Der Bau und die Pflege von Reitplätzen erfordert viel Fachwissen und Know-how. Experten aus der Branche geben ihr Fachwissen und Tipps zum Thema Reitboden an Sie weiter.
Bernds Reitbodensysteme GmbH, Björn Bernds
Was macht einen optimalen Reitboden aus?
Bei der Auswahl des Reitbodens müssen immer die individuellen Bedürfnisse und die Reitdisziplin des Kunden berücksichtigt werden. Ganz allgemein sollte der Reitboden trittfest/scherfest sein und nicht zu tief. Ein zu tiefer Reitboden kann z.B. die Gelenke und Sehnen schädigen. Durch die Beimischung von Zuschlagstoffen (wie z.B. Vlies, Baumwolle oder Siebgut) kann der Reitboden optimal an die Disziplin angepasst werden, elastischer und federnder für die Dressur oder trittfester für Springen. Ein optimaler Reitboden sollte immer feucht gehalten werden, um Staubentwicklung zu vermeiden und um nicht zu tief zu werden. Die optimale Eindringtiefe der Hufe in die Tretschicht sollte bei 2 – 4 cm liegen.
Die Sieblinie (je nach Tretschicht liegt sie im Bereich von 0,0 – 0,8 mm) und Kornform sollte so gewählt werden, dass ein übermäßiger Hufabrieb vermieden und eine gewisse Trittfestigkeit gegeben ist. Der Sand sollte von Natur her einen nicht zu hohen Kf-Wert (Wasserdurchlässigkeitsbeiwert) besitzen, um das Wasser einige Zeit zu halten bzw. zu speichern.
Was muss beim Bau eines Reitbodens in Bezug auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden?
Beim Bau eines Reitbodens fängt die Nachhaltigkeit bereits bei der Planung an. Im Vorfeld sollten die Bedürfnisse und Anforderungen umfassend geklärt sein, um den optimalen Reitboden, bzw. das optimale Reitbodensystem zu erwerben.
Die für den Aufbau eines Reitplatzes erforderlichen Schüttgüter, für Trag- und Trennschichten, sollten im Idealfall von einem Anbieter in der Nähe der Baustelle sein, um unnötig lange Fahrtwege zu vermeiden. Für die Tretschicht sollten Anbieter gewählt werden, deren Sande sich bereits als Reitsand bewährt haben. Das Thema Nachhaltigkeit ist bei Verwendung von Zuschlagstoffen etwas komplizierter. Möchte der Kunde einen langlebigen Reitboden erwerben, sollte er mit Vlieshäcksel arbeiten, die sich biologisch zwar nicht zersetzen, aber eine Nutzbarkeit bis zu 10 – 15 Jahren erreichen können. Das Thema Entsorgung ist dann kostenintensiver. Tendiert der Kunde dazu, eine biologisch abbaubare Tretschicht zu verwenden, muss er mit Siebgut, Baumwolle, Jute usw. arbeiten, welche sich allerdings recht zeitnah zersetzen und ca. alle 1 – 2 Jahre nachgegeben werden müssen. Die Haltbarkeit ist auf ca. 5 – 8 Jahre begrenzt.
Generell ist anzumerken, dass eine gute gleichmäßige Bewässerung der Tretschicht, die Langlebigkeit positiv beeinflusst, da die Sandkörner und Zuschlagstoffe nicht so schnell zerrieben werden.
Wie sieht die tägliche Pflege eines Reitbodens aus und was muss dabei beachtet werden?
Der Reitboden sollte je nach Nutzungsintensität gepflegt werden.
Ein wichtiger Punkt ist das Abäppeln und auch das Absammeln von organischer Substanz wie Laub o.ä.
Bei einer stärkeren Frequentierung (täglich ca. 12 Pferde und mehr) sollte der Reitboden täglich „abgezogen“ werden. Für das Abziehen, bzw. Schleppen des Bodens ist ein an die Tretschicht angepasstes Planiergerät erforderlich. Als Fahrweise empfehlen wir, spiralförmig im Kreis zu fahren, wobei der Reitsand von außen, vom Hufschlag, nach innen planiert wird. Erst anschließend kann geradeaus gefahren werden.
