Welche Versicherungen brauche ich?
Pferdebetrieb im Gespräch mit Sker Friedhoff
Versicherungen sind in jedem Bereich des Lebens von Bedeutung. Anders sieht es im Pferdebetrieb auch nicht aus. Pferdebetrieb hat sich mit Sker Friedhoff von der RISK-Management GmbH unterhalten, welche Versicherungen für einen Pferdebetrieb wichtig sind und unbedingt benötigt werden.
Was ist die wichtigste Versicherung für einen gewerblichen Pferdebetrieb?
Sker Friedhoff, RIMA: Die wichtigste Versicherung ist zweifellos die Betriebshaftpflichtversicherung. Fügt der Betriebsleiter oder einer seiner Angestellten jemand anderen einen Schaden zu, haftet er für die Wiedergutmachung des Schadens mit seinem gesamten Vermögen. Dabei ist es unerheblich ob ein Mensch, eine Sache oder ein Tier geschädigt wird. Gerade auf einem Pferdebetrieb ist das Gefährdungspotential vergleichsweise hoch. Kommt es zu einem Schaden, kümmert sich die Versicherung um die Regulierung und schützt den Versicherungsnehmer vor finanziellen Belastungen, in dem sie berechtigte Forderungen begleicht oder aber unberechtigte Forderungen abwehrt.
Was muss in der Betriebshaftpflichtversicherung individuell angepasst werden?
Sker Friedhoff, RIMA: Kein Betrieb gleicht dem anderen und auf jedem Betrieb gibt es individuelle Risiken. So muss nicht nur die Anzahl der versicherten Pferde passen, sie müssen auch entsprechend ihrer Verwendung versichert sein. Es liegt auf der Hand, dass z.B. ein Schulpferd ein höheres Schadenrisiko darstellt als das nur zu eigenen Zwecken genutzte Reitpferd. Sind Pensionspferde vorhanden, müssen auch das Hüterisiko und ggf. die Obhutsschäden mitversichert werden.
Auf jeden Fall muss der Versicherungsschutz passen wie ein Maßanzug, um einen umfassenden Versicherungsschutz zu gewährleisten. Aber es soll natürlich auch kein Geld verschwendet werden, weil nicht vorhandene oder überschaubare Risiken für viel Geld mitversichert werden.
Gibt es „überflüssige“ Versicherungen, die sich selten oder gar nicht lohnen?
Sker Friedhoff, RIMA: Der richtige Umfang des Versicherungsschutzes ergibt sich aus der individuellen Situation und der Risikoaffinität des Betriebsleiters. Der eine möchte eine vollumfängliche Absicherung vor jedem erdenklichen Risiko, der andere ist bereit, gewisse Risiken selbst zu tragen und ihm reicht eine grundlegende Absicherung aus. Am Ende ist es immer eine Kosten-/Nutzenrechnung, die individuell mit dem einzelnen Kunden gemacht werden muss. Auf jeden Fall sollten zu einer guten Versicherungsberatung immer eine individuelle Bewertung des Betriebes und eine Risikoinventur gehören.
Welche Versicherungen muss der Betrieb regelmäßig anpassen?
Sker Friedhoff, RIMA: Generell sollte ein Betriebsleiter einmal im Jahr mit seinem Berater über die aktuelle Situation des Betriebes und alle Versicherungen sprechen. Wie gesagt, der Versicherungsschutz muss passen wie ein Maßanzug. Aber manchmal wächst man aus dem Anzug heraus und er muss neu angepasst werden. So ist es auch mit dem Versicherungsschutz. Im Laufe eines Jahres kann viel passieren, die Anzahl und die Nutzungsart der Pferde hat sich verändert, es wurden neue Angebote ins Portfolio des Betriebes aufgenommen oder es haben sich bauliche Veränderungen an den Gebäuden ergeben. Das, und viele andere Dinge mehr, erfordern eine Anpassung des Versicherungsschutzes. Deshalb führt jeder gute Berater mindestens einmal im Jahr ein Gespräch mit seinen Kunden. Bei größeren Veränderungen sollte man aber nicht auf das Jahresgespräch warten, sondern seinen Berater umgehend informieren.
Brauchen Reitschulen eine besondere Versicherung?
Sker Friedhoff, RIMA: In Reitschulen muss darauf geachtet werden, dass die Schulpferde auch als solche versichert sind. Eine einfache Reitpferdehaftpflichtversicherung reicht nicht aus. Auch für die Reitlehrer muss eine entsprechende Reitlehrerhaftpflichtversicherung bestehen. Hierbei muss mit der Versicherung geklärt werden, ob sie nur für lizenzierte Trainer Versicherungsschutz bietet oder auch für Trainer ohne Lizenz. Auch eine gewisse Anzahl an Hilfspersonen sollte mitversichert sein.
Was muss aus der Sicht der Versicherung bei Pferdebetrieben im Landtourismus-Sektor (z.B. geführte Ausritte mit betriebseigenen Pferden) beachtet werden?
Sker Friedhoff, RIMA: Auch hier müssen die Pferde für diesen Verwendungszweck versichert sein. In der Regel unterscheiden die Versicherer auch nochmal zwischen geführten Ausritten und dem echten Verleih der Pferde. Werden Übernachtungen und Verpflegung (auch auf den Ausritten) angeboten, muss auch das zusätzlich versichert werden.