Teil 2: moderner Boxenstall: Für die Zukunft planen und bauen
Der Bau eines eigenen Stalls ist ein Projekt, das von vielfältiger Erfahrung,
Weitsicht und Planungsvermögen profitiert – ideal, wenn man dabei einen
geeigneten Partner an der Seite hat. In Teil 2 der Serie ‚Auf die Grüne Wiese bauen‘
befassen wir uns zusammen mit Reitanlagenplanerin Ute Rossmayer von
Rossmayer Reitanlagen mit Planung und Bau von modernen Boxenställen. Mehr dazu im Profi-Magazin Pferdebetrieb.
In unserem Online-Ratgeber geben Experten aus der Branche ihre Expertise an uns weiter.
1. Was macht für Sie einen modernen Boxenstall aus?
Florian Steer, Haas Fertigbau: „Ein moderner Boxenstall ist luftig, hell und großzügig. Er liefert kein Verletzungspotential für Pferd und Reiter, ist frostfrei, hat separate Sattelkammern, einen Aufenthaltsraum, einen Waschplatz und ein Solarium sowie genügend Platz für Futter, wie Heu, Stroh, aber auch Kraftfutter. Außerdem sollte auf kurze Arbeitswege geachtet werden.“
Andre Laubheimer, Hiwo-Systembau: „Wir von der Firma hiwo-systembau versetzten uns als erstes in das Pferd und seinen Besitzer. Wir fragen uns, was das Pferd, beziehungsweise sein Besitzer bevorzugen und wofür der Besitzer bereit ist, etwas mehr Geld auszugeben.
An erster Stelle empfehlen wir, die Boxen mit einem Weidezugang beziehungsweise Paddock Zugang zu erstellen. Das Ganze sollte natürlich pferdefreundlich in einer technisch einwandfreien und stabilen Ausführung realisiert werden, sodass auf stromführende Einzäunung verzichtet werden kann.
Futtertechnik in Form von Heuraufen und Kraftfutterautomaten sorgen nicht nur für eine optimale Rationierung, sondern auch für mehr Abwechslung.
Von ausreichender Größe (am besten über den Richtlinien der FN) der Pferdebox und des Paddocks, sowie im gesamten Stall von einem hellen und luftigen Klima, gehen wir aus. Um dieses Klima herzustellen, bevorzugen wir in unseren Ställen eine Trauf- Firstentlüftung. Bei dieser Form der Entlüftung bekommen wir genügend Licht über Trauföffnungen und einen Lichtfirst in den Stall. Durch die sogenannte Kaminwirkung ist das Pferd nicht ständig der Zugluft ausgesetzt; trotzdem ist beste Luftqualität garantiert.
Bei den Pferdeboxen selbst setzen wir so weit wie möglich auf soziale Kontakte der Pferde und um etwas Abwechslung zu verschaffen, eine Frontwand mit Luke zur Stallgasse. So kann sich das Pferd auch im Stallinneren mit dem Blick auf die Stallgasse etwas Ablenkung verschaffen.“
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann: „Wichtig ist eine ausreichende Lichtzufuhr und Luftzirkulation. Außerdem sollte auf arbeitswirtschaftlich sinnvolle und zukunftsfähige Abläufe bei Fütterung und Entmistung geachtet werden. Zukunftsfähige Pferdehaltung bedeutet großzügige Boxen, evtl. schon größer planen als von den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten zurzeit vorgeschrieben. Nicht vergessen werden sollten auf die Nutzung angepasste Platzverhältnisse für Sattelkammern, Putz- und Waschplätze, Futterkammer, kurzzeitige Heu- und Einstreulagerungen sowie Technik- und Geräteräume.“
Annabel Frank, Hörmann: „Ein individuell geplant und abgestimmtes Gebäude, das leitlinienkonforme Pferdehaltung, Aspekte der Arbeitswirtschaft wie Fütterung und ein Entmistungskonzept miteinander vereinen. Boxenställe sollten großzügige Bewegungsflächen in Funktionsbereich und Stallgasse haben. Zudem halte ich bei der Gestaltung des Gebäudes die Beachtung des sommerlichen Hitzeschutzes für äußerst wichtig: viel indirekter Lichteinfall und ausreichend Zu- und Abluft. Jeder unserer Kunden bringt seine individuellen, örtlichen Rahmenbedingungen mit und hat persönliche Erfahrungen mit Fütterung und Entmistung gemacht. Unsere Leistung besteht darin ein Haltungskonzept für unsere Kunden zu entwickeln, dass all diese Anforderungen miteinander erfüllt, um somit einen modernen Boxenstall bauen zu können.”
