Der Reitboden stellt häufig das Herzstück der Reitanlage dar. Denn auf ihm werden Pferde trainiert, Reitschüler unterrichtet und Erinnerungen geschaffen. In Ausgabe 06/2024 von Pferdebetrieb geht es darum, wie der Reitplatz aufgebaut und gepflegt sein sollte, um möglichst lange etwas von ihm zu haben und wie textile Zuschlagstoffe zu bewerten sind. Dazu hat uns auch Anja Bohlmann von Bohlmann wertvolle Tipps gegeben. Welche, das lest ihr hier im Interview.
Pferdebetrieb: Was können Betriebsleiter tun, um lange etwas von ihrem Reitplatz zu haben?
Anja Bohlmann: “Der Reitplatz bleibt möglichst lange gut bereitbar, wenn schon bei der Entstehung und später bei der Pflege folgende Dinge berücksichtigt werden:
Um Staunässe zu vermeiden, empfehlen wir den Drei-Schicht-Aufbau. Eine gute Entwässerung ist hierbei entscheidend. Die sogenannte Tragschicht sorgt für eine ausreichende Stabilität. Sie sollte fachlich dem Gelände angepasst eingebaut werden und aus grobem Kies oder Schotter bestehen. So kann das Wasser versickern und über das erstellte Gefälle abfließen.
Wir prüfen vorab den Baugrund, um eine Aussage treffen zu können, wie hoch die Tragschicht eingebaut werden muss.
Die folgende Trennschicht ist aus feinerem Material und soll verhindern, dass das gröbere Material später in den Reitsand gelangt. Sie trennt (wie der Name besagt) den Reitsand von der Tragschicht.
Für den eigentlichen Reitplatzbelag wird ein trittsicherer Reitsand gewählt, der nach Wunsch verschiedenste Zuschlagstoffe enthalten kann. Durch die Zugabe von Zuschlagstoffen wird die Trittsicherheit und die Scherkraft des Reitbodens erhöht. Unserer Zuschlagstoffe bilden ein feines Netz in dem Reitsand, sodass ein zu tiefes Eindringen der Hufe in den Reitboden verhindert wird.
Regelmäßiges Pflegen ist das weitere A und O: Wir empfehlen, ein regelmäßiges Abziehen mit einem an die Reitbodenmischung angepassten Reitbodenplaner. Je nach Frequentierung des Platzes, kann dies täglich nötig sein, da so gröbere Unebenheiten beseitigt werden.
Übrigens ist auch die Art und Weise, wie der Platz geschleppt wird, eine kleine Wissenschaft für sich und sollte möglichst von fachkundigem Personen durchgeführt werden. Das Pflegegerät muss richtig eingestellt werden und diese Einstellung muss auch regelmäßig überprüft werden.
Ein ganz wichtiger Punkt ist die ausreichende Bewässerung des Reitplatzes, um den Staub zu binden und die Trittfestigkeit zu erhalten. Auch trägt das Austrocknen des Sandkorns nicht zur Langlebigkeit bei. Leider werden häufig nur die obersten ersten 2-3 cm bewässert und der untere Teil des Reitsandes nicht. Dadurch wird jedoch der Boden schneller uneben, weil der feuchte Teil des Sandes (also der obere Teil) den unteren, trockneren Teil vor sich her schiebt. Dadurch verliert der Reitboden an Stabilität.
Dass Verunreinigungen vom Reitplatz umgehend entfernt werden müssen, versteht sich von selbst. Gerade im Herbst muss zusätzlich das Laub entfernt werden.
Wir empfehlen regelmäßig zu kontrollieren, ob Löcher oder Verwerfungen entstanden sind. Bei ein-jährlichen Pflegemaßnahmen wird dies begutachtet und auch die Aufbauhöhe des eingebrachten Reitsandes überprüft. Auch hier empfiehlt es sich, je nach Nutzungsgrad des Platzes, jährlich oder alle zwei Jahre etwas Reitsand nachzufüllen.
Unter Berücksichtigung dieser Punkte können die Reitplätze lange tägliche Freude bereiten.”
Pferdebetrieb: Synthetische Zuschlagstoffe werden aktuell u.a. aufgrund des Abriebs von Mikroplastik kritisiert. Welche Alternativen können Sie empfehlen?
Anja Bohlmann: “Biologische Zuschlagstoffe können als Ersatz für synthetische Materialien verwendet werden. Sie sollen ebenso verschiedene Funktionen erfüllen: eine verbesserte Stabilität herstellen, sollen Wasser im Reitsand speichern und stoßdämpfend wirken.
Als Produkt bieten wir Bio-Equi an, ein Jute oder Jute/Sisal-Fasergemsich. Jute ist sehr haltbar, reißfest und besitzt eine gute Wasseraufnahmekapazität. Sisal ist eine Blattfaser, welche neben Cellulose auch Pektin und Legnin enthält.
Ein anderes Material, was wir anbieten, ist unser Bio-Reyon – für die Herstellung wird Zellulose verwendet, welches in verschiedenen Hölzern enthalten ist. Dadurch ist es biologisch abbaubar und hat eine hohe Wasseraufnahmekapazität, die über dem Vielfachen des Eigengewichtes liegt.
Biologische Materialien verrotten im Laufe der Zeit, was zu einer regelmäßigen Erneuerung oder Auffüllung führt. Diese Humusbildung verändert den Reitsand.
Auch bei biologischen Zuschlagstoffen gibt es unterschiedliche Qualitäten, die sich im Preis widerspiegeln.”
Pferdebetrieb: Vielen Dank für das Interview!