Forscher der Universität Hohenheim warnen auf einer Pressekonferenz davor, dass der Klimawandel die Ausbreitung von Zecken und damit auch das Auftreten von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) begünstigt. Deutschland sei inzwischen ein FSME-Endemiegebiet, und die Krankheit werde immer noch unterschätzt.
Die Zecken sind ganzjährig aktiv und haben mittlerweile auch höher gelegene Bergregionen erobert, da die milderen Winter durch den Klimawandel ihre Überlebensfähigkeit begünstigen. Die Forscher betonen, dass ein paar Tage Frost im Winter nicht ausreichen, um die Zeckenpopulation einzudämmen. Die Folge sei, dass Zecken früher im Jahr aktiv seien oder sogar ganzjährig aktiv blieben, auch in Bergregionen bis zu einer Höhe von 1.200 Metern.
Mit der Ausbreitung der Zecken verbreiten sich auch Krankheiten, die von den Zecken übertragen werden, allen voran die FSME. Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg weist darauf hin, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) in diesem Frühjahr weitere Land- und Stadtkreise in Deutschland zu Risikogebieten erklärt habe, insbesondere in Sachsen. Dennoch bleibe die Situation bestehen, dass mehr als 80 % der FSME-Fälle in Baden-Württemberg und Bayern aufträten, mit Hotspots wie dem Landkreis Ravensburg.
Dynamische Situation vor allem in Süddeutschland
Vor allem in Süddeutschland sei die Situation besonders dynamisch, so Prof. Dr. Mackenstedt von der Universität Hohenheim. Untersuchungen und genetische Charakterisierungen der FSME-Viren hätten gezeigt, dass sich hier viele verschiedene FSME-Stämme etabliert hätten, die für die Krankheitsfälle verantwortlich seien. Diese genetische Vielfalt sei in anderen Regionen Deutschlands nicht vorhanden.
Frühsommer-Meningoenzephalitis – FSME
Trotzdem könne für keine Region in Deutschland Entwarnung gegeben werden, betont Prof. Dr. Mackenstedt. Deutschland sei inzwischen ein bundesweites FSME-Endemiegebiet, auch wenn die Fallzahlen in einigen Gebieten gering seien und den Schwellenwert für die Einstufung als Risikogebiet nicht überschritten hätten. Das RKI bestätige jedoch, dass FSME-Fälle in fast allen Bundesländern auftreten.
Die FSME sollte nicht unterschätzt werden, warnt Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des nationalen Konsiliarlabors für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Obwohl die bekanntesten Symptome Gehirn- und Hirnhautentzündungen seien, könnten auch atypische Symptome auftreten, die zu einer Fehldiagnose führen könnten. Es sei wichtig, die Gefahr der FSME ernst zu nehmen und sich vor Zeckenbissen zu schützen.
Mehr zum Thema Zecken und Infektionen:
Zecken – erkennen und richtig reagieren
Universität Hohenheim beendet Projekt Tropenzecke
Pfriemenschwanz-Infektion: ein hartnäckiges Hygieneproblem
Pferde und Vögel betroffen: West-Nil-Virus (WNV) breitet sich aus