Inga Sieling, Röwer & Rüb: „Die Charakteristik einer modernen Stallanlage sollte sein, dass diese an den jeweils aktuellen Stand der Technik angepasst ist und idealerweise die Anforderungen an das Tierwohl, beispielsweise zu finden in den Empfehlungen der FN, mehr als erfüllt sind. Ein derartiges Projekt stellt nicht nur eine Investition in das Tierwohl dar, sondern auch eine in die Freude, täglich in und mit der neuen Anlage zu arbeiten, sowie in das gute Gefühl, auch in ferner Zukunft über eine gut durchdachte und funktionelle Einrichtung zu verfügen. Wir arbeiten jeden Tag daran, unsere Produkte und Lösungen stetig weiterzuentwickeln und unser Portfolio um sinnvolle Produkte zu erweitern. In diesem Jahr wurden wir beispielsweise im Rahmen der Spoga für unser neues Produkt R&AIR Care mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. Eine Technik, die es ermöglicht, das Stallklima deutlich zu verbessern und die Insektenlast signifikant zu reduzieren. Rein mit der Hilfe von Wasser, ohne jegliche Zusatzstoffe. Selbstverständlich sollte auch das Design so beschaffen sein, möglichst über Jahrzehnte zu gefallen. Am Ende des Tages muss dann auch noch die Finanzierung gesichert sein und somit die Anforderungen an das eigene Budget erfüllen.
Der erste Ansatz lässt schon erahnen, dass viele Informationen und Entscheidungen notwendig sind, um ein Projekt erfolgreich umzusetzen. Wir bei Röwer & Rüb kennen diese Herausforderungen gut und wissen, wie wir diesen begegnen können. Wir beraten nicht nur bei Fragen hinsichtlich der Ausführung unserer Produkte, sondern fangen gerne bei „0“ an. Je früher wir in Projekte eingebunden sind, desto besser können wir konzeptionell beraten. Wir hören unserem Kunden zu und analysieren seine Anforderungen, berücksichtigen dessen Wünsche, helfen bei der Skalierung der Anlage und der Anordnung der jeweiligen Funktionsbereiche. Dabei sind uns nicht nur die Effizienz einer Anlage wichtig, sondern auch die Sicherheit für Pferd und Reiter, die Zufriedenheit unserer Kunden und nicht zuletzt das zu berücksichtigende Budget. Verlassen können wir uns dabei auf unsere eigenen Anforderungen an die hohe Sicherheit und Qualität unserer Produkte, deren Flexibilität und unseren enormen Erfahrungsschatz.“
Daniel Kästner, Schauer Agrotronic: „Für mich macht einen modernen Boxenstall die Synergie zwischen Pferdewohl und Menschenwohl aus.
Die Vorteile für das Pferd bedeutet dies in der Fütterung, dass viele kleine Portionen über 24 Stunden verteilt möglich sind. Die Rau- und Kraftfutterversorgung ist stress- und einwandfrei für jedes Tier gegeben. Die Funktionsbereiche sind getrennt, der Sozialkontakt zu anderen Tieren aber möglich. Die Beschäftigung für das Pferd muss auch gegeben sein, dann bedeutet ein moderner Boxenstall mehr Tierwohl.
Vorteile für den Menschen können sich daraus ergeben, wenn durch die Vorlagerung von Großballen eine hohe Arbeitseffizienz erreicht wird. Beim Einsatz von Kraftfutterautomaten kann Arbeitszeit gespart werden, da Kraftfutterdosierer unserer Firma 40 Liter und 70 Liter fassen und deswegen nicht jeden Tag mehrmals händisch gefüttert werden muss. Die Zeitintervalle sind dabei frei wählbar. Durch den Einsatz moderner Technik kann eine individuelle Zeitgestaltung möglich sein.“
Klaus Hartmeyer, Sonntag Stalbau: „Einen Pferdeboxenstall in der heutigen Zeit modern zu gestalten ist sehr wichtig. Die Pferdeboxen sollten groß genug und licht- und luftdurchflutete Gebäude geplant werden. Auch sollten Paddockflächen an jeder Pferdebox sowie größere ganzjährige befestigte Ausläufe vorgesehen werden.
