Ad-Libitum-Heubereich
Gleiches gilt für den Ad-Libitum-Heubereich, der über das Zwei-Wege-Selektionstor am Einzelheudosierer ausgewählten Pferden Zugang gewährt. „In diesem Bereich haben wir derzeit eine Raufe mit Heulage und eine mit Heu stehen. Staubempfindliche Pferde oder solche, die eher schwerfuttrig sind und nicht gerne am Einzelheudosierer fressen, bekommen hier ihre Extraportion Raufutter“, erklärt Bernd Kuhnigk. In der fortschreitenden Bauphase wird auf der unteren Ebene ein zweiter Heu-Ad-Libitum-Bereich mit insgesamt vier Raufen entstehen. Die Arbeiten für die Bodenbefestigung sind bereits in vollem Gange. „Wenn das Ganze fertig ist, hat es uns eine knappe Millionen gekostet“, sagt Bernd Kuhnigk. Dank diverser Förderprogramme, zum Beispiel das Programm zur Förderung artgerechter Tierhaltung aus Geldern der EU, dem Bund und dem Land Rheinland Pfalz, konnte der Hofbetreiber das Projekt finanzieren.
Naturnahe Tränke schafft Bewegungsanreize
Um Bewegungsanreize für die Pferde, vor allem aus den oberen Bereichen, zu schaffen, wurde die Tränke in die Mitte des unteren Bereiches gebaut. Das Suevia-Tränkebecken sieht auf den ersten Blick aus wie ein kleiner Teich. „Im Sommer nach der Weidezeit trinken hier schon mal zehn Pferde gleichzeitig“, berichtet Bernd Kuhnigk. Im Winter kann das etwa 1,5 m x 70 cm große Tränkebecken, das über ein Schwimmerventil fortlaufend mit Wasser gefüllt wird, mit 80 oder mehr Watt beheizt werden. Um von der Tränke in die anderen Bereiche zu gelangen, müssen die Pferde immer bergauf laufen. Die erste Ebene ist über zwei befestigte Wege, die rechts und links der Funktionsbereiche verlaufen, mit der zweiten Ebene verbunden. Von dieser Ebene geht nur noch ein etwa 10 Meter breiter Weg hoch zur nächsten Ebene. Hier steht die 11 m x 48 m große Liegehalle mit angrenzender Reithalle. Die Frage, ob der Reitbetrieb nicht zu viel Unruhe verbreite, verneint Bernd Kuhnigk. „Zum einen kennen die Pferde sich untereinander ja alle und zum anderen steht unsere Reithalle gefühlt 22 Stunden am Tag leer“, so der 43-Jährige.
Liegehalle mit Kompost
Der Untergrund in der Liegehalle ist mit Kompost eingestreut. „Das Material testen wir seit ein paar Wochen. Wir haben bereits festgestellt, dass der Frischkompost wesentlich trockener ist als das Stroh- bzw. Holzpellet-Gemisch, welches wir vorher hatten.“ Auch von den Pferden werde der Kompost gut angenommen. Damit Regen und Schnee nicht in die Liegehalle gelangen, ist sie zur offenen Seite hin mit Lochblechen abgeschirmt. „Das ist wirklich genial. Die Pferde können sehen, was draußen passiert und es kommt viel Licht und Luft in die Halle“, so Bernd Kuhnigk. Da die Lochbleche nicht als feste Wand montiert sind, sondern als Torkonstruktion lassen sie sich im Sommer oder bei schönem Wetter einfach hochziehen.
Große Wälzfläche
Vor dem Liegebereich entsteht derzeit eine etwa 5 m x 15 m große Wälzfläche mit feinkörnigem Lavasand. Unter dem Dach der Liegehalle befinden sich zwei Integrationsbereiche mit jeweils einer kleinen Heuraufe und einer Tränke. Neue Pferde können hier über einen Holzzaun in Ruhe Kontakt mit der Herde aufnehmen. „Meistens brauchen wir die Integrationsboxen nur ein paar Tage“, sagt Bernd Kuhnigk. Die intensive Beobachtung und der Kontakt mit den Pferden sei genau das, was ihm bei der Boxenhaltung immer gefehlt habe. „Hier im Aktivstall erlebe ich jeden Tag eine interessante Kommunikation zwischen den Pferden. Das macht einfach Spaß!“, sagt der Betriebsinhaber, der derzeit kein eigenes Pferd hat.
