Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen in der Pferdehaltung – sei es zum Tränken der Tiere, zur Stallreinigung oder zur Bewässerung von Weideflächen. Doch steigende Wasserpreise und trockene Sommer machen eine nachhaltige Wassernutzung immer wichtiger. Eine Zisterne zur Regenwassernutzung kann hier eine effiziente und umweltfreundliche Lösung sein. Wie Sie Regenwasser optimal in der Pferdehaltung einsetzen, welche Vorteile eine Zisterne bietet und worauf Sie bei der Installation achten sollten, erfahren Sie in Interview mit Joachim Himmelein von Schöppler Zistern.
Interview Regenwassernutzung
Joachim Himmelein (Schöppler Zisternen)
Warum ist Wassermanagement in der Pferdehaltung so wichtig?
Der Verbrauch von Wasser aus dem öffentlichen Netz in einem Pferdebetrieb stellt einen zunehmend steigenden Kostenfaktor dar. Neben der Bewässerung von Reitflächen in Hallen wird eine Bewässerung von Außenreitplätzen zur Staubbindung vor dem Hintergrund des Klimawandels immer wichtiger.
Wie können Pferdebetriebe ihre Wassernutzung effektiver gestalten?
Insbesondere durch Nutzung von Regen-, Brunnen- und Quellwasser lässt sich Wasser aus dem öffentlichen Netz für viele Zwecke ersetzen.
Zisternen in der Pferdehaltung
Wie können Pferdebetriebe die richtige Größe für eine Zisterne auf ihrem Betrieb berechnen?
Eine allgemeingültige Berechnungsformel gibt es dafür nicht. Hier gilt eine Kosten-Nutzenabwägung: Selbst eine kleine Regenwasserzisterne mit 5 bis 10 m³ Fassungsvermögen, die sich mit geringem Aufwand, z.B. mit einem gebrauchten Tank realisieren lässt, kann bereits einen beträchtlichen Teil an Netzwasser einsparen.
In der Regel richtet sich aber die Größe einer Regenwasserzisterne nach der zu beregnenden Fläche einer Reithalle. Dabei gilt folgende Faustformel:
Für eine Reithalle mit 20 x 40 m benötigt man mindestens eine 20-m³-Zisterne.
Für eine Reithalle mit 20 x 60 m benötigt man mindestens eine 30-m³-Zisterne. Soll zusätzlich ein Außenreitplatz beregnet werden, sollten Betriebsleiter eine individuelle Berechnung durchführen lassen.
Was ist bei der Wahl der Zisterne und beim Einbau zu beachten?
Regenwasserzisternen werden in runder Betonfertigteilbauweise mit max. 2,7 m Durchmesser und max. 12,5 m³ Fassungsvermögen, als Kunststoffzisternen zwischen 5 und 65 m³ Fassungsvermögen, in Betonsegmentbauweise und in Ortbetonbauweise hergestellt. Weiterhin werden auch gebrauchte Stahltanks in unterschiedlicher Größe am Markt angeboten. Seit wenigen Jahren stehen Kunststoffzisternen ab 20 m³ Fassungsvermögen in zwei Ausführungen zur Verfügung.
Diese Zisternen sind günstiger und langlebiger, als Ausführungen in Betonbauweise. Für den Einbau gelten Herstellervorschriften. Es ist deshalb zwingend notwendig, einen Richtmonteur zur Überwachung eines sachgerechten Einbaues hinzuzuziehen.
Wo ist der richtige Platz für eine Zisterne?
Es kommt hier auf die örtlichen Gegebenheiten an. Es ist deshalb ratsam, eine Fachfirma für eine Projektierung hinzuziehen.
Müssen Dächer, über die Regenwasser in der Zisterne gesammelt wird, bestimmte Eigenschaften aufweisen?
Grundsätzlich sind alle vorhandenen Dächer für eine Regenwassernutzung geeignet.
Individuelle Optionen der Regenwassernutzung
Welche Vorteile bieten unterirdische Tanks im Vergleich zu oberirdischen Tanks?
Bei oberirdischen Tanks besteht keine Gefahr, dass das Wasser gefrieren könnte. Außerdem kann das Freispiegelgefälle von bereits vorhandenen Grundleitungen verwendet werden. Oberirdische Tanks nehmen je nach Ausmaß viel Platz ein und sie können zu Algenbildung neigen. Auch diese Punkte fallen für unterirdische Tanks weg.