Durch den Einsatz von Technik können Arbeitskräfte und -zeit gespart werden, auch daran sollte gedacht werden. Zum Beispiel durch Saug- oder Schieberentmistung, die Einstreuart und Fütterung mit Zeitsteuerung sowie Vorratsfütterung bei Raufutter und Futterautomaten.
Bei den Fenster- und Türenmaßen sollte die Wahl nach den Leitlinien für Pferdehaltung erfolgen und die Stallgasse mindestens drei bis vier Meter breit sein. Unter den Futtertrögen kann in den Pferdeboxen Stauraum eingebaut werden.
Außerdem macht einen modernen Boxenstall auch die Beschaffenheit des Bodens aus. In den Pferdeboxen sollten Gummibeläge mit der dazu passenden Einstreu gewählt werden. Im gesamten Stallgebäude sollten rutschhemmende Bodenbeläge vorhanden sein.
Ebenfalls wichtig finde ich, dass eine Stallapotheke sowie Aufbewahrungsfächer bereitgestellt werden, zum Beispiel für den Equidenpass, Medikamente oder die Wertsachen der Reiter und Pferdebesitzer.
Für die Pferde ist es auch wichtig den Sozialkontakt in der Pferdebox zu ermöglichen.
Weitere wichtige Funktionsbereiche im Boxenstall sind Putz-, Wasch-, Solarium- und Hufschmiedeplätze. Für die Einsteller sollten Sattelkammern mit abschließbaren Schränken angeboten werden sowie ein Aufenthaltsraum und sanitäre Anlagen.
Ein Futterlagerraum darf auch nicht fehlen. Der sollte abgeschlossen vom Pferdestall errichtet werden und nicht für jeden zugänglich sein.“
Sandra Manzke, Sulzberger: „Heutzutage sollte es selbstverständlich sein, dass Pferde nicht ausschließlich in Boxen gehalten werden. Täglich freier Auslauf und Sozialkontakt ist enorm wichtig und kann durch die größte und schönste Box nicht ersetzt werden. Beim Stallbau an sich sollte man auf viel Licht und Frischluft achten. Großflächige Belüftung und nur geringe Unterschiede zwischen Außen- und Innentemperatur halten die Pferde gesünder als ein warmes und abgeschottetes Gebäude. Außenfenster oder noch besser Einzelpaddocks an jeder Box sorgen dafür, dass die Pferde ausgeglichener sind.“
2. Wer einen Pferdebetrieb als Boxenstall neu plant kann bereits wichtige Weichen hinsichtlich Arbeitswirtschaftlichkeit stellen. Worauf sollte man achten?
Florian Steer, Haas Fertigbau: „Am besten ist alles überdacht, so kann auch bei schlechtem Wetter, Regen oder gar Schnee ungehindert gearbeitet werden. Hier spielt die Planung eine große Roll. Brandschutztechnisch ist dabei einiges zu beachten. Auch hier sind wieder die kurzen Wege zu erwähnen. Die schnelle Erreichbarkeit vom Misthaufen soll gewährleistet sein und doch soll er abseits versteckt angeordnet werden.“
Andre Laubheimer, Hiwo-Systembau: „Die Hauptaufgaben für den Betreiber bei der Boxenhaltung, besteht in erster Linie aus der Reinigung der Pferdebox und zum anderen das Füttern der Pferde. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges weiterentwickelt. So können Heuraufen auch automatisch und zeitlich gesteuert werden. Einmal befüllt reichen sie mindestens für einen oder mehrere Tage.
Die Abgabe von Kraftfutter mit einem Automaten ist nicht nur besonders bekömmlich für das Pferd, sie erspart dem Betreiber auch einiges an Zeit bei der täglichen Fütterung.
Maschinelle Entmistung ist immer wieder ein großes Thema. Bei Paddockhaltung hat sich die Schieberentmistung als optimal herauskristallisiert. Hier kann sowohl die Box als auch der Paddock in einem Zug gereinigt werden.
