So wirkt sich Einzelhaltung auf das Immunsystem eines Pferdes aus
Dass Pferde bewegungsfreudige Herdentiere sind, ist längst
kein Geheimnis mehr. Und auch wenn der Trend immer mehr in Richtung Aktiv- und
Bewegungsställe geht, werden nach wie vor viele Pferde einzeln in Boxen und
ohne ständigen Kontakt zu Artgenossen gehalten. Eine Studie von Dr. Sonja
Schmucker, Dr. Vanessa Preisler, Dr. Isabell Marr, Prof. Dr. Konstanze Krüger
und Prof. Dr. Volker Stefanski hat sich mit der Frage beschäftigt, ob sich die
jeweilige Haltungsform auf das Immunsystem von Pferden auswirken kann. Das Team
von Wissenschaftlern der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt
Nürtingen-Geislingen und der Universität Hohenheim wollte herausfinden, ob zum
einen der Umzug in eine Einzelhaltung und zum anderen die Veränderung einer
Herdenzusammensetzung die Leukozyten-Werte (also verschiedene Immunzellentypen)
eines Pferdes beeinflussen. Die Ergebnisse der Studie deuten stark darauf hin,
dass die Einzelaufstallung ein intensiver Stressor ist, der zu akuten und
dauerhaften Veränderungen des Blutbilds verschiedener Leukozyten-Typen führt. Die
Forscher führten jeweils im Vorfeld sowie am ersten und am achten Tag nach der
jeweiligen Haltungsveränderung Immunmessungen durch. Ergänzend wurden
Untersuchungen der Plasma-Cortisol-Konzentration sowie Verhaltensbeobachtungen vorgenommen.
Während der Umzug in eine Einzelhaltung laut der Studie einen intensiven
Stressfaktor darstellt, der auch dauerhafte Veränderungen der Blutwerte bedingen
kann, löste die Trennung von der Stallgruppe keine nennenswerten
immunologischen Stressreaktionen bei den Pferden aus. Die Studie unterstreicht,
dass soziale Isolation für Pferde einen chronischen Stressor darstellt und
Gruppenhaltungssysteme Vorteile im Hinblick auf die Immunkompetenz bieten.
Dennoch sollten, so die Wissenschaftler, künftige Studien die Auswirkungen
bestimmter Haltungsbedingungen auf das Immunsystem weiter untersuchen.