Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, hat kürzlich die Abschlusskonferenz zur Landfrauenstudie eröffnet. Für diese wurde in ganz Deutschland zum ersten Mal die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft untersucht.
Über 7.000 Frauen wurden von 2019 bis 2022 online befragt und mehr als 70 Interviews von Experten des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft und der Universität Göttingen mit
Unterstützung vom Deutschen LandFrauenverband geführt. Gefördert wurde die Studie
vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit rund 977.000
Euro aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung. Aus der Studie gehen laut
Özdemir „klare Handlungsempfehlungen, wie wir diese Lebens- und
Arbeitswirklichkeit verbessern können“ hervor. Außerdem zeige sie, dass bei der
Gleichstellung auf Höfen noch erheblicher Handlungsbedarf bestünde. Die
Altersvorsorge der mitarbeitenden Frauen sei oftmals noch „lückenhaft und an
das Rollenverständnis des männlichen Hauptverdieners geknüpft“.
Die Ergebnisse der Landfrauenstudie
Die Ergebnisse der Erhebung zeigen Folgendes: 83 % der befragten Frauen arbeiten im
landwirtschaftlichen Betrieb und 52 % in dazugehörenden Nebenbetrieben. Außerbetrieblich erwerbstätig sind knapp 40 % und fast alle Frauen (83 %) arbeiten zusätzlich im Haushalt. 72 % gaben an, an strategisch-unternehmerischen Entscheidungen beteiligt zu sein. Für Buchhaltung, Finanzen und Büro sind 62 % verantwortlich. Von den mehr als 7.000 befragten Frauen gaben nur 11 % an, dass ihnen der gesamte Betrieb gehöre, 24 % von ihnen gehöre zumindest ein Teil der Flächen oder Gebäude. Bei der Betriebsleitung durch Frauen rangiert Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern auf den hinteren Plätzen. Weiterer Verbesserungsbedarf, den die Studie identifiziert hat, liegt in der sozialen Absicherung der Frauen in Bezug auf Alters- und Gesundheitsvorsorge sowie bei Trennung bzw. Scheidung.
Die Experten empfehlen aufgrund der Ergebnisse der Studie eine Verbesserung der Altersvorsorge, den Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten für Frauen sowie eine Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur in ländlichen Räumen. Konkret werden unter anderem niedrigschwellige Förderprogramme für landwirtschaftliche Existenzgründerinnen, eine bessere Aufklärung von Arbeitgebern über die gesundheitlichen Risiken für Frauen am Arbeitsplatz in der Landwirtschaft und
zu Regelungen zu Mutterschutz sowie Elternzeit. Auch die Stärkung der Position von Hofnachfolgerinnen und potentiellen leitenden Angestellten in Form von speziellen Lehrgängen oder Mentoring-Programmen wurde vorgeschlagen.