Aber auch Absaugentmistungen haben ihren Platz in modernen Stallanlagen gefunden. Mit Hilfe dieser technischen Mittel kann der Arbeitsaufwand um ca. 50% reduziert werden.“
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann: „Bei der Planung sollte man sich die Frage stellen, wie gemistet werden soll. Also welche Technik brauche ich dafür und wie viel Platz nimmt diese dann im Gebäude ein? Welche Anforderungen habe ich im Stall? Welche Sicherheitsmaßnahmen muss ich dahingehend im Stall umsetzen? Nicht nur bei der Entmistung, sondern auch beim Einstreuvorgang.
Weiter sollte überlegt werden, wie das Raufutter gefüttert werden soll. Nutze ich Heuraufen? Wie oft am Tag will bzw. muss ich füttern? Wie viel Platz nimmt die Heuraufe in der Box oder auf der Stallgasse weg? Brauche ich Lagerfläche direkt im Stall? Wie viel Platz benötige ich für meine Maschinen? Und auch wie soll das Kraftfutter gefüttert werden? Möchte ich Kraftfutterautomaten? Ist eine Futterkammer mit ausreichend Lagerfläche geplant? Ist ein Futterwagenstellplatz notwendig?
Auch eine praktische Raumaufteilung kann in der Planung sinnvoll sein. Im besten Fall kreuzen sich die Arbeitswege nicht mit den Bereichen, in welchen die Pferde geputzt, fertiggemacht oder vom Tierarzt oder Hufschmied behandelt werden.“
Annabel Frank, Hörmann: „Die Berücksichtigung der Arbeitswirtschaft hinsichtlich Fütterung und Entmistung sind mir die wichtigsten Faktoren beim Bau eines Pferdestalls. Entscheidungen zum Einstreumaterial, Entmistungshäufigkeit und Grad der Technisierung bei der Entmistung sind ebenso wichtig wie die Art der Raufutterfütterung: soll diese ad Libitum oder begrenzt zur Verfügung stehen? Welche Maschine kann hierfür eingeplant werden? Wir planen z.B. nach Möglichkeit Großballen-Raufen, die bei Bedarf zeitgesteuert Raufutter zur Verfügung stellen und mittels Frontlader in größeren Zeiträumen (ca. 14-tägig) bestückt werden und somit täglich nur die regelmäßige Tier- und Futterkontrolle anfällt. Hierzu müssen z.B. das Gebäude und die Box oder der Paddock größer geplant werden. Frühzeitige Entscheidung zu Fütterung- und Entmistungskonzept bringen später große Vorteile in der Kostengestaltung des Pensionspreises mit sich.“
Inga Sieling, Röwer & Rüb: „Nicht nur in unserer Branche ist es wichtig, seine eigenen Abläufe und täglichen Anforderungen genau zu analysieren und zu kennen. Der Trick ist dabei neben den offensichtlichen und vordergründigen Aspekten, auch die „unsichtbaren“ Anforderungen zu beachten. Ein Beispiel sind die Futtermittel: Es muss eindeutig geklärt werden, wie diese in der Futterküche verarbeitet und verteilt werden. Aber wie kommen die Futtermittel in die Futterküche? Ist das Lager zufällig nebenan oder auf der anderen Seite des Geländes? Kann der Zulieferer das Lager mit seinen üblichen Lieferfahrzeugen gut erreichen? Wie wird nachbestellt? Erfüllt die Lagerstätte die Anforderungen an die Lagerbedingungen der jeweiligen Futtermittel? Bei all diesen Fragen stehen wir selbstverständlich gerne und vor Ort beratend zur Seite.“
Daniel Kästner, Schauer Agrotronic: „Bei der Planung kann man direkt die maximale Automatisierung der Arbeitsabläufe wie Fütterung, Einstreuverfahren und Entmistung mit berücksichtigen. Für die Fütterung gibt es unterschiedliche Einbauvarianten von Raufutter- und Kraftfuttergaben, bei der die Funktionsbereiche voneinander getrennt sind. Das Einstreuverfahren mit dem Strohmatic generiert das automatisierte verteilen und entstauben von Stroh. Alternativ könnte man Abwurfbunker planen. Bei der Entmistung sollte direkt der Platz für eine Overhead Schubstangenentmistung oder für einen Kanal mit Schubstangen vorgesehen werden von den Pferdeboxen mit Hochförderer im Anschluss zur Mistliege. Allgemein kann durch Technik in einem modernen Boxenstall ein ressourcenschonender Einsatz von Heu und Stroh gewährleistet werden.“
