Anforderung an die artgerechte Pferdefütterung:
1. anatomisch ausgerichtet
2. physiologisch sinnvoll
3. ethologisch angebracht
Bei artgerechter Fütterung muss besonders auf die Versorgung mit strukturwirksamem Grobfutter (etwa Heu oder Heulage mit einer Schnittgutlange von mindestens 4 bis 5 cm) geachtet werden. Die positiven Aspekte einer ausreichenden Raufutterversorgung sind die längere Beschäftigung mit der Futteraufnahme, die Befriedigung des Kaubedürfnisses, ein ausreichender Zahnabrieb, eine bessere Durchfeuchtung der Futterbissen, eine Pufferung der Magenflüssigkeit durch den sezernierten Speichel, die Gewährleistung eines optimalen pH-Wertes für die Wirkung der Verdauungsenzyme und die Stabilisierung der Milieubedingungen im gesamten Verdauungstrakt.
Nährstoff | Raufutter | Verzehrdauer (40 min/kg Raufutter)¹ |
Krippenfutter | Verzehrdauer (10 min/kg Krippenfutter) |
Gesamtverzehrdauer (Zeitbudget Futteraufnahme/ Tag) |
Ration: | 6 kg | 240 min | 3 kg | 30 min | 270 min |
¹ Pferdefutterung, Coenen und Meyer (2002)
Daraus folgt:
• Futteraufnahme nimmt bei praxisüblichen Rationen nur ein geringes tägliches Zeitbudget in Anspruch (etwa 4,5 Std.; unter naturnahen Bedingungen mindestens 12 Std.) und entspricht somit nicht den Ansprüchen der Pferde
• Beschäftigungstrieb für Futtersuche und -aufnahme ist nur teilweise befriedigt ausreichende Kauaktivität ist fraglich
• Verdauungsstörungen und Verhaltensanomalien sind dadurch möglich.
Die freie Heuaufnahme über 12 Stunden am Tag kann aber auch zu Luxuskonsum führen. So ergaben 2011 Untersuchungen von Coenen, Kienzle und Zeyner, dass Shetlandponys ihren Energiebedarf bei freier Raufutteraufnahme zu 280 Prozent abdeckten und auch Warmblutpferde eine Deckung von 199 Prozent erreichten. Eine Verfettung mit den daraus resultierenden gesundheitlichen Problemen kann die Folge sein.