Tote Pferde durch Gift im Gras? Was beängstigend klingt, ist in Australien Realität. Im Jahr 2002 starben rund 100.000 Weidetiere durch Gift, das sie durch ihr Weidegras aufgenommen hatten. Tierökologen der Universität Würzburg untersuchten in Kooperation mit Wissenschaftler aus den USA, wie hoch die Infektionsrate der Gräser in Deutschland ist und welche Giftstoffe. Dazu untersuchte das Team rund um Doktorandin Veronika Vikuk und ihrem Betreuer, Professor Jochen Krauß,13 Grasarten. Diese untersuchten sie in drei verschiedenen Regionen der Bundesrepublik. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im Magazin Applied and Environmental Microbiology. Sie fanden unter anderem heraus, dass sich auch in Deutschland giftige Substanzen in Gräsern finden. Dass sich massenhaft Tiere vergiften, ist dennoch unwahrscheinlich.
Giftige Gräser durch Symbiose
Die eigentliche Gefahr geht nicht von den Gräsern selbst aus, sondern von Pilzen, die in einer endophytischen Symbiose mit den Gräsern leben. „Diese Pilze sind in der Lage, sogenannte Alkaloide zu produzieren, die für Weidevieh giftig sein können“, beschreibt Veronika Vikuk das Problem. Das Zusammenleben von Pilz und Gras bringt für beide Seiten Vorteile: Während der Pilz Nährstoffe erhält, vertreibt er durch seine Giftstoffe, die Fressfeinde der Pflanze.
Die Studie zeigt, dass fünf der 13 untersuchten Grassaaten mit verschiedenen Epichloë-Pilzen infiziert. Diese produzieren Gifte, die für Insekten und Wirbeltiere giftig sind. Trotzdem gibt das Wissenschafts-Team Entwarnung: „Wir konnten nachweisen, dass das Startgen für die Herstellung von Ergovalin, einer für Wirbeltiere toxischen Substanz, im heimischen Deutschen Weidelgras weitestgehend fehlt und dass die Substanz auch tatsächlich nicht produziert wird“, sagt Veronika Vikuk. Eine Einschränkung gibt es: Ein weiteres Wirbeltiergift im Deutschen Weidelgras, Lolitrem B, ist davon jedoch unbeeinflusst. Es kommt in toxischen Konzentrationen vor.
Pferde vor vergiftetem Gras schützen
Halter können Pferde und andere Weidetiere können laut den Wissenschaftlern leicht schützen. „Landwirte sollten darauf achten, die Diversität auf Weiden zu erhöhen und Monokulturen, vor allem vom Deutschen Weidelgras zu vermeiden“, sagt Jochen Krauß. Insbesondere dort, wo Tiere giftige Gräser müssen, würden Massensterben eintreten. Hohe Giftkonzentrationen mit vielen verschiedenen Grassorten vermeiden eine hohe Giftkonzentration.
Auch aus Klima-Gründen raten die Wissenschaftlern zu vielen verschiedenen Grassorten. Denn Gräser, die zusammen mit endophytischen Pilzen in Symbiosen leben, seien durch ihre erhöhte Stressresistenz im Vorteil. Sie können so besser mit steigenden Temperaturen und Dürreperioden umgehen.