Klaus Hartmeyer, Sonntag Stallbau: „Ein großes Augenmerkt sollte auf die Fütterung und Misttechnik gelegt werden. Hier täglich Zeit einzusparen ist sehr wichtig. Die modernen Möglichkeiten wie Saugentmistung, Schieberentmistung sowie die zeitgesteuerte Fütterungstechnik und Mengenbevorratung über mehrere Tage sind möglich. Durch den Mangel an qualifizierten Facharbeiter in der Pferdebranche müssen wir mehr Technik einsetzen und die Arbeiten über qualifizierte Familienangehörige bewältigen.. Arbeit kann Spaß machen, wenn diese mit Technik und wenig körperlichen Tätigkeiten verbunden ist.“
Sandra Manzke, Sulzberger: „Man sollte den täglichen Arbeitsablauf planen und dann den Stall so ausgelegen, dass man möglichst wenig Wege zurücklegt (z.B. zum Misthaufen oder zur Futterkammer). Lager und Futterkammer müssen sich einfach befüllen lassen, ohne dass man Säcke von Hand durch den ganzen Stall schleppt. Mistkarren sollten gut schnell von der Box zum Misthaufen manövriert werden können – ohne unnötige Schwellen, Türen und Engstellen. Automatische Entmistungsanlagen sind in den meisten Fällen eine Anschaffung wert. Die Reinigung von Boxen und Laufställen ist erheblich einfacher, wenn die Pferde zu der Zeit nicht im Weg sind. Daher ist empfehlenswert, wenn man mehrere angrenzende Bereiche abtrennt, sodass man die Pferde immer aus dem Bereich aussperren kann der gerade gereinigt wird (Paddocks und Türen außen an den Boxen). Dies gibt dem Stallbesitzer auch die Möglichkeit, Helfer mit wenig Pferdekenntnis einzustellen (z.B. Freiwillige oder Schüler), da sich die Helfer nicht unbeaufsichtigt zwischen den Pferden bewegen müssen. Dieser Sicherheitsaspekt wird oft übersehen. Das Gleiche gilt für die Fütterung: es sollte immer die Möglichkeit geben, Futter vorzulegen ohne direkt im Kontakt mit dem Pferd zu sein (von außen befüllbare Raufen oder Futterklappen). Somit besteht keine Gefahr, wenn man einmal ein aggressives Pferd oder einen unerfahrenen Helfer hat. Ganz davon abgesehen macht es die Fütterung natürlich generell einfacher und schneller.“
3. Welche Bedeutung hat bei der Planung das Grundstück selbst und inwieweit muss man auf diese individuellen Gegebenheiten vor Ort eingehen?
Florian Steer, Haas Fertigbau: „Das Grundstück hat wohl die größte Bedeutung. Der Stall muss ebenerdig sein, ohne Stufen. Bei Hanggrundstücken gilt also ein gutes schlüssiges Konzept. Es ist nicht immer von Nachteil ein abschüssiges Gelände zu haben, so können Dinge wie Regenwasserableitung, Verbindungswege und bessere Eingliederung der Landschaft in die Planung einfließen.“
Andre Laubheimer, Hiwo-Systembau: „Die Lage des Stallgrundstücks spielt eine zentrale Rolle. Hier achten wir bei der Planung darauf, dass die Wege zur Bewegungshalle, zur Führanlage und natürlich auch zu den Koppeln kurzgehalten werden. Prinzipiell kann die Planung aber auf jedes Grundstück angepasst werden. Das Grundstück sollte auch ausreichend ebene Fläche besitzen, sodass ein beidseitiger Paddockanbau problemlos möglich ist. Auch in Bezug auf maschinelle Reinigung der Paddocks und Boxen sowie der Futterbeschickung, ist auf genügend Platz um das Stallgrundstück zu achten. Ein Highlight ist ein direkter Zugang vom Paddock auf die Koppel, sodass bei gutem Wetter einfach nur das Paddock geöffnet werden muss.“