Hinauf zur Kraftfutterstation
Wenn die Fresszeit im Heubereich auf der zweiten Ebene endet, machen sich viele Pferde auf den Weg zur Kraftfutterstation. Diese befindet sich etwas weiter entfernt von den übrigen Bereichen auf der vierten Ebene. „Manche Pferde galoppieren die 200 Meter zur Station gerne hoch. Das ist schön anzusehen“, sagt Bernd Kuhnigk.
Hafer, Müsli sowie Mineralfutter
An heißen Tagen kommt man als Fußgänger auf dem recht steilen Weg auch schnell ins Schwitzen. In der doppelten Kraftfutterstation mit dem Zwei-Wege-Selektionstor bekommt jedes Pferd die ihm zugeteilte Menge an Hafer oder Müsli sowie Mineralfutter. Das Futter rieselt alle 20 Sekunden in einen schwenkbaren Trog. „Dank des modernen Mechanismus von Schauer schwenkt der Trog ein, wenn die Pferde dagegen treten. Sie müssen sich für ihre Portion Futter dann neu anstellen“, sagt Bernd Kuhnigk. Die Kraftfutterstation verfügt über ein schwenkbares Ausgangstor und fungiert somit gleichzeitig als Selektionstor zur Weide. Da genügend Weideflächen zur Verfügung stehen, dürfen schwerfuttrige Pferde oder Rentner auch im Winter ein paar Stunden auf die Grünflächen.
Weidestart im Frühjahr
Für den Großteil der Herde beginnt die Weidesaison jedoch im Frühjahr. Alle 25 Hektar sind über Laufwege direkt vom Bewegungsstall aus zugänglich. „Wir haben einige Flächen, auf denen noch ganz ursprüngliches, mageres Gras wächst. Die Akzeptanz bei den Pferden ist unterschiedlich, aber es ist besonders für leichtfuttrige sehr gesund“, berichtet der 43-jährige Landwirt. Dank des geschickt konzipierten Aktivstalls und den großzügigen, fast naturbelassenen Weiden, die allesamt am Hang liegen und teilweise von Bachläufen durchschnitten werden, leben die Pferde auf dem Hof Kuhnigk sehr naturnah.
Mehr Komfort geht nicht
Damit der Aufenthalt auf dem Hof auch für die Reiter so angenehm wie möglich wird, hat Bernd Kuhnigk in eine großzügige, schöne Reithalle mit entsprechender Infrastruktur investiert. Alles befindet sich unter einem Dach direkt neben der Liegehalle. Insgesamt verfügt der Bau über sechs Sattelkammern, von denen vier bereits fertig eingerichtet sind. Auf dem Gang zwischen den Sattelkammern befinden sich ein übersichtlicher Halter für Halfter und einer für Hufschuhe. „Da viele Pferde barhuflaufen und viele Reiter gerne lange ausreiten, haben wir entsprechend viele Hufschuhe, die natürlich einen Platz zum Trocknen und Auslüften brauchen. Manchmal brauchen wir die Schuhe auch bei der Gewöhnung an den Untergrund im Aktivstall“, erklärt Bernd Kuhnigk.
Anbindeplätze und ein Waschplatz
Von dem Gang aus gelangt man direkt unter das Vordach der Reithalle, wo sich neben zahlreichen Anbindeplätzen ein Waschplatz und ein Aufenthaltsbereich für die Reiter befinden. Die Reithalle selbst ist offen gebaut und hat ein Hufschlagmaß von 25 m x 50 m. Somit können sich die Reiter gut aus dem Weg gehen und es gibt auch genug Platz für einen ausgiebigen Galopp. Der Boden hält das locker aus. „Als Unterbau haben wir über dem Grobschotter Tuffsand verwendet. Der Tuffsand wird sehr fest und bildet eine schöne ebene Fläche. Gleichzeitig ist er aber auch elastisch und stoßabsorbierend. Die Tretschicht oben drüber besteht aus lockerem Kirchhellener Sand“, erklärt Bernd Kuhnigk.