Für eine neue Studie zum Vorkommen von (vor allem den großen) Strongyliden auf Pferdebetrieben hat das European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP) über einen Zeitraum von neun Monaten Kot, Blut und Speichelproben von 484 Pferden auf 48 Pferdebetrieben in Berlin und Brandenburg gesammelt. Untersucht wurden die Proben mittels Kotuntersuchungen sowie mit ELISA- und PCR-Tests. Bei Strongyliden, zu deren Familie die häufigsten krankheitserregenden Fadenwürmer beim Pferd gehören, handelt es sich um häufig bei Pferden auftretende Parasiten.
Strongyliden und ihre Folgen
Strongyliden können weitreichende Organschäden verursachen oder sogar zum Tod führen können. Unterscheiden muss man dabei zwischen den kleinen Strongyliden und den erheblich gefährlicheren großen Strongyliden. Große Strongyliden waren bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf weit über der Hälfte der Betriebe zu finden. In jüngeren Studien fand man in untersuchten Kotproben je einen großen Anteil an mit kleinen Strongyliden infizierten Pferden, während die Zahl der so nachgewiesenen Infektionen mit großen Strongyliden stets sehr niedrig war. In den letzten Jahrzehnten ging das Auftreten der großen Strongyliden durch regelmäßige Behandlungen mit Anthelminthika, die auch gegen im Wirt wandernde Larvenstadien wirksam sind, stark zurück. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Ergebnissen der aktuellen Studie des ESCCAP wieder.
Untersuchungsergebnisse
Bei 66,7 % der untersuchten Pferde konnten im Kot Strongyliden nachgewiesen werden. Mit 97,9 % der untersuchten Betriebe waren fast alle von einem Befall betroffen. Insgesamt ließen sich bei 12,5 % der untersuchten Bestände Infektionen mit großen Strongyliden feststellen. Zusätzlich zur Prävalenz, also der gesamten Anzahl der infizierten Pferde während des Testzeitraums, untersuchten die Forscher auch die Seroprävalenz, die Häufigkeit spezifischer Antikörper im Blut. Möglich wurde diese Untersuchung durch die Zusammenarbeit mit amerikanischen Kollegen und einem ELISA-basierten Antikörpernachweis-Test, den es sonst in Deutschland gar nicht gibt. 102 der 481 (entsprechend 21,2 %) mit ELISA untersuchten Blutproben wurden positiv auf Antikörper gegen den großen Strongyliden getestet. Diese im Vergleich zu den Ergebnissen der Kotuntersuchungen sehr hohe Prävalenz entsprach einem Befund auf 83,3 % der Betriebe.
Die Diskrepanz zwischen der Seroprävalenz und dem direkten Nachweis großer Strongyliden mittels PCR-Test lässt sich auf zwei Arten erklären. Zum einen kann es nach einer Infektion bis zu fünf Monate dauern, bis die Antikörperlevel wieder ihre Basiswerte erreichen. Außerdem lassen sich durch serologische Untersuchungen auch Infektionen nachweisen, bei denen die Larvenstadien der großen Strongyliden noch durch den Körper wandern und somit noch gar keine Wurmeier ausscheiden. Bis es soweit ist, kann es nämlich je nach Art der großen Stronygliden zwischen sechs und elf Monaten dauern. Aufgrund der regelmäßigen Entwurmungen auf vielen Pferdebetrieben erreichen die Larven aber häufig nicht die Geschlechtsreife, scheiden somit auch keine Eier aus und sind deshalb mittels Kotprobenuntersuchungen nicht nachweisbar. Diese unerwartet hohen Seroprävalenz-Daten zeigen auf, dass dieser hoch-pathogene Parasit offensichtlich immer noch weit verbreitet ist. Im Rahmen der Studie konnten vier Faktoren ermittelt werden, die zu einem höheren Risiko führten, Strongylideneier auszuscheiden. Dazu zählen neben einem freien Weidezugang auch Tiere, die schon länger gar nicht mehr oder mit dem Benzimidazol Fenbendazol entwurmt wurden, sowie jüngere Pferde. Bevor auf Betrieben eine selektive Entwurmung durchgeführt wird, sollten mindestens einmal im Jahr Kotprobenuntersuchungen (Larvenkultur oder PCR) durchgeführt werden. Nur wenn diese Untersuchungen negativ ausfallen, also keine große Strongyliden im jeweiligen Bestand vorkommen, macht eine selektive Entwurmung Sinn.