Umwelt- und Artenschutz in Kombination mit intensiv genutztem Grünland. Was nicht vereinbar gilt, wollen Wissenschaftler der Universität Hohenheim und Partner in einem neuen Forschungsprojekt umsetzen. Dafür arbeitet die Universität Hohenheim mit Kooperationspartner Landwirtschaftliche Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW) aus Aulendorf zusammen. Das Projekt befasst sich mit Blühstreifen und wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) mit rund 325.000 Euro für die Uni Hohenheim gefördert. Projektstart war am 1. Mai 2020, geplantes Projektende der 30. April 2022.
Um gutes Futter zu erhalten, setzen viele Betriebe auf starkes Düngen und häufiges Mähen. Bis zu fünf Schnitte fahren deutsche Landwirte pro Jahr ein. Dadurch gefährden sie jedoch die Artenvielfalt auf Grünflächen. Denn Insekten und anderen kleinen Lebewesen fehlt so die Lebensgrundlage. Abhilfe sollen Blühstreifen schaffen, die bereits etliche Ackerränder aufwerten. Dr. Ulrich Thumm ist Pflanzenwissenschaftler an der Universität Hohenheim und veranschaulicht die Dringlichkeit am Beispiel Baden-Württembergs. Hier seien 38% der landwirtschaftlichen Nutzfläche Grünland. Davon würden zwei Drittel intensiv bis mittelintensiv genutzt. Er erklärt: „Unser Ziel muss es sein, dass wir nicht nur das Verschwinden der Insekten stoppen, sondern im Gegenteil ihre Anzahl und Vielfalt erhöhen können.“
So funktioniert der Blühstreifen:
Am Rand der läche, die zur Verfügung steht, mäht der Landwirt nicht. Stattdessen hilft eine Mischung aus Wildblumensamen, Farbe und Leben in den Blühtreifen zu bringen. Um einen artenrettenden Blühstreifen anzulegen, haben Landwirte in der Regel das nötige Gerät zur Verfügung. Allerdings bedeutet das Anlegen einen Mehraufwand.
Das Pilotprojekt:
Ob und wie viel die Maßnahmen nützen, untersucht nun Kooperationspartner LAZBW Aulendorf. Ziel ist es, die Artenvielfalt wieder zu erhöhen. „Denn wenig genutztes Grünland bietet mit seiner Vielfalt an Pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten blühen, auch einer großen Vielfalt an Tieren einen Lebensraum“, sagt Projektleiter Dr. Thumm. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich immer mehr verschiedene Pflanzensorten ansiedeln. Dabei sind die Brühlstreifen wie Brücken für Samen und flugunfähige Insekten. Sie sorgen dafür, dass die verschiedene Biotope vernetzt sind. Dadurch können einige Laufkäfer, die nur kurze Strecken schaffen, gefahrlos von einem Lebensraum in den nächsten kommen.
Auch für den Landwirt hat der Blühstreifen Vorteile, denn es ist für ihn einfach, den Rand der Wiese auszusparen und er kann helfen, die Artenvielfalt wieder zu erhöhen. „Bis jedoch die neu geschaffenen Strukturen von der entsprechenden Fauna angenommen werden, kann es einige Jahre dauern“, mahnt Dr. Thumm. Das Projekt soll außerdem herausfinden, ob die Landwirte das Schnittgut als Tierfutter verwenden können und konkrete Handlungsempfehlungen für Landwirte entwickeln.
Du möchtest mehr tun? Hier haben wir Tipps für dich, wie du die Biodiversität auf deiner Reitanlage fördern kannst.