Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) stellt eine umfangreiche Studie zum Pferdesport in Deutschland vor. Insgesamt 10.000 Interviews führte das Marktforschungsunternehmen Ipsos bereits dafür 2019. Anfang 2020 lagen die spannenden Zahlen vor. Eingeteilt wurden die Befragten in fünf Gruppen: Aktive organisierte Pferdesportler (Vereinsmitglieder, ca. 350.000 Menschen), aktive nichtorganisierte Pferdesportler (Nicht-Vereinsmitglieder, ca. 490.000 Menschen), gelegentliche Pferdesportler (mit ca. 1,5 Mio. Menschen die größte Gruppe), ehemalige Pferdesportler (ca. 490.000 Menschen) und potentielle Pferdesportler (ca. 210.000 Menschen).
Der Reitsport allgemein
Insgesamt zeigt die Ipsos-Studie, dass es 2,3 Millionen Pferdesportler in Deutschland gibt. Das entspricht 3,3 % gemessen an der Gesamtbevölkerung. Mehrheitlich sind Pferdesportler voll berufstätig und verdienen überdurchschnittlich gut. Im Vergleich zur Vorgänger-Ipsos-Studie der FN aus dem Jahr 2001 ist das Durchschnittsalter der aktiv-oganisierten Pferdesportler auf 38 Jahre gestiegen. Fast alle aktiven Pferdesporter besitzen übrigens selbst ein eigenes Pferd (44%) oder eine Reitbeteiligung im Haushalt (49%). Laut Zahlen der FN leben in Deutschland 1,25 Millionen Pferde in Privatbesitz
FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach berichtet: „Die Zahlen zeigen, dass sich der Pferdesport in Deutschland nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreut und eine große Zahl an Menschen Pferdesport in all seinen Facetten betreiben. Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass es verschiedentlich Rückgange gibt. Teilweise haben wir dafür eine Erklärung, beispielsweise die zunehmende Verstädterung, die Individualisierung und ein deutlich verändertes Freizeitverhalten, manches muss noch genauer analysiert werden.“
Ipsos-Studie zeigt große Naturverbundenheit
Die Verbundenheit zur Natur nennen Befragte neben der Beziehung zu ihrem Pferd als Hauptgrund, sich mit dem Pferd zu beschäftigen. Soenke Lauterbach stellt fest: „Emotionalität spielt für die meisten eine größere Rolle als Leistung und Wettkampf“.“ Denn inzwischen gaben 76% der Reiter an im Freizeitbereich unterwegs zu sein. Nur noch 24% orientiert sich am Turniersport. Soenke Lauterbach hält fest: „Der Turniersport hat nach wie vor ein großes Potenzial, ist aber kein Selbstläufer mehr.“ Eine mögliche Schlussfolgerung für Pensionsbetriebe könnte sein, dass der Aspekt Natur und Freizeit zwei wichtige Faktoren für ihre Kunden darstellen, die es zu erfüllen gilt.
Haltung von Pferden
44% … der aktiv organisierten Pferdesportler sehen für ihr Pferd die Einzelbox mit Außenfenster (23%) oder eine Paddockbox (21%) als optimal
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37%… der nichtorganisierten Pferdesportler sehen für ihr Pferd Offenstall- (27%) oder Aktivstallhaltung (10%) als optimal.
Im Vergleich zur Ipsos-Studie im Jahr 2001 erkennen die Autoren der Studie einen Trend hin zur professionellen Pferdehaltung. So halten 40% ihr Pferd in einem Pensionsstall. Sowohl aktiv-organisierte als auch aktiv nicht-organisierte Pferdehalter wünschen sich für ihr Pferd außerdem tägliche Weidegang oder Bewegung auf einem Auslauf bzw. Paddock.
Verbesserungspotential
Im Stärken-Schwächen-Diagramm der Studie zeigt sich bezogen auf die Unterbringung der Pferde und die Reitanlage Potential für Verbesserung: Mit hoher Relevanz und gleichzeitig geringer Zufriedenheit in ihrer jetzigen Situation nannten die Befragten zum Beispiel „Ordnung auf der Anlage“ und „Sauberkeit der Sanitäranlagen“. Auch die Faktoren „Umkleideräume“, „Führanlage“, „Longierzirkel“ und „Duschräume“ erreichten geringe Zufriedenheitswerte. Mit hoher Relevanz und hoher Zufriedenheit dagegen schlossen zum Beispiel Unterbringung und Fütterung der Pferde ab.
Wirtschaftsfaktor Pferd
Es gibt in Deutschland 10.000 Firmen, Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen, die das Pferd direkt oder indirekt als Geschäftsgegenstand haben. Der Umsatz der deutschen Pferdewirtschaft liegt bei geschätzten 6,7 Milliarden Euro. Davon geht ein Großteil von 61% auf den Bereich Dienstleistungen und Einzelhandel. Für den Bereich Haltung werden die restlichen 39% aufgewendet.
Die komplette Studie gibt es auf der Website der FN.