Am 23. November 2024 fand im Courtyard Hotel in Hannover die 23. Fachtagung „Gesunde Haltung – Gesunde Pferde“ der Fachberatung Schade & Partner statt. Als erstes stand die Präsentation der besten Betriebe des Wettbewerbs „Qualitätsbetrieben gehört die Zukunft“ an. Unter den prämierten Betrieben war der Aktivstall Jentgens aus Geilenkirchen (Rheinland-Pfalz), wo 28 Pferde in einer gemischten Herde in einem HIT-Aktivstall leben. Auch die Reitsportanlage Untergartenhof in Goldach (Bayern) der Familie Scherer erhielt eine Prämierung. In insgesamt 4 Boxenstallgebäuden leben 55 Pferde, die von 4 Vollzeitkräften versorgt wurden. Der Stall Gause, den Sabine Svanström-Gause und Friedrich-Willhelm Gause vorstellten, erhielt ebenfalls eine Prämierung. In 6 Offenstallgruppen aufgeteilt leben 36 Pferde auf dem Betrieb. Bevor Heu verfüttert wird, bedampfen es die Betriebsleiter im ganzen Ballen in einer speziell dafür angeschafften Maschine. Zu dieser Lösung haben sich die Betriebsleiter entschieden, um den vermehrt auftretenden Atemwegserkrankungen zu begegnen.
Siegerbetriebe
Gleich zwei Betriebe aus Süddeutschland erhielten die beliebte Siegerauszeichnung des Wettbewerbs: Die Reitanlage Hubertushof und der Waldhummelhof. Tim Müller (BA Agrarwirtschaft) und Katharina Müller-Langhans (BA Pferdewirtschaft, Tierärztin, Pferde-Ostheopatin) haben den Waldhummelhof in Obereschach (Baden-Württemberg) als still gelegter Betrieb 2018 gekauft und konnten – dank gewissenhafter Vorarbeit – bereits 2019 mit dem Bau des Aktivlaufstalls beginnen. Nur 5 Monate später zogen die Pferde ein.
Ebenfalls in Baden-Württemberg, nämlich in Linkenheim bei Karlsruhe, liegt der Hubertushof, den Christina Freitag leitet. Sie hat die Reitanlage 2008 übernommen und hat zuvor im Unternehmen ihrer Familie gearbeitet. Diese Erfahrungen bringt sie in der Leitung der Reitanlage, die über 72 Boxen und 5 Offenstallgruppen verfügt ein. So legt die Betriebsleiterin viel Wert auf Prozessmanagement und Mitarbeiterförderung. Eine Wohlfühloase für Pferde und Menschen schaffen, das war das Ziel von Christina Freitag. Inzwischen gibt es auf der Reitanlage neben dem Pensionsbetrieb auch ein Trainings- und Rehazentrum. Und auch für Nicht-Reiter ist gesorgt: ein Spielplatz für Kinder und Liegestühle für interessierte Zuschauer sowie ein sonntäglicher Wochenmarkt machen die Reitanlage zu einem beliebten Ausflugsziel.
Vorträge
Zunächst beleuchtete Unternehmensberater Lennard Goedecke wie die Sport- und Freizeitindustrie dynamisch auf aktuelle Herausforderungen reagiert und veranschaulichte, was die Pferdebranche daraus lernen kann. Die anschließende Expertenrunde mit Katrin Schule Uemmingen und Tochter Anna Bröcker vom Gut Warxbüttel sowie Thorsten Hinrichs (Geschäftsführer HIT-Aktivstall) beschäftigte sich mit dem Kundenmanagement. Jan Schule Niehues, Betriebsleiter des Hofes Schule Niehues, präsentierte das Erfolgskonzept seines Betriebs, das auf die Reitausbildung vor Ort in Kursen setzt. Fester Bestandteil des Konzeptes sind die Unterbringung der Gäste in der eigenen Pension. Er veranschaulichte, inwieweit sich die Wünsche seiner Kunden in den letzten Jahren verändert haben und wie er als Betriebsleiter darauf reagierte. Im Abschlussvortrag ging Dr. Frank Reimann auf die Herausforderungen des Gesundheitsmanagements für alte Pferde ein. Er führte nicht nur auf, wie Betriebe ein würdevolles Altern ermöglichen können, sondern nannte auch wichtige Kriterien, die bei der Entscheidung über das Lebensende eines Pferdes berücksichtigt werden müssen.
Veränderte Kundenansprüche
Die Tagung veranschaulichte, das Reitanlagen heute mehr sind, als nur Sportstätte und dass die Ansprüche der Kunden sich insgesamt verändert haben. Dabei machten die Referenten auf viele Chancen aufmerksam, die sich bieten. Es zeigte sich jedoch auch, dass Strategie und Innovationsbereitschaft dafür nötig sind.