Einige Bundesländer stellen in den Auslegungen des Infektionsschutzgesetzes Reithallen mit geschlossenen Sporthallen gleich. Deshalb dürfen sie mancherorts gar nicht oder nur sehr eingeschränkt genutzt werden. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat nun mit Hilfe des Online-Kalkulators des Max-Planck-Instituts für Chemie (MPIC) das Risiko der Ansteckung in einer Reithalle bewertet.
Relativ geringes Risiko
Frank Helleis vom MPIC sagt: „Das Ansteckungsrisiko in der Reithalle durch Aerosole ist als vergleichsweise gering bis sehr gering einzustufen.“ Allerdings sei im Vergleich dazu die Ansteckungsgefahr an anderen Orten auf Reitanlagen höher. Das betrifft vor allem schlecht belüftete, kleine Räume wie Sattelkammern oder Sanitäranlagen.
Um das Risiko zu ermitteln, wurden zwei Szenarien beleuchtet: Das erste Szenario betraf sechs Personen (einen Trainer und fünf Schüler), die sich eine Stunde lang in einer 20 x 40 m großen Reithalle aufhielten. Die infizierte Person ist dabei der Trainer und keine der anwesenden Personen trägt eine Schutzmaske. Laut Berechnungen des Online-Kalkulators beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Teilnehmer infiziert wird, 1,8 %. Beim zweiten Szenario ist ein Reiter infiziert und es befinden sich acht andere Reiter eine Stunde lang in einer 20 x 40 m großen Reithalle. Dabei trainiert jeder Reiter für sich. In diesem Szenario beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass sich mindestens ein Teilnehmer infiziert, etwa 0,073 %.
Luftzirkulation ist das A und O
In die Kalkulation wurden Angaben wie Sprechlautstärke, Redeanteile und Atemzeitvolumen, Details zum Raum und zur Veranstaltung, wie Dauer und Anzahl der Teilnehmer berücksichtigt. Reithallen zeichnen sich durch eine große Fläche mit meist hohen Decken (ca. 4 bis 5 m) aus. In den Szenarien gingen die Wissenschaftler von einer Reithalle mit geschlossenen Seiten und einer Lüftung über einen Deckenfirst bzw. ein Fenster aus. In der Praxis sind jedoch auch offene oder halboffene Reithallen verbreitet, die eine noch bessere Luftzirkulation gewährleisten. Um den Austausch der Luft zu fördern, sollten Fenster und Tore beim Reiten offenbleiben.
Insgesamt sei die Ansteckungsgefahr in Reithallen sehr gering, so die FN. Um das Risiko in anderen Bereichen der Reitanlage zu verringern, z. B. den Sanitäranlagen und der Sattelkammer, sollten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, z. B. Zugangsbeschränkungen und Maskenpflicht.