Halbe Sachen sind eigentlich keine Themen für eine Betriebsreportage. Außer sie gehören zum Konzept. Für diese Ausgabe haben wir den Stall Mooweiler bei Wangen im Allgäu besucht. Hier verbindet eine halbe Reithalle drinnen und draußen Reiten. Warum auch die Paddocks ein halbes Dach haben lesen Sie auch in den folgenden Beiträgen.
Im April 2014 haben Katrin und Ivo Auer Ihren Traum von der eigenen Reitanlage in die Tat umgesetzt. Als erstes wurde ein ehemaliger Rinderstall zum Boxenstall umgebaut. In diesem Jahr kamen dann ein weiterer Stalltrakt mit Paddockboxen dazu und die Reithalle. Bei unserem Besuch wird immer noch kräftig gebaut, man sieht aber schon, dass hier ein moderner Sportpferdestall entstanden ist, der einiges anders macht.
Die Reithalle die auch ein Reitplatz ist
Es gibt im Stall Mooweiler auch einen ganz normalen Reitplatz. Für diesen wurde in ehemaliges Fahrsilo umgebaut. Das eigentliche Highlight ist aber die von hiwo gebaute offene Hallenkonstruktion mit einer Reitfläche von 80 x 30 m, wovon die Hälfte sich unter Dach befindet. Das hat den Vorteil, dass man gerade bei schlechtem Wetter den Schutz einer Reithalle nutzen kann, aber auch immer die Möglichkeit hat, die gesamte Reitbahn zu nutzen. „Ich reite auch bei Regen raus“, erzählt Katrin Auer. „Im Galopp wird man auch bei stärkerem Regen nicht nass. Und obwohl die Halle so weit offen ist, bleiben die Fliegen draußen.“ Die Halle ist aber nicht nur flexibel, bei der Wahl, ob man drinnen oder draußen Reiten möchte, anders als viele konventionelle Reithallen lässt sie sich auch problemlos erweitern. Da es an der offenen Seite keine störenden Fundamente gibt, könnte die Halle problemlos auch über die gesamte Reitfläche erweitert werden. Sollte es im Winter mal zu offen sein, vor allem wenn Schnee in die Halle fällt, kann die offene Seite auch mit Windnetzen verschlossen werden. Bei der Beleuchtung setzt Auer auf dimmbare LED Leuchten. Das hat den Vorteil, dass auch wenn weniger Helligkeit benötigt wird, trotzdem alle Leuchten eingeschaltet werden. Das heißt der Schattenwurf ist immer gleich, nur die Intensität der Beleuchtung wird über einen separaten Schalter gesteuert.
Eine große Rolle beim Bau einer solchen halben Reithalle spielt der Reitboden. Denn eine Hälfte des Bodens liegt unter Dach und die andere draußen. Eine Hälfte verhält sich wie ein normaler Hallenboden, die andere ist als offener Reitplatz Wind und Niederschlag ausgesetzt. Die Idee einer solchen Reithalle ist aber, dass man von drinnen nach draußen Reiten kann, ohne einen Unterschied zu merken. Es musste also sichergestellt werden, dass beispielsweise bei Regen draußen keine Pfützen stehen, während es vielleicht drinnen schon anfängt zu stauben. Eine Beregnungsanlage in der Halle mit einem Bewässerungssystem im Außenbereich so zu koppeln, dass auf beiden Hälften des Platzes die gleichen Bodenverhältnisse herrschen erschein unmöglich. Deswegen entschied Familie Auer sich für ein Ebbe und Flut System der Firma Ruf. Hier fragt eine elektronische Steuerung permanent die Feuchtigkeit im Boden ab und regelt automatisch den Wasserstand im Boden nach. Dabei ist der Boden so ausgelegt, dass die gesamte Reitfläche des Zwei-Schicht-Aufbaus immer die gleiche Feuchtigkeit aufweist. Der Trick liegt in dem Rohrsystem unter dem Platz, dass das Wasser zu oder abfließen lässt, je nachdem ob der Boden zu nass oder zu trocken ist. Dieses ist so ausgerichtet, dass es die unterschiedlichen Witterungseinflüsse drinnen und draußen berücksichtigt.