Allergien nehmen zu – nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Pferden. Dabei sind die Auslöser von Allergien keine Krankheitserreger oder giftige Substanzen, sondern eigentlich ungefährliche Stoffe, auf die der Organismus des Pferds mit einer überschießenden Immunantwort reagiert: Das Immunsystem identifiziert das Allergen fälschlicherweise als Gefahr, die es bekämpfen muss. Typische allergische Reaktionen sind Atemwegsbeschwerden, Verdauungsbeschwerden und Hautausschläge, wie sie unter anderem beim Pferd mit Sommerekzem auftreten.
Die fünf häufigsten Allergien beim Pferd und ihre Symptome
Insektenallergie
Die bei Pferden häufigste Allergie ist die Insektenallergie, bei der es zu einer allergischen Reaktion auf die Stiche bestimmter Mückenarten kommt. Im Speichel der Mücken befinden sich Allergene, welche an der Einstichstelle Hautreaktionen wie Pusteln und Rötungen auslösen. Infolgedessen entwickelt das Pferd das sogenannte Sommerekzem. Seinen Namen verdankt es dem Umstand, dass die Stechmücken in den Sommermonaten, insbesondere an warmen, windstillen Tagen sowie während der Dämmerung, besonders aktiv sind. Die Ausschläge treten gehäuft im Bereich des Mähnenkamms, am Gesicht und an der Schweifrübe, aber auch im Bauchbereich auf und gehen mit heftigem Juckreiz einher. Ein Pferd mit Sommerekzem hat einen hohen Leidensdruck, der nicht selten dazu führt, dass das Tier sich zusätzlich wundscheuert oder durch Beißen an den betroffenen Stellen selbst verletzt. Gut zu wissen: Bestimmte Pferderassen haben eine größere Neigung, auf Insektenstiche allergisch zu reagieren und ein Sommerekzem zu entwickeln. Zu diesen zählen Island Ponys und Shetland Ponys, Norweger, Friesen und Haflinger.
Umweltallergie
Bei einer Umweltallergie reagiert das Pferd auf einen natürlicherweise in der Umwelt vorkommenden und eigentlich harmlosen Stoff mit einer Überreaktion des Immunsystems. Zu den potenziellen Auslösern für eine Umweltallergie gehören unter anderem (Heu-)Staub, Hausstaubmilben, Vorratsmilben, Schimmelpilzsporen, Pollen von verschiedenen Bäumen und Gräsern, aber auch der im Pferdedung enthaltene Ammoniak. Dabei können die Symptome einer Umweltallergie beim Pferd sehr vielseitig sein und sich sowohl als Hauterkrankungen (atopische Dermatitis) wie auch als Atemwegsbeschwerden mit Husten und Atemnot bis hin zum equinen Asthma äußern.
Futtermittelallergie
Echte Futtermittelallergien kommen bei Pferden seltener vor als Umweltallergien. Häufiger reagieren Pferde allergisch auf Verunreinigungen des Futters mit Schimmelpilzen oder auf einen Befall mit Futtermittelmilben. Eine echte Futtermittelallergie liegt vor, wenn das Pferd die Inhaltsstoffe des eigentlichen Nahrungsmittels selbst nicht verträgt. Es kann dann mit Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder Blähungen oder mit Hautausschlag reagieren. Manche Pferde entwickeln zum Beispiel eine Allergie auf Hafer oder Gerste. Zu unterscheiden, ob nun Futtermittelmilben, Schimmelpilze oder Nahrungsbestandteile die Allergie verursachen, ist allerdings nicht ganz einfach. Bist du dir unsicher, solltest du euren Tierarzt hinzuziehen.
Medikamentenallergie
Auch Medikamente können bei Pferden eine allergische Reaktion hervorrufen. Ein typisches Anzeichen dafür ist die Nesselsucht, eine starke Hautrötung in Verbindung mit heftig juckenden Quaddeln. Liegt bei deinem Pferd eine Medikamentenallergie vor, solltest du das Medikament sofort absetzen. Der Tierarzt entscheidet, ob du die Allergie behandeln musst und welches Medikament du als Alternative für das ursprüngliche Medikament, das die Allergie ausgelöst hat, anwenden kannst.
