Große und kleine Strongyliden
Strongyliden werden unterteilt in große und kleine Strongyliden. „Der Name kommt einfach vom Größenunterschied“, erklärt Binding. „Gemeinsam ist beiden, dass sie als Larven durch den Körper wandern.“ Große Strongyliden steuern die Blutgefäße im Bauchraum an, daher heißen sie auch Blutwürmer. „Sie greifen die Gefäßwand an und bewirken Schwellungen. Wie bei einer Thrombose oder einem Infarkt verstopft das Gefäß und es fließt weniger Blut durch“, erläutert Dr. Michael Zeitelhack aus München. „Dadurch fehlen in der betroffenen Körperregion Sauerstoff und Nährstoffe, die das Blut normalerweise bringt. Ein Teil des Darms kann absterben.“ Auch die kleinen Strongyliden bleiben nicht im Darm, sie setzen sich in der Darmwand fest. „Die Besonderheit der kleinen Strongyliden ist, dass die Larven sich einkapseln können“, legt Zeitelhack weiter dar. „Sie verlassen den Darm und nisten sich in der Darmwand und in der Muskulatur ein. Dort ruhen sie zum Teil mehrere Monate lang, bis sie auf einen Reiz hin freigesetzt werden.“ Binding erklärt, warum Strongyliden so schwer zu bekämpfen sind: „Kleine eingekapselte Strongyliden sind gegen fast alle Wurmkuren unempfindlich. Und in der Kotprobe sieht man sie nicht.“
Symptome und Krankheiten
Bereits das Einkapseln der kleinen Strongyliden führt zu Entzündungen. Lebensgefährlich wird es für das Pferd, wenn viele eingekapselte Larven auf einmal zurück in den Darm wandern. „Kommt es zu dieser Massenwanderung, zerstören die Strongyliden dabei Gewebe im Darm. Die Folge sind Koliken und Durchfall, das Pferd kann die Nahrung schlechter aufnehmen und magert ab“, sagt Binding. Das bedeutet eine immense Belastung für den Organismus, selbst wenn dem Pferd kurz vorher noch nicht das Geringste anzumerken war. Etwa 50 Prozent dieser schweren Fälle überleben nicht. Zeitelhack nennt als möglichen Auslöser für eine solche Massenauswanderung die Temperatur und fügt an: „Im Winter sind die Larven eher inaktiv, im Sommer, bei großer Hitze, steigt die Zahl der Erkrankungen. Das zeigt zumindest die Praxis, wissenschaftlich einwandfrei bewiesen ist das noch nicht.“ Ein großes Problem ist, dass die Symptome eines Strongylidenbefalls relativ unspezifisch sind. Koliken oder Durchfall sind Hinweise auf Strongyliden, können aber auch andere Ursachen haben. Hat ein Pferd viele Würmer, sieht es in der Regel schlecht aus: Es ist bauchig und rippig, hat stumpfes Fell und nimmt nicht zu. Manche scheuern zudem den Schweif. „Zwar sind der Auslöser für Schweifscheuern nicht die Strongyliden, sondern Pfriemenschwänze, wenn ich aber die Strongyliden richtig bekämpfe, sollten auch keine Pfriemenschwänze auftreten. Daher kann ich bei Schweifscheuern davon ausgehen, dass das Pferd nicht richtig entwurmt ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Strongyliden hat“, erklärt Zeitelhack.