Benötigen Betriebe für die Errichtung einer Zisterne eine Baugenehmigung?
Nein, für die Errichtung einer Regenwasserzisterne ist keine Baugenehmigung erforderlich.
Wofür können Betriebe das Zisternenwasser nutzen?
Das gesammelte Wasser kann beispielsweise für Beregnungszwecke genutzt werden, egal ob für den Reitplatz zur Staubbindung oder das Grünland. Ebenso kann das Wasser für die WC-Spülung und gegebenenfalls auch für Waschmaschinen und Waschplätze verwendet werden. Es sollte allerdings nicht zum Tränken der Pferde eingesetzt werden und bei Wasserzapfstellen, die mit Zisternenwasser gespeist werden, sollte ein Hinweis „Kein Trinkwasser“ versehen sein.
Finanzielle Aspekte des Wassermanagements
Welche finanziellen Vorteile bringt ein durchdachtes Wassermanagement?
In jeden Fall führt dies zu einer Kostenreduzierung. Wenn z.B. nur Netzwasser verwendet wird, kann der Einbau eines 2. Wasserzählers für den Teil des Wassers, welches nicht mehr in die Kanalisation eingeleitet wird, zu einer eine Kosteneinsparung führen. Denn für dieses Wasser entfallen die Abwassergebühren.
Gibt es Förderprogramme oder Zuschüsse für wassersparende Maßnahmen in der Landwirtschaft oder der Pferdehaltung?
Es gibt hierfür keine generellen oder bundesweiten Förderprogramme. Eine Nachfrage bei der Gemeinde oder dem örtlichen Wasserversorger wäre sinnvoll.
Wie schnell amortisieren sich eine Investition in eine Zisterne?
Dies hängt im Wesentlichen von der Höhe der erforderlichen Investitionskosten für eine Regenwassernutzungsanlage und dem dadurch eingesparten Netzwasserbezug. Es handelt sich aber um eine eher langfristig angelegte Investition.
Qualität und Sicherheit
Welche Anforderungen gibt es an die Wasserqualität für Pferde?
Grundsätzlich keine. Pferde, die in der freien Natur leben, nehmen das Wasser auf, welches sie vor Ort vorfinden. Das können Fließgewässer, Seen, Teiche, Quellen etc. sein. Da Wasser in Zisternen durch Eintragung von Vogelkot etc. verunreinigt sein kann, muss das Wasser vor der Nutzung z.B. als Tränkewasser aufbereitet werden.
Welche Risiken bestehen durch stehendes Wasser in Zisternen oder Teichen und wie kann man diese minimieren?
Bei Regenwasserzisternen sollte vor Einleitung eine Vorfilterung erfolgen, um z.B. Laubeintragungen zu vermeiden, da dies zu Fäulnisprozessen führt. Weiterhin ist die Einleitung von Oberflächenwasser, z.B. von einer Hofentwässerung, zu vermeiden.
Allgemein ist zu sagen, dass jede Eintragung von Schutz vermieden werden muss. Teiche mit stehendem Wasser neigen in der warmen Jahreszeit häufig zu Algenbildung und Verschleimung des Wassers. Dieses Wasser kann dann auch für Beregnungszwecke nur noch eingeschränkt verwendet werden.
Zukunftsausblick
Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie im Wassermanagement für Pferdebetriebe?
Mit zunehmender Digitalisierung können z.B. die Wasserverbräuche in einem Pferdebetrieb und auch andere Parameter, wie Füllstand in einer Zisterne sowie Grenzwerte für eine Nachspeisung, digital überwacht werden. In der Landwirtschaft nutzen große Rinderhalter diese Technik schon seit geraumer Zeit, da der Wasserverbrauch einen erheblichen Kostenfaktor darstellt.
Welche Maßnahmen sollten Betriebe schon jetzt ergreifen, um sich auf klimatische Veränderungen vorzubereiten?
Die Nutzung von Regenwasser zur Einsparung von Netzwasser ist wohl der sinnvollste Schritt für die Zukunft. Bei einer flächendeckenden Regenwassernutzung über ausreichend groß dimensionierte Zisternen erfolgt durch eine Rückhaltung von Wasser bei Starkregenereignissen eine Entlastung der örtlichen Kanalisation bis hin zu den Vorflutern und den Flüssen.