Die Basis für gesundes Grundfutter für Pferde ist im weitesten Sinn Gras, das als Heu, Heulage oder Silage verfüttert wird. Dabei ist Heu der Klassiker in den meisten Betrieben. Heu hat aber auch Mitbewerber, die einen Platz auf dem Raufuttertisch der Pferde haben wollen. Beispielsweise Heulage oder Silage, ein Raufutter, das gerade in Schlechtwetterzeiten Hochkonjunktur hat. Denn in verregneten Sommern ist es nicht einfach, hochwertiges Heu einzufahren. Heulage und Silage sind da deutlich toleranter, denn sie müssen nicht so lange und nicht so stark trocknen. In der Regel reichen dafür zwei Tage. Doch wie wichtig ist eine gute Futterqualität und welche Faktoren beeinflussen sie?
Heu | Heulage | |
---|---|---|
Ernte | Lange Schönwetterperiode zum Trocknen nötig. | Kann nach 2 Tagen verpackt und eingefahren werden. |
Haltbarkeit | Verliert durch Lagerung (Sauerstoffkontakt) an Nährwert. | Futterqualität bleibt bei Lagerung gleich (vakuumverpackt). |
Bröckelverlust | hoch (v. a. bei spätem Schnittzeitpunkt) | gering |
Staub | für empfindliche/vorbelastete Pferde teilw. problematisch. | gering |
Schimmel | Sind einzelne Stellen verschimmelt, muss man den ganzen Ballen wegwerfen. | Sicherheitshalber sollte der ganze Ballen entfernt werden. |
Pilzbefall | Gefahr vor allem in großen Ballen mit hohem Pressdruck, die sich während der Lagerung aufheizen. | Milchsäuregärung verhindert Pilzvermehrung (Vorsicht bei beschädigter Folie). |
Bekömmlichkeit | bei guter Qualität ideal | Nasse Silage (25-30 TS) kann zu Verdauungsproblemen führen. Fruktangehalt kann bei angewelkter Heulage (60-65 TS) problematisch sein. Botulismusgefahr durch Verunreinigung mit Erde oder Kadavern. Wird Heulage nicht innerhalb kurzer Zeit nach Öffnen des Ballens verfüttert, kann es zu Nachgärungen und Kolik kommen. |
Besitzer und Stallbetreiber wünschen sich für jedes Pferd eine optimale Fütterung. Doch wie sieht sie aus? Ob das Heu oder die Heulage jeweils von guter Qualität sind, hat einen größeren Einfluss auf die Pferdegesundheit als die Unterschiede zwischen Heu und Heulage an sich. Anders gesagt: Eine qualitativ hochwertige Heulage ist gesünder für ein Pferd als schlechtes Heu und gutes Heu ist entsprechend gesünder als Heulage von schlechter Qualität.
Basis
Ein gutes und gepflegtes Grünland bildet die wichtige Basis fürs gesunde Pferdefutter, sei es Heu oder Heulage. Von welchen Faktoren dies abhängt und was Betriebsleiter dabei unbedingt beachten sollten, gibt es in den 10 Profi-Tipps zum Grünland. Um dem Boden die individuell richtige Menge Sorte an Dünger zu verabreichen, ist eine Bodenanalyse unumgänglich. Nur so kann man herausfinden, was der Boden braucht.
Schnittzeitpunkt
Um optimales Heu, eine gute Heulage oder hochwertige Silage zu erhalten, ist die Wahl des Schnittzeitpunkts mit entscheidend. Denn über den Schnittzeitpunkt kann man zum Beispiel den Gehalt von Energie und Eiweiß im Raufutter beeinflussen. Je später der Schnittzeitpunkt gewählt wird, desto
geringer ist in der Regel der Gehalt von Eiweiß und Energie in den Gräsern. Da Pferde einen Großteil
ihres Nährstoffbedarfs über das Heu abdecken sollten, damit der Betrieb teures Zusatzfutter reduzieren kann, sollte ein früher Schnittzeitpunkt gewählt werden. Futterexperten empfehlen dabei, dass der Zeitpunkt für Heulage und Silage etwas früher gewählt werden sollte. Denn der Zuckergehalt in Pflanzen ist damit höher und eine bessere Silierung möglich.
Im Gegensatz zu Heu benötigen Heulage und Silage keine langen Schönwetterphasen zum Trocknen. Bereits nach zwei Tagen kann das geschnittene Gras verpackt und eingefahren werden. Bei Heu sieht
das anders aus. Allerdings kann man mit einer Heutrocknungsanlage dem Wetter ein Schnippchen schlagen und sich unabhängiger von Wolken und Regen machen – und somit eine relativ konstante Qualität erzielen.
Unterschiede
Heu, Heulage und Silage unterscheiden sich zum einen durch ihre Trockensubstanz (TS). Fütterungsexperte Prof. Dr. Dirk Winter erläutert: „Die Trockensubstanz bei Heulage ist mit 50 bis 70% deutlich höher im Vergleich zur Silage. Außerdem wird Silage oft früher im Jahr geschnitten und weist dadurch einen höheren Zucker- und Proteingehalt auf. Gras für Heulage sollten Betriebsleiter überwiegend zu einem späteren Vegetationszeitpunkt schneiden, dann ist es bereits angewelkt. Sie enthält im Vergleich zur Silage aufgrund des späteren Schnittzeitpunktes in der Regel weniger Zucker und Protein.“ Ein weiterer Unterschied betrifft die Haltbarkeit. Während Heu bei langer Lagerung Nährstoffe verlieren kann, ist dies bei Heulage nicht gegeben.
Herstellung von Heu und Heulage für Pferde
Wichtig für eine gute Futterqualität sind neben der Grünlandpflege und dem passenden Schnittzeitpunkt das richtige Werkzeug, die richtigen Einstellungen und nicht zuletzt eine gute Vorbereitung. Beispielsweise um tote Tiere in Raufutter und somit die Botulismusgefahr zu vermeiden, sollten Tiere vor dem Mähen so gut wie möglich vertrieben werden. Verunreinigungen durch Erde und Dreck kann eine passend gewählte Höhe des Mähwerks verhindern oder minimieren.
Heulage sollte dann gut zwei Tage trocknen und anschließend vakuumverpackt oder in Folie gepackt werden. Wichtig für eine gute Heulage ist auch der Druck, mit dem die Gräser zusammengepresst werden. Dieser Vorgang ist wichtig, um den Restsauerstoff aus dem Ballen herauszubekommen. Ansonsten kann es unter anderem zu Schimmelbildung kommen.
Silierung
Ist der Ballen gut gepresst und mit Folie sicher verpackt, entwickelt sich im Inneren
eine optimale Arbeitsatmosphäre für die Milchsäurebakterien. Die Mikroorganismen wandeln unter Sauerstoffabschluss die Zuckerbestandteile der Pflanzen in Milchsäure um und der pH-Wert sinkt: Ein Effekt, der Bakterien, Hefe und Schimmelpilze im Wachstum behindert. Abgeschlossen ist die Silierung eines Ballens, wenn alle Zuckerbestandteile umgewandelt sind oder der pH-Wert unter vier gefallen ist. Das dauert laut Experten mindestens sechs Wochen.
Die Ballen sollten rund acht Wochen gelagert werden, bevor man sie verfüttert. Nach dem Öffnen sollte die Heulage zügig verfüttert werden, da sie durch den Kontakt mit Sauerstoff schnell verdirbt.
Autor: Kai Schwarz