Das Projekt DiWenkLa (Digitale Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige kleinstrukturierte Landwirtschaft) ist eines von 14 digitalen Experimentierfelder und ein Verbundprojekt der Universität Hohenheim und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Diese 14 Forschungsprojekte entstanden im Rahmen des Zukunftsprogramms Digitalpolitik Landwirtschaft, welches das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ins Leben rief. Das BMEL ist gleichzeitig Projektträger. Bis März 2023 sollen die 14 Forschungsprojekte bearbeitet werden.
Die HfWU und die Universität Hohenheim erarbeiten zusammen mit Praxispartnern, Landesanstalten und Verbänden im Rahmen des Projekts DiWenkLa digitale Lösungen für kleinstrukturierte Betriebe. Diese befinden sich in der Metropolregion Stuttgart und im Südschwarzwald. Als einziges der bundesweiten Experimentierfelder beinhaltet DiWenkLa ein Teilprojekt, das sich speziell mit der Digitalisierung der Pferdehaltung befasst.
Ziel des DiWenkLa
Ziel ist es, digital gestützte Systeme in der Pferdehaltung zu etablieren. Dadurch sollen Betriebsabläufe systematisiert und optimiert werden können. Gleichzeitig sollen sie eine arbeitswirtschaftliche Erleichterung für die Betriebsleiter darstellen. Die Forschungsarbeiten hierzu beinhalten, den Einfluss der eingesetzten digitalen Techniken auf Tierwohl- und Umweltparameter zu erfassen. Außerdem wertet das Team aus, wie sich digital gestützten Pferdehaltungssysteme in Bezug auf eine betriebswirtschaftliche Optimierung auswirken.
Die Pferdehaltung ist für viele landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg ein interessanter Betriebszweig. Das gilt besonders für die bevölkerungsreiche Kreise: hier hält fast jeder fünfte landwirtschaftliche Betrieb Pensionspferde. Dabei ist die Haltung von Pferden mit einem großen Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden. Die Fütterung, das Ausmisten und Einstreuen, die tägliche Bewegung und Betreuung der Pferde, das Management der Pensions- oder auch Schulpferdehaltung und die Sicherstellung der Hütesicherheit auf der Weide bedeuten viel Arbeit und Verantwortung für die Betriebsleiter. Hinzu kommen Herausforderungen auf Grund von fehlenden Fachkräften auf den Betrieben und der geringen Effizienz von Arbeitsabläufen. Eine digitalgesteuerte Technisierung der arbeitsintensiven Betriebsabläufe eines Pferdebetriebes könnte eine deutliche Entlastung bringen.
Umsetzung auf den Betrieben
Auf den mitwirkenden Versuchsbetrieben werden automatisierte Fütterungsalternativen etabliert, um das Tierwohl sicherzustellen und Arbeitszeit einzusparen. Automatisierte oder teilautomatisierte Entmistungs- und Einstreusysteme sollen Arbeit erleichtern, ohne das Wohlbefinden der Pferde einzuschränken. Um dies zu überprüfen, überwacht und analysiert intelligente Kamera- und Sensortechnik die Reaktion der Pferde auf die neu installierte Technik. Eine größere Beachtung liegt auf der digitalen Erfassung von Tierwohlparametern zu Steigerung des Tierwohls und zur Gesundheitsüberwachung. Ein integriertes Warnsystem im Bereich der Zaunüberwachung soll außerdem den Betriebsleiter rechtzeitig über das Abfallen der Zaunspannung informieren. Das System gibt auch an, wenn der Allgemeinzustand des Pferdes sich verschlechtert.
Einzellösungen zum Betriebsmanagement, zur Fütterungstechnik, zur Entmistung, zur Gesundheits-, Sicherheits- und Zaunüberwachung sind bereits auf dem Markt, werden bisher aber nur vereinzelt eingesetzt. Um verschiedene digital-technischen Systeme kombinieren zu können, soll eine gemeinsame, übergeordnete Kommunikation aller Systeme über Schnittstellen erfolgen. Dies testet das Forschungsteam auf Praxisbetrieben mit unterschiedlichen Schwerpunkten der Pferdehaltung
Beteiligte Betriebe und Partner
Über die Erfahrungen sowie Teil- und Endergebnisse berichtet das Team der Öffentlichkeit im Rahmen von Demonstrations- und Informationsveranstaltungen. Die verschiedenen digitalen Einzellösungen werden auf dem Lehr- und Versuchsbetrieb Hofgut Jungborn der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen, dem Haupt- und Landgestüt Marbach, dem Pensionspferdebetrieb Rappenhof in Leonberg und dem Reitschulbetrieb Reitclub Horkheim bei Heilbronn etabliert und gekoppelt. Um den Technisierungsansatz auf den Praxisbetrieben zu realisieren, haben sich verschiedene Unternehmen bereiterklärt, das Vorhaben mit ihrer Expertise und Technik zu unterstützen. Kooperationspartner sind z.B. ACARiS, Acclaro – Rossmayer Consulting, AKO-Agrartechnik, ColiCheck ACT – Animal Care Technologies, Hau, das Profi-Magazin Pferdebetrieb, Schauer Agrotronic sowie Villiger Technik.
Bis zum Frühjahr 2023 will das Team die verschiedenen Systeme auf den Praxisbetrieben etablieren und die Versuchsparameter auswerten sowie evaluieren. Außerdem steht die Präsentation der Projektergebnisse im Rahmen von Fachbeiträgen und Veröffentlichen auf dem Programm. Das heißt, dass die Öffentlichkeit alle Ergebnisse des Forschungsprojekts DiWenkLa erhält.
Kontakt und weitere Informationen
Prof. Dr. Dirk Winter betreut das Projekt zusammen mit Linda Speidel und Melanie Pfeiffer, die ihre Promotion im Rahmen dieses Projekts anfertigen.
Kontakt: linda.speidel@hfwu.de & melanie.pfeiffer@hfwu.de
Weitere Informationen: diwenkla.uni-hohenheim.de
Du interessierst dich für Digitalisierung? Mehr Infos gibt es in unserem Sonderheft.