Neben dem Schleppen ist das regelmäßige und vor allem gleichmäßige Wässern des Reitbodens unerlässlich. Dabei ist zu beachten, dass die Tretschicht bis in den unteren Bereich ausreichend feucht gehalten wird, um eine optimale Trittfestigkeit zu erhalten.
Des Weiteren unterstützt ein optimaler Feuchtegehalt die Langlebigkeit und Ebenmäßigkeit Ihrer Tretschicht. Entstehende Unebenheiten bzw. Verschiebungen der Tretschicht können dadurch verlangsamt werden. Grundsätzlich kann man dazu raten, dass ein Reitboden alle 1 – 2 Jahre mit einem Laserplaniergerät begradigt und ggf. aufgefüllt werden sollte.
www.bernds-reitbodensysteme.de
Bohlmann Reitböden GmbH, Anja Bohlmann
Was macht einen optimalen Reitboden aus?
In unseren Augen besteht ein optimaler Reitboden aus unterschiedlichen Faktoren, die im Zusammenspiel optimale Voraussetzungen schaffen.
Dazu gehört ein tragfähiger Baugrund, eine erforderliche Trennschicht, das Anlegen eines Gefälles (dem Gelände angepasst zur oberflächlichen Entwässerung), eine Reitsandmischung, die auf die Bedürfnisse der Disziplin abgestimmt ist. Diese Reitsandmischung sollte eine gute Trittfestigkeit, Scherfestigkeit und zum einen eine gute Wasserdurchlässigkeit und zum anderen eine gewisse Wasserspeicherkapazität bieten. Diese Bedingungen werden durch ausgewählte Sandmischungen erfüllt.
Was muss beim Bau eines Reitbodens in Bezug auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden?
Grundsätzlich wird eine Baugenehmigung benötigt. In dieser sind Bauweisen und Materialvorgaben enthalten.
Die Langlebigkeit eines Reitbodens wird u.a. auch bestimmt durch die Auswahl der eingebauten Materialien. In unseren Augen ist für jede Reitfläche eine entsprechende, gute Beregnung erforderlich. Wenn es keine Unterbodenbewässerung sein wird, sollte auf jeden Fall die Feuchtigkeit in der gesamten Reitsandmischung gleichmäßig und dauerhaft vorhanden sein, was natürlich pro Jahreszeit unterschiedlich viel Aufwand bedeutet. Zusätzlich optimieren unterschiedliche Zuschlagstoffen die Grundeigenschaft des Sandes. Auch hier sind unterschiedliche Produkte mit unterschiedlicher Langlebigkeit auf dem Markt. Bei dem Einsatz von biologisch abbaubaren Produkten ist die Langlebigkeit entsprechend verkürzt.
Wie sieht die tägliche Pflege eines Reitbodens aus und was muss dabei beachtet werden?
Wir raten dazu, nicht nur das tägliche Abäppeln ordentlich auszuführen, d.h. möglichst wenig Reitsand dabei aufzunehmen, sondern auch Fremdstoffe wie Blätter, Äste, Zapfen, Eicheln etc. abzusammeln. Das Abäppeln sollte möglichst direkt nach dem Reiten erfolgen und nicht nur am Ende des Tages. Weiter muss der Feuchtigkeitsgehalt auch in den unteren Zentimetern des Reitsandes aufzufinden sein. Dadurch erhält die gesamte Tretschicht einen besseren Halt, da ein leichter, zu trockener Boden sich eher durch feuchte, schwerere Schichten verschieben lässt. Somit wird der gesamte Reitboden schnell ungleichmäßig tief.
