An Anbindeplätzen auf einem Pferdebetrieb kommt es immer wieder zu schlimmen Unfällen. Pferdebetrieb hat Experten gefragt, wie ein sicherer Anbindeplatz aussehen muss. Beim Putzen, bei Untersuchungen durch den Tierarzt oder beim Beschlagen – Pferde müssen in vielen Situationen angebunden werden. Leider gibt es gerade an Anbindeplätzen immer wieder Unfälle, bei denen sich Pferde und Menschen schwer verletzen. Viele dieser Unfälle lassen sich vermeiden, wenn man den Anbindeplatz sicher gestaltet und bereits bei der Planung einiges beachtet. Beispielsweise die Lage, den richtigen Untergrund und eine solide und sicher verankerte Anbindemöglichkeit.
Grundlagen
Ein Anbindeplatz sollte immer einen separaten Bereich im Betrieb bekommen und nicht als Abstellplatz für Schubkarren, Besen oder andere Gegenstände missbraucht werden. Wird die Stallgasse als Putzplatz genutzt, sind Konflikte vorprogrammiert. Sei es, weil ein Pferd vorbeigeführt oder der Futterwagen vorbeigeschoben werden muss – das angebundene Pferd kann erschrecken und sich und andere gefährden. Das sind gleich mehrere Gründe, warum sich die Stallgasse als Putzplatz nicht eignet und ein anderer Bereich dafür eingerichtet werden sollte.
Allerdings sollte der Putzplatz nicht ganz ab vom Schuss liegen. So rät Manfred Fischer vom Fachzentrum Pferdehaltung Fürstenfeldbruck: „Anbindeplätze sollten in nächster Nähe zu anderen Pferde sein, damit diese ihre Kameraden riechen, hören und sehen können.“ Um eine Gefährdung durch ausschlagende Pferde zu minimieren, sollten diese immer mit dem Kopf zum Gang angebunden werden. Außerdem ist eine seitliche Abtrennung sinnvoll, hinter der der Reiter oder Pfleger Schutz suchen kann, falls das Pferd in Panik gerät.
Boden
Um dem Pferd einen sicheren Stand zu ermöglichen, darf der Untergrund nicht zu glatt sein. Fischer empfiehlt hier: „Der Untergrund sollte rutschfest, griffig, wasserundurchlässig, leicht zu reinigen und zu pflegen sein. Bewährte Materialien sind beispielsweise Beton mit grober Struktur, Gummimatten oder gegossener Gummi.“ Nicht zwingend notwendig aber praktisch ist zudem ein Wasser- und Stromanschluss am Putzplatz. So kann das Pferd gewaschen aber auch geschoren oder mit einem Pferdestaubsauger gereinigt werden. Ist der Putzplatz zugleich auch Waschplatz, sollte er mit einem Gefälle von zwei Prozent ausgestattet sein. So kann zum Beispiel das Schmutzwasser sicher abfließen.
Anbindemöglichkeit
Neben dem richtigen Untergrund gibt es weitere Bestandteile, die einen Putzplatz sicherer machen, zum Beispiel die Anbindestange. Diese sollte solide sein und sicher befestigt werden. Fischer rät hier: „Die Anbindestange sollte fest in der Wand verankert sein, ein Andübeln ist oft zu wenig. Zu empfehlen ist, dass die Anbindestange sicher in Wand und Boden einbetoniert wird. Außerdem sollte die Anbindestange selbst sicher und stabil sein. Hier haben sich in der Praxis zum Beispiel 1,5- bis 2-Zoll-Rohrebewährt.“
Neben den klassischen Anbindestangen, wie man sie in vielen Ställen sieht, hat Pferdebetrieb bei vielen Betriebsreportagen aber auch seltenere Lösungen entdeckt. Beispielsweise werden auf dem Carolinenhof in Essen statt Anbindestangen Sicherheitsanbindepfosten verwendet, an denen die Pferde beidseitig angebunden werden können. Die Pfosten sind knapp 1,5 Meter hoch und an der Spitze ragt der Anbindestrick mit Panikhaken heraus. Der Clou bei diesen Pfosten: Die Stricke sind mit einer Feder im Inneren des Pfostens verbunden. Zieht das Pferd in Panik am Strick, wird der Zug sanft abgefedert und die Verletzungsgefahr verringert.
Strick und Haken
„Ein Anbindestrick muss in seiner Stärke, seinem Durchmesser und im Material so beschaffen sein, dass er leicht zu binden bzw. zu verknoten und auch unter Zug mit möglichst wenig Kraftaufwand zu lösen ist“, sagt Fischer. „Dünne Kunststoffstricke sind nicht geeignet. Bei festem Zug durch das Pferd sind die Knoten nur noch schwer zu lösen“, so Fischer weiter. Aber nicht nur der Strick muss zum sicheren Anbinden von Pferden geeignet sein, auch der Haken muss passen. Weit verbreitet sind die sogenannten Panikhaken, die man, ohne den Pferdekopf zu bewegen, leicht öffnen kann.
Sicher anbinden
Wenn Sie sich auf einen Sicherheitsknoten verlassen, testen Sie, ob er sich auch unter dem Zug, den ein panisches Pferd ausübt, wirklich mit einem Ruck öffnen lässt, und lassen Sie Ihr Pferd nicht am Strick knabbern – das könnte die Funktion des Knotens beeinträchtigen.
Unfallgefahr
Nackenbandzerrungen, Becken-, Bein- und Wirbelfrakturen, das sind Verletzungen am Anbindeplatz, die Christian Schacht, Tierarzt, Zuchtleiter, Richter und Ausbilder aus seiner Praxis kennt. „Viele Verletzungen lassen sich vermeiden, wenn man einige grundlegende Dinge beachtet“, erklärt Schacht. Als Beispiele nennt der Pferdeexperte an der Anbindestange angebundene herunterhängende Halfter als eine Unfallgefahr, die sich einfach vermeiden lässt. Schnell ist hier ein Pferd hineingetreten und hat sich das Bein gebrochen. Werden die Halfter konsequent hochgebunden, kann das nicht passieren. Auch ein angebundenes Halfter, das über den Hals gelegt wird, kann zur tödlichen Falle werden.
Gerät das Pferd in Panik und schreckt zurück, kann es zum Bruch der Halswirbelsäule kommen. Aber auch wenn das Pferd vorschriftsmäßig angebunden ist, kann es sich zum Beispiel die Nackenbänder zerren, wenn es zu heftig am Strick zieht. Abszesse und Anlehnungsprobleme beim Reiten können dann die Folge sein. „Gerät ein Pferd in Panik, kann ein schnelles Öffnen des Panikhakens zu schweren Unfällen führen“, sagt Schacht. „Ist das Pferd angebunden und in Panik, sollte man die Finger von dem Panikhaken lassen“, rät Schacht. Zieht das Pferd am Halfter und löst man in diesem Moment den Panikhaken, kann ein Sturz mit Beckenfraktur die Folge sein.
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