Kontaktallergie
Ebenso wie Medikamentenallergien sind Kontaktallergien bei Pferden vergleichsweise selten. Pferde können auf ein im Sattel oder in der Satteldecke verarbeitetes Material allergisch reagieren und dann auf der entsprechenden Körperpartie einen Ausschlag zeigen.
Allergien beim Pferd behandeln und vorbeugen
Eine Allergie ist für das Pferd oft sehr belastend. Allergische Atemwegserkrankungen können zu Atemnot und Leistungsabfall führen. Allergische Hauterkrankungen wiederum können offene Wunden zur Folge haben und bakterielle Infektionen begünstigen. Nicht unterschätzen sollten Pferdehalter zudem den psychischen Stress, den eine Allergie dem Tier verursacht. Um die Auswirkungen möglichst gering zu halten, solltest du nicht nur die Symptome der Allergie behandeln, sondern vor allem ihre Auslöser ermitteln und diese Allergene dann zukünftig so weit wie möglich vermeiden – auch wenn dies, etwa beim Pferd mit Sommerekzem, nicht immer konsequent möglich ist.
Um dem von Insektenstichen hervorgerufenen Sommerekzem vorzubeugen, schützt du deine Pferde auf Weide und Koppel mit speziellen Ekzemer-Decken. Wichtig ist, ein Produkt zu wählen, welches genau die Körperpartien bedeckt, welche die Mücken bevorzugt heimsuchen. Ausritte unternimmst du am besten an windigen Tage, denn starke Luftbewegungen beeinträchtigen die fliegenden Plagegeister. Auch im Stall können sich Pferdehalter diesen Effekt zunutze machen und mit Ventilatoren für Durchzug sorgen, um Mücken, Fliegen und Co. von den Pferden fernzuhalten. Insektengitter an Fenster und Türen des Stalls leisten ebenfalls gute Dienste. Zur lokalen Behandlung kannst du juckreizstillende Salben und Präparate zur Stärkung der Hautbarriere anwenden.
Bei der Behandlung, Linderung und Vorbeugung von durch Umweltallergenen ausgelösten Allergien, insbesondere bei Atemwegsbeschwerden, kann eine optimierte Stallorganisation Wunder wirken. So kannst du durch regelmäßiges und gründliches Lüften die Staubbelastung der Luft deutlich verringern. Pferden, die an equinem Asthma und anderen allergischen Atemwegserkrankungen leiden, kannst du außerdem helfen, indem du Stroh durch eine staubärmere Einstreu ersetzt. Reagiert dein Vierbeiner allergisch auf Ammoniak, ist Sauberkeit im Stall und auf der Koppel noch wichtiger als ohnehin und du solltest so häufig wie möglich abmisten. Die Gefahr von Schimmelpilzen kannst du reduzieren, indem du Heu und anderes Futter gut vor Feuchtigkeit geschützt lagerst.
Ist es das Futter selbst, auf welches ein Pferd mit Unverträglichkeit oder Allergie reagiert, sollte der erste Schritt eine Eliminationsdiät, ggf. in Absprache mit dem Tierarzt, sein, um festzustellen, welche Bestandteile problematisch sind. Nachdem du die Ursache abgeklärt hast, nimmst du eine Futterumstellung vor, die im besten Fall zu völliger Beschwerdefreiheit führt. Bei der Medikamentenallergie und der Kontaktallergie kannst du meist sehr schnell herausfinden, was die allergische Reaktion ausgelöst hat – und in Zukunft kommt es dann darauf an, bei Bedarf ein anderes Medikament zu verabreichen beziehungsweise den Kontakt zum Allergen zu vermeiden.
Für alle Allergien gilt: Verursachen sie dem Pferd starke Beschwerden, solltest du den Tierarzt zurate ziehen, der gegebenenfalls Antihistaminika und in schweren Fällen kortisonhaltige Medikamente verschreiben kann. Letztere wirken zuverlässig, sollten aber aufgrund der Nebenwirkungen keine Dauerlösung sein.