Weiterhin empfehlen wir ein optimales Pflegegerät, abgestimmt auf die Reitbodenmischung. Somit können Verwerfungen und auch leichte Verdichtungen ausgeglichen werden. Je nach Reitbodenmischung und je nach Benutzung des Reitbodens, sollte dieser täglich geschleppt und gewässert werden. In einem regelmäßigen Zyklus, der auch von der Häufigkeit der Benutzung des Reitbodens und Einsatz der täglichen Pflege abhängig ist, sollte die Reitfläche vom Reitplatzbauer mit seinen Spezialgeräten ca. 1 – 2 x im Jahr entsprechend bearbeitet werden. Dadurch werden größere Verwerfungen und Verdichtungen ausgeglichen. Hier empfiehlt es sich, Pflegeverträge abzuschließen.
Ecora GmbH, Walter Heim
Was macht einen optimalen Reitboden aus?
Ein zu harter Boden ist schlecht für die Knochen, ein zu weicher Boden ungünstig für die Sehnen der Pferde. Ein guter Reitboden zeichnet sich durch eine Eindringtiefe von 3 – 5 cm und eine leichte Feuchtigkeit aus. Bewährt hat sich naturbelassener Quarzsand ohne Zuschlagstoffe. Eine Wasserdurchlässigkeit muss gegeben sein.
Wie sieht die tägliche Pflege eines Reitbodens aus und was muss dabei beachtet werden?
Der Boden sollte stets feucht gehalten werden, sowie regelmäßig mit einem Reitplatzplaner abgezogen werden (10 cm durchgängige Tretschicht).
Auf stetiges Abäppeln achten, ebenso Verunreinigungen durch Laub und Blätter entfernen.
Rampelmann & Spliethoff GmbH & Co. KG, Bernd Spliethoff
Dressurböden sollten trittsicher, elastisch und federnd, jedoch etwas lockerer als ein Reitboden für den Springsport sein. Der Boden darf hierbei nicht staubig, zu hart, zu tief und nicht zu stumpf sein.
Die Eindringtiefe ist die Tiefe, die die Hufe der Pferde in den Sand eindringen. Sie liegt bei Dressurböden bei bis zu vier Zentimeter, bei für den Springsport ausgelegten Böden bei ca. zwei Zentimeter.
Jede Tretschicht muss richtig bewässert werden, da Wasser das einzige ist was Sand dauerhaft verdichtet, für genügend Scherfestigkeit und Elastizität sorgt und einen staubfreien Reitbetrieb ermöglicht.
Mögliche Lösungen hierfür sind sowohl im Innen- wie auch im Außenbereich fest installierte Beregnungsanlagen. Alternativen sind mobile Beregnungswagen oder am Trecker angehängte Wasserfässer. Der Wasserbedarf ist natürlich abhängig vom Wetter und kann auf einem Reitplatz im Sommer zwischen vier und sechs Liter pro m² in der Spitze liegen.
Die richtige Bodenpflege ist das, was einen guten Reitboden ausmacht. Angefangen beim „Abäppeln“, über die richtige Bewässerung und einen geeigneten Bahnplaner, gilt es ein Gespür dafür zu entwickeln die richtigen Maßnahmen in den richtigen Situationen zu treffen. Selbst der beste und teuerste Reitplatz ist nur so gut wie seine Pflege.
Stremmer Sand + Kies GmbH – stresan® – Kirchhellener Sand, Lena Freistühler
Was macht einen optimalen Reitboden aus?
Ein optimaler Reitboden unterstützt den natürlichen Bewegungsablauf des Pferdes. Dazu gehört beispielsweise, dass der Reitsand nur so stark verdichten sollte, dass er dem Huf eine optimale Eindringtiefe und Stabilität bietet, ohne zu hart zu werden. Grundlegend sollte das Korn des Reitsandes zudem nicht zu scharf sein, so dass der Hufabrieb geringgehalten wird. Auch eine gute Wasserspeicherkapazität ist natürlich vorteilhaft.
