Für diese Ausgabe von Pferdebetrieb haben wir den Wielandshof in Wilnsdorf besucht. Der Ort liegt an der A45, der Sauerlandlinie. Hügel bestimmen die Landschaft im südlichen Siegerland und spielten demnach auch beim Bau des Hofs von Karin und Gerd Otterbach eine große Rolle.
Der Wielandshof war ursprünglich ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Mutterkuhhaltung, aber schon 1984 kamen die ersten Pferde dazu. „Erst mal nur ein Stall für die eigenen, und dann kamen recht schnell die ersten Pensionspferde dazu“, erzählt uns Karin Otterbach. Seitdem ist die Zahl der Pferde kontinuierlich gewachsen. Gleichzeitig hat Karin Otterbach aber auch mit verschiedenen Haltungs- und Fütterungskonzepten ihre Vorstellung von einer artgerechten Pferdehaltung stetig weiterentwickelt. „Uns war von Anfang an klar, dass es genügend erfolgreiche Sportställe in der Umgebung gibt. Wir brauchten eine andere Lücke, und das war dann eben immer mehr die Offenstallhaltung.“ Heute gibt es auf dem Wielandshof fünf Pferdegruppen und einen Rinderstall. Der älteste Stall ist ein Boxenstall, aber auch der wird von den Pferden nur nachts genutzt. Tagsüber sind die Pferde auf der Weide oder auf einem großzügigen Paddock untergebracht. Das zweite Stallprojekt wurde dann schon deutlich offener gebaut: ein Aktivstall für 16 Pferde mit Raufutterautomaten von Hit. Mit dem jüngsten Stallbauprojekt hat Familie Ottermann beim Wettbewerb „Gesunde Haltung – gesunde Pferde“ der Betriebsberatung Schade & Partner teilgenommen, den unsere Zeitschrift seit vielen Jahren als Medienpartner begleitet. Auch dieser Stall ist wieder ein Offenstall, dieses Mal allerdings mit der Firma Schauer umgesetzt.
Das Haltungskonzept
Genau diesen Aspekt fanden wir spannend, also wollten wir uns den Betrieb einmal genauer ansehen. Normalerweise entscheiden sich Pferdebetriebe für einen der beiden Anbieter und setzen mit diesem dann ihr Haltungskonzept um. Beide Systeme auf einem Hof zu finden, ist dann doch eher ungewöhnlich, ermöglicht es aber, etwas genauer hinzuschauen und die Unterschiede im Detail zu entdecken.
Der Wielandshof ist ein Familienbetrieb. Gerd Wieland kümmert sich mit seinem Sohn um den landwirtschaftlichen Teil, um Futterwerbung und alles, was einen Motor hat oder von einem solchen gezogen wird. Karin Otterbach ist Pferdefrau und Planerin, die sich intensiv mit der computergesteuerten Fütterung, den Wegen und dem Verhalten der Pferde, aber auch mit der baulichen Planung der Anlage auseinandersetzt. Das Wohnhaus der Familie Otterbach steht mitten auf dem Hof und ist für die Einstaller Anlaufstelle bei allen Wehwehchen und Problemen. Während unseres Besuchs reichten die Klagen von Belanglosem wie „Jemand hat meinen privaten Besen benutzt“ bis zu echten Sorgen wie im Schnee verloren gegangenen Identifizierungschips – eben Alltag im Pferdebetrieb. „Ich bin für die Probleme der Einstaller da. Wir sind einfach ein Dienstleistungsbetrieb. Wer das in einem Pferdebetrieb heute nicht verinnerlicht hat, hat kaum noch eine Chance“, ist Karin Otterbach überzeugt. Gleichzeitig birgt der enge Kontakt mit den Kunden aber auch die Chance, das Haltungskonzept so weiterzuentwickeln, dass es für Pferde, Betrieb und Kunden passt. Auch bei Offenstallkonzepten spielen hier arbeitswirtschaftliche Aspekte eine große Rolle. Vor allem das Abmisten der Auslaufflächen stellt viele Betriebe vor große Probleme. Das gilt insbesondere, wenn – wie auf dem Wielandshof – die Flächen nicht eben sind, sondern Hanglage haben. Dann wird es mit großen Maschinen schwierig und von Hand sehr aufwendig, also personalintensiv.
Auf dem Wielandshof geht man einen ganz eigenen Weg: Der Betrieb kümmert sich um die Bereitstellung des Futters, das Misten übernehmen die Einstaller in Eigenregie. „Ich bin sehr stolz auf unsere Kunden. Das funktioniert wirklich super. Unsere Einstaller organisieren das über eine WhatsApp-Gruppe selbst und wir springen eigentlich nur ein, wenn wirklich etwas Unvorhergesehenes wie eine Autopanne oder ein Unfall passiert“, berichtet Otterbach. Nicht zuletzt dient diese Regelung dazu, den Pensionspreis niedrig zu halten, schließlich liegt die Gemeinde Wilnsdorf in einer relativ strukturschwachen Region im äußersten Süden von Westfalen, nur wenige Kilometer von den Grenzen zu Hessen und Rheinland Pfalz entfernt. Im Dialog mit den Einstallern wurden Lösungen gefunden, die für den Betrieb wirtschaftlich sinnvoll, für die Pferdebesitzer bezahlbar und für die Pferde artgerecht sind – und das sowohl in der Boxen- als auch in der Offenstallhaltung.