin zur Gruppenhaltung. Zu den Gründen zählten z.B. gesundheitliche Aspekte.Auch die Wünsche der Besitzer hinsichtlich der Herdenzusammenstellung veränderten sich mit dem Alter ihrer Pferde. So zeigten die Ergebnisse der Umfrage, dass für 86 % der Besitzer älterer Pferde eine konstante Gruppenzusammenstellung wichtig oder sehr wichtig war. Außerdem finden Besitzer älterer Pferde eine Gruppengröße von 2 bis 10 Pferden ideal.
Zusammenhang zwischen Pensionspreis und Pferdealter
Obwohl mit zunehmendem Alter der Anspruch an Zusatzfutter und Gesundheitskontrollen stieg, ist der Zusammenhang zwischen Pferdealter und gezahltem Pensionspreis negativ. So gaben Besitzer der Pferde-Senioren häufiger einen Pensionspreis von unter 300 Euro an (ca. 69% der Besitzer älterer Pferde und ca. 55% der Besitzer jüngerer Pferde). Die Halter der jüngeren Pferde zahlten hingegen häufiger einen Pensionspreis über 300 Euro (45,2% der Besitzer jüngerer Pferde, 31% der älteren Pferde).