Teil 3: Offen- und Bewegungsstall: Planen und Bauen
Der Bau einer eigenen Reitanlage ist ein Projekt, das von vielfältiger Erfahrung,
Weitsicht und Planungsvermögen profitiert – ideal, wenn man dabei einen
geeigneten Partner an der Seite hat. In Teil 3 der Serie ‚Auf die Grüne Wiese bauen‘
befassen wir uns zusammen mit Reitanlagenplanerin Ute Rossmayer von
Rossmayer Reitanlagen mit Planung und Bau von Offen- und Bewegungsställen. Mehr dazu im Profi-Magazin Pferdebetrieb.
In unserem Online-Ratgeber geben Experten aus der Branche ihre Expertise an uns weiter.
1. Welche Herausforderungen kann die Planung und der Bau eines Offenstalls mit sich bringen?
Thorsten Hinrichs, HIT-Aktivstall: Je nach betrieblicher und persönlicher Ausgangssituation können die Herausforderungen bei der Planung und dem Bau äußerst vielfältig sein. Bei der Planung kommt es vor allem darauf an, einen kompetenten Planer bzw. ein kompetentes Planungsteam mit ins Boot zu holen. Deren Expertise trägt wesentlich zu einer gelungenen, zukunftsträchtigen und genehmigungs- und förderfähigen Planungslösung bei. Im Zuge der Planungsphase sollten die Betriebsleiter keine Zeit und Wege scheuen, sich zahlreiche Referenzbetriebe anzuschauen und die Betreiber mit zielgerichteten Fragen zu interviewen. So gewonnene Erkenntnisse können direkt in die Planung einfließen und stellen sich im Nachhinein oft als wahrer Goldschatz heraus. Beim Bau kommt es wie bei der Planung auf die richtigen Partner an. Im Aktivstallbau begegnen uns in der Regel zwei Archetypen von Bauherren: Zum einen Profis, die schon etliche Bauvorhaben auf ihrem Betrieb durchgeführt haben. Sie besitzen ein Netzwerk an Bau- und Ausrüstungsfirmen und organisieren meistens in vorbildlicher Weise selbst den Bauablauf. Und dann die anderen, die keinerlei Erfahrung am Bau und keine Netzwerke in der Region besitzen. Im letzteren Fall ist es deutlich schwerer, eine Baustelle erfolgreich im Zeit- und Kostenrahmen erfolgreich abzuschließen.
Katharina Bröskamp, Hörmann Stallbau: Vor dem Bau müssen sämtliche Fragen in der Planung bereits geklärt sein. Bei der Planung des Gebäudes (für die Liegefläche, den Fressbereich, ggfs. die Mistlage, Funktionsbereiche wie Sattelkammer, Putzbereich, etc.) muss das Konzept und die geplanten Arbeitsabläufe festgelegt werden. Daher sollten folgende Fragen vorab geklärt sein: Anzahl, Alter und Rasse (Stockmaß) der Pferde? Wie viele Gruppen sind geplant und gemischte oder getrennte Gruppen (Stuten/Wallache)? Diese sollten an die zur Verfügung stehende Fläche angepasst sein. Die Planung der Flächengrößen sollte unbedingt auf Grundlage der Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten erfolgen. Weiter muss überlegt werden, mit welchen Maschinen entmistet werden soll. Welche Einstreu soll dementsprechend verwendet werden? Bei bestimmten Einstreuvarianten muss eine gewisse Bodentiefe eingeplant werden. Soll die Mistlage im Gebäude untergebracht werden, um Arbeitswege zu sparen? Wie soll diese (evtl. auch vom Außenbereich) angefahren werden können?
Außerdem muss geplant werden, wie die Raufuttervorlage gestaltet werden? Zeitgesteuert, mit Heuraufen, Fesszäunen oder ähnlichem? Welche Arbeitsabläufe bringt die gewählte Variante mit sich? Welche Troggrößen und Durchfahrtshöhen werden benötigt? Der Liegebereich sollte möglichst wenig Ecken und Kanten und genügend Aus- und Eingänge haben. Sollen die Tränkestationen auch im Gebäude verbracht werden? Beachtet werden sollte auch, dass sich die Arbeitswege im besten Fall nicht mit den Handlungsbereichen der Einsteller kreuzen. Sind Integrationsboxen notwendig? Wie soll die Integration neuer Pferde in die Gruppe erfolgen? Neben den Integrationsboxen sollten separate Boxen für kranke Pferde o. ä. eingeplant werden. Welche weiteren Funktionsbereiche sollen im Gebäude untergebracht werden? Wo befinden sich Sattel- und Futterkammer, Putz- und Waschplätze oder auch das Reiterstübchen und der Technikraum?
Wichtig ist auch, mit welchen Materialien das Gebäude gebaut werden soll. Stützen aus Stahl oder Holz? Ausriegelungen oder Wandverkleidungen können Pferde oft direkt erreichen und daher sollten diese zum einen so gestaltet werden , dass sich die Pferde nicht verletzen und zu anderen bestmöglich nicht anknabbern können.
2. Welche Funktionsbereiche dürfen Ihrer Meinung nach auf keinen Fall fehlen?
Thorsten Hinrichs, HIT-Aktivstall: In der HIT-Aktivstallplanung fokussieren wir uns vordergründig aus die sogenannten „Basics“. Dies sind vor allem die Lauf-, Liege,- Wälz,- Tränke- und Fütterungsbereiche, die in jeder Planung besondere Berücksichtigung finden. In der Praxis bewährt es sich, bei vielen Parametern im Sinne des Pferdewohls weit über die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmaße hinauszugehen.
Katharina Bröskamp, Hörmann Stallbau: Im Gebäude für Offenställe befindet sich mindestens der Liegebereich, in welchen sich die Pferde ins Trockene ablegen und Witterungsschutz suchen können. Ob die Raufuttervorlage auch im Gebäude untergebraucht wird, kommt auf das jeweilige Konzept an. Eine Mistlege, welche in das Gebäude integriert werden kann und vom Auslaufbereich direkt angefahren werden kann und damit Arbeitswege spart & erleichtert, ist eine wirtschaftlich sehr vorteilhafte Möglichkeit.
3. Was muss in Hinsicht auf die Arbeitswirtschaftlichkeit bei der Planung eines Aktiv-/ Bewegungsstalles berücksichtigt werden?
Thorsten Hinrichs, HIT-Aktivstall: Auf einen Nenner gebracht sind es kurze Wege, Fütterungsautomatisierung und maschinelle bzw. automatische Entmistungsmöglichkeiten. Etliche Detaillösungen wie E-Gates, Zaunschlupf, Schleusen etc. erleichtern darüber hinaus die tägliche Arbeit.
Carola Brandt, Schauer Agrotronic: Arbeiten, wie Fütterung und Misten kann mit Hilfe der Technik beschleunigt und auch für die Pferde verbessert werden: Automatisierte Fütterung arbeitet mit der Vorlage von größeren Mengen, verteilt das Futter über den ganzen Tag in kleinen Portionen und kommt so dem Fressverhalten der Pferde sehr entgegen – das ist von Hand in dieser Form gar nicht zu schaffen. Wenn in der Planung auf eine einfache Befüllung mit Großballen , der Nutzung von Silos, etc. Rechnung getragen wird, spart das viel Zeit, die dann der eigentlichen Betreuung und Obhut der Pferde gewidmet werden kann. Um maschinell abmisten zu können, empfiehlt sich eine entsprechende Bodenbefestigung und die passende Maschine.
Thorsten Hinrichs, HIT-Aktivstall
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann
Carola Brandt, Schauer Agrotronics