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann: „Das Grundstück gibt die Rahmenbedingungen vor und ist somit Grundvoraussetzung für den Planungsstart. Die Grundstücksgröße und –form zeigen an, welches Haltungskonzept möglich ist und mit wie vielen Pferden ich planen kann. Welche weiteren Gebäude müssen neben dem Stall einen Platz finden? Der Geländeverlauf zeigt, wie viel Erdbewegung gemacht werden und ob Hänge abgefangen werden müssen. In welcher Schneelast- oder Erdbebenzone befindet sich das Grundstück? Kommen durch die Lage, zum Beispiel an einem Natur- oder Wasserschutzgebiet, evtl. weitere bauliche Auflagen auf mich zu? Und welche Bodenbeschaffenheit herrscht auf dem Grundstück? Welche Gründungsmöglichkeiten gibt es und wie aufwendig können diese werden? All diese Punkte haben Auswirkungen auf die mögliche Betriebsgröße, die Anordnung der Gebäude und weiterer Funktionsbereiche, die statischen Anforderungen an die Gebäude sowie die gestalterischen Möglichkeiten der Fassaden oder Dächer. All das kann die Planungs- und Baukosten positiv aber auch negativ beeinflussen.“
Annabel Frank, Hörmann: „Das Grundstück ist der erste “Baustein” in der Entwicklung einer neuen Reitanlage. Durch seine Form, Geländeverlauf, Zufahrtsmöglichkeiten und Erschließung definieren sich bereits einige Punkte zur Entwicklung eines Konzepts. Erst wenn ein Grundstück vorhanden ist, kann mit der weiteren Planung begonnen werden. Um z.B. Baukosten gering zu halten ist es unabdingbar den Geländeverlauf mit der Positionierung und Dimensionierung des geplanten Pferdestalls abzustimmen. Das Grundstück definiert i.d.R. auch das Baurecht: meist wird im Außenbereich geplant und somit müssen die Faktoren zum privilegierten Bauen erfüllt sein. Zudem sollte man bei der Grundstückswahl auch auf mögliche FFH-Gebiete oder Wasserschutzzonen achten. Planungen in solchen Gebieten können sehr kosten- und zeitaufwändig werden.“
Inga Sieling, Röwer & Rüb: „Das Grundstück gibt häufig vor, wo bestimmte Anlagenteile platziert werden müssen oder in welchem Umfang Erdarbeiten erforderlich werden. Bei der Lage des Grundstücks müssen ggf. behördliche Genehmigungsverfahren berücksichtigt werden, die kostenintensive Auflagen mit sich bringen können. Die Erreichbarkeit eines Grundstückes kann beispielsweise dann ein Problem darstellen, wenn große Pferdetransporter erwartet werden, die Zufahrt jedoch für solche Fahrzeuge gesperrt ist. Wir verfügen auch hier über einen erheblichen Erfahrungsschatz, den wir gerne für unsere Kunden einsetzen.“
Klaus Hartmeyer, Sonntag Stallbau: „Die Größe, Form und Geländebeschaffenheit des Grundstücks sind in jegliche Planung mit einzubeziehen. Der Naturschutz muss beachtet sowie die Ausgleichsmaßnahmen berücksichtigt werden. Vergessen darf man auch die Erreichbarkeit und die Erschließung und Versorgung mit (selbst erzeugter) Energie nicht. Solarenergie- und auch Wasserquellen müssen erschlossen werden. Bedacht werden sollte auch die Abwasseraufbereitung und die Kleinkläranlagen. Für die Anordnung der verschiedenen Wirtschaftsgebäude können Wetteraufzeichnungen ausgewertet werden.“
Sandra Manzke, Sulzberger: „Flüsse und Seen müssen natürlich vor Verschmutzung geschont werden, was sich auf die Lage von Paddocks und Misthaufen auswirkt. Besonders hat aber eine Hanglage Auswirkungen auf die Planung. Oft wird es hier schwierig, die einzelnen Bereiche (Stall, Paddocks, Reitplatz) mit geringen Arbeitswegen nebeneinander anzulegen. Zudem sollte man vermeiden, dass volle Schubkarren den Hang heraufgeschoben werden müssen. Auch der Zugang mit dem Traktor zu allen Bereichen sollte noch möglich sein. Bevor man mit der Planung beginnt sollte man sich gründlich mit den örtlichen Vorschriften auseinandersetzen. Diese können je nach Gemeinde stark abweichen.“
Unsere Experten
Folrian Steer, Haas Fertigbau
Anna-Katharina Bröskamp, Hörmann
Annabel Frank, Hörmann
Inga Sieling,
Röwer & Rüb
Daniel Kästner, Schauer Agrotronic
Klaus Hartmeyer, Sonntag Stallbau
Sandra Manzke, Sulzberger