Wie Banken zu Pferdebetrieben stehen und deren Kreditwürdigkeit bewerten, weiß Frank Bücker, Senior Firmenkundenbetreuer der Oldenburgischen Landesbank (OLB). Er erläuterte bei der Fachrunde für Pferdebetriebe des HCCGs in Osnabrück, wie sich Pferdebetriebe gegenüber Banken aufstellen sollten und welche betriebswirtschaftlichen Zahlen bei einer Kreditvergabe wichtig sind. Frank Bücker sieht Pferdebetriebe in einem anspruchsvollem, sehr individuellen Nischenmarkt, in dem die Ansprüche an den Betriebsleiter deutlich steigen. Es reicht nicht mehr, eine Tierliebe zu entwickeln und fachlich versiert zu sein, um in dieser Branche erfolgreich wirtschaften zu können, die betriebswirtschaftliche Kompetenz wird für den Erfolg des Unternehmens immer wichtiger. Das gilt insbesondere, wenn der Betrieb gegenüber einem Kreditgeber präsentiert werden soll. Eine Bank ist grundsätzlich, so Bücker, engen gesetzlichen Rahmenbedingungen (Basel II) unterworfen, so auch bei der Kreditprüfung. Jeder Kredit muss mit einer entsprechenden Kapitalbasis in Relation zum Risiko der Bank unterlegt werden. Das heißt, je höher die Bank das Risiko einschätzt, desto höher muss das Eigenkapital sein, mit dem der Kredit unterlegt wird. Das ist für die Bank der sogenannte Kapitalbindungsfaktor. Wie hoch das Risiko ist, wird laut Bücker individuell nach standardisierten Kriterien bestimmt. Den Vorgang, bei dem die zukünftige Zahlungsfähigkeit, die Bonität eines Unternehmens, und mehr bewertet wird, bezeichnet man als Rating.
Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit
„Wir prüfen zunächst die Gegebenheiten: Ist der Kreditnehmer eine natürliche oder eine juristische Person? In der Regel haben wir es bei Pferdebetrieben mit Einzelunternehmen zu tun, mit Familienbetrieben, die inhabergeführt sind“, sagt Frank Bücker. Die wichtigsten Punkte seien dann die Kreditfähigkeit und die Kreditwürdigkeit sowie die Zahlungswilligkeit des Kunden. Zudem sieht der Experte ein vertrauensvolles Miteinander in Form einer partnerschaftlichen Geschäftsbeziehung als wichtige Basis. Wie entsteht nun ein Rating? Zunächst erfolgt laut Bücker eine vertrauliche interne Bewertung der Unternehmensdaten: „Wir analysieren Bilanzen, Zwischenzahlen, Planzahlen.“ Zudem würden strukturelle Angaben überprüft, beispielsweise die Geschäfts- und Wettbewerbssituation, Ausbildung und Vermögensstatus. Aktuelle Zahlen zu Auftragsund Ertragslage spielen ebenso eine Rolle wie ein Businessplan bei Neugründung oder bei Investitionen. Gerade bei Letzterem ist es vielleicht ratsam, den Steuer- oder einen Betriebsberater zum Banktermin mitzubringen. Erklären Sie, wie Ihr Geschäft funktioniert. Erhalten Sie dennoch eine schlechte Kapitalposition im Rating, kann diese beispielsweise durch Vermögen außerhalb der Bilanz relativiert werden. „Darum sollten alle Einkünfte und Vermögenswerte gegenüber der Bank offengelegt werden“, rät Bücker. Der Firmenkundenbetreuer der OLB hat aber noch weitere praktische Tipps im Gepäck: „Auch die Präsenz eines Betriebs im Internet kann bei einer Kreditvergabe Einfluss haben.“ Die Website ist für den Bankberater oft die erste Anlaufstelle, wenn er sich bei einem neuen Kontakt einen ersten Eindruck machen möchte. Werden die Angebote, Ziele und Möglichkeiten hier überzeugend präsentiert, hat man schon einen positiven Eindruck hinterlassen. Und noch ein Tipp von Frank Bücker: „Stellen Sie sich einem kritischen Austausch mit Ihrer Hausbank. Fragen Sie Ihren Berater doch mal, wie die Bank Sie einschätzt. Fragen Sie nach einem Kundenreport zu Ihrem Rating. Da erfahren Sie, welche Stärken und eventuellen Schwächen die Bank bei Ihnen sieht, und Sie können rechtzeitig gegensteuern.“
Lesen Sie im Pferdebetrieb 1-2/2017 weitere Tipps zum Thema Kredite und Fördergelder für Pferdebetriebe.