Optimierung der Proteinbewertung beim Pferd
Proteine bestehen unter anderem aus Aminosäuren, die teilweise lebensnotwendig sind und dem Körper zur Verfügung gestellt werden müssen. Der Bedarf an Proteinen setzt sich beim Pferd aus dem Bedarf für Erhaltung und dem für Leistung zusammen. Er wird derzeit ausgedruckt als verdauliches Rohprotein. Die Mengenanforderungen sind relativ gering und der Erhaltungsbedarf wird oftmals bereits durch eine ausreichende Raufuttergabe abgedeckt. Die Menge an verdaulichem Rohprotein in den Futtermitteln gibt jedoch keinen Hinweis auf den Gehalt an lebenswichtigen (essenziellen) Aminosäuren. So können Futtermittel mit einem relativ hohen Gehalt an Rohprotein unter Umstanden nur einen geringen Anteil an essenziellen Aminosäuren bereitstellen. Die enzymatische Verdauung des Proteins und die Aufspaltung in Aminosäuren erfolgt beim Pferd hauptsachlich innerhalb des Dünndarms und durch Fermentation von Mikroorganismen im Dickdarm. Die Aufnahme von mikrobiell gebildeten hochwertigen Aminosäuren über die Dickdarmschleimhaut scheint jedoch so gering zu sein, dass sie zu vernachlässigen ist. Anders ist es bei Wiederkauern, deren Fermentationsraum im Pansen der Dünndarmverdauung vorgeschaltet ist, was die Aufnahme bakteriell erzeugter hochwertiger Aminosäuren über die Dünndarmschleimhaut ermöglicht. Vergleichsweise effektiv in der Proteinauswertung sind auch Dickdarmverdauer, die den Blinddarmkot fressen, wie zum Beispiel das Kaninchen. Das Pferd hingegen ist auf die Zufuhr essenzieller Aminosäuren über das Futter angewiesen, die es dann über den Dünndarm aufnehmen kann.