Den einen für Alle optimalen Reitboden gibt es nicht, denn er muss immer individuell an die Gegebenheiten vor Ort und die individuellen Ansprüche angepasst sein. Fragen, die vor dem Kauf eines Reitbodens geklärt werden müssen, sind daher z. B.: Wie soll die Reitfläche entwässern? Was für Disziplinen sollen auf dem Reitsand geritten werden? Häufig ist eine Beratung vor dem Kauf sinnvoll, um den optimalen Reitboden für den individuellen Nutzen zu finden.
Was muss beim Bau eines Reitbodens in Bezug auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden?
Es ist sehr wichtig, sich bereits bei der Planung des Reitbodens mit nachhaltigen Zuschlagstoffen und Materialien auseinanderzusetzen. Beim Profi wird man Informationen zu den Produkten und der Langlebigkeit erhalten. Siebgut zum Beispiel ist ein natürliches Produkt, welches gute Eigenschaften als Zuschlagstoff aufweist, jedoch ist die Lebensdauer durch natürliche Verrottungsvorgänge begrenzt. Daher sollte man immer alle Vor- und Nachteile der verschiedenen Materialien bedenken.
Es ist darüber hinaus sehr empfehlenswert direkt auf einen hochwertigen Reitsand zu setzen, anstatt einen günstigen für die Nutzung unbrauchbaren Sand zu nutzen. Denn häufig wird nach kurzer Zeit deutlich, dass der Hufabrieb viel zu hoch ist, der Sand nicht verdichtet, oder er aus anderen Gründen nicht als Reitsand geeignet ist. Dann muss der ganze Sand wieder abgetragen werden und ein neuer Boden aufgebracht werden. Das ist nicht sehr nachhaltig und auch kostenintensiv, und ein falscher Reitboden kann zu gesundheitlichen Problemen beim Pferd führen. Es ist immer schön zu sehen, dass viele Kunden durch die richtige Pflege ihren Reitsand langlebiger machen. Mal muss Sand nachgefüllt werden, aber der Bedarf nach einem kompletten Austausch der Tretschicht kann so deutlich verzögert werden.
Wie sieht die tägliche Pflege eines Reitbodens aus und was muss dabei beachtet werden?
Wenn einmal der ideale individuelle Reitboden gefunden und eingebaut wurde gilt das credo: „Ein Reitboden ist nur so gut wie seine Pflege“. Zum einen sollte ein Reitboden regelmäßig abgeäppelt und von Laub und anderen organischen Dingen gesäubert werden. Im nächsten Schritt sollte der Boden dann regelmäßig abgeschleppt werden. Durch das Abziehen werden Löcher und Hufspuren geschlossen und der Boden wird wieder glattgezogen. Dadurch wiederrum sichert man zum einen, dass das Entwässerungssystem gut funktioniert. Zum anderen vermeidet man so Durchtritte auf die unter dem Reitsand liegende Schicht. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist die Bewässerung. Ein Reitboden sollte immer gut feuchtgehalten werden, damit er stabil, staubarm und funktional bleibt. Trockene Böden zerreiben sich deutlich schneller als gut gewässerte Böden. Da insbesondere im Außenbereich nicht steuerbare Wassermengen dazukommen können, gibt es hier keine feste Literangaben, die ein Boden benötigt. Ein Test, um zu überprüfen, ob der Sand feucht genug ist, ist ganz einfach: Man nimmt ein wenig Sand in die Hände und formt eine Kugel. Wenn man nun die Hände öffnet, sollte die Kugel in sich stabil bleiben. Dann hat der Sand den optimalen Feuchtegrad. Wenn sie leicht zerbröselt ist der Sand zu trocken. Wenn der Sand zerfließt, ist er zu nass. Zudem kann es sich – je nach Nutzung und Pflege – lohnen, den Reitboden in regelmäßigen Abständen professionell begradigen zu lassen.
Mehr Informationen zum Bau und der Pflege von Reitplätzen finden Sie im Profi-Magazin Pferdebetrieb.