Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) haben sich mit Pferdehaar beschäftigt und festgestellt, dass sich davon so einiges ablesen lässt. Haare, insbesondere die langen Schweifhaare von Pferden, speichern viele Informationen. Zum Beispiel sind daran Ernährungsgewohnheiten chemisch nachzuweisen.
Welchen Zeitraum ein Zentimeter Schweifhaare abbildet, war laut Experten bisher nicht exakt zu bestimmen – schließlich wachsen Haare nicht bei jedem Pferd gleich schnell –, doch dieses Problem sollen die Forschenden der Vetmeduni Vienna nun gelöst haben. Laut Angaben der Hochschule entwickelten sie eine Methode, mit der einzelne Haarabschnitte Jahreszeiten – und damit Zeitspannen – zugeordnet werden können.
Martina Burnik Šturm und Petra Kaczensky vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna erforschen die Lebensweise von Wildpferden und Wildeseln in der mongolischen Wüste Gobi. Was die Tiere fressen, ob sie Wasser trinken oder Schnee aufnehmen und in welchen Regionen sie sich aufhalten – Antworten auf all diese Fragen sollen in den Haaren zu finden sein.
Die Erstautorin Burnik Šturm entwickelte eine Methode, Zeitspannen an Haaren eindeutig ablesen zu können. Der Lebensraum der Wildpferde kam ihr dabei zugute: In der mongolischen Wüste Gobi herrschen extreme klimatische Bedingungen. Die Temperaturen der einzelnen Jahreszeiten unterscheiden sich stark und so auch die Zusammensetzung der chemischen Elemente in den Haaren. Die Forscherin verglich die Isotopendaten aus den Haaren mit Satellitendaten des EOSDIS (Earth Observing System Data and Information System), einer frei zugänglichen Datenbank der NASA, und konnte so jedem Haar einen Sommer-Winter-Rhythmus zuordnen. Damit ließ sich dann genau errechnen, welchem Zeitraum ein Zentimeter eines Haars entspricht.
„Die Isotopenanalyse von Haaren ist eine gängige Methode, wenn es um Ernährungswissenschaften und Migrationsforschung bei Tieren geht. Unsere Methode liefert erstmals die Möglichkeit, die Lebensweise der Tiere zeitlich genau nachzuvollziehen. Zuvor waren die Ergebnisse, was den Zeithorizont betrifft, eher geschätzt als korrekt. Ab jetzt steht den Forschenden eine relativ einfache Methode zur Verfügung, ihre Daten richtig zu interpretieren“, erklärt